Gespannt auf die Vernissage in der Margarethenkapelle (von links): Laudatorin Annegret Blum, Künstler Walter Eberhardt, Bürgermeister Thomas Gedemer sowie Doris Daute und Herbert Oesterle vom Kulturkreis Foto: Göpfert Foto: Lahrer Zeitung

Vernissage: Walter Eberhardt eröffnet am Sonntag seine Ausstellung in der Margarethenkapelle

"Aspekte der Heimat" lautet der Titel der Ausstellung von Walter Eberhardt, die am Sonntag, 17. Juni, um 11.30 Uhr ihre Vernissage in der Margarethenkapelle hat. Mit ihr zeigt der Künstler, wie vielfältig, der Begriff interpretiert werden kann.

Herbolzheim. Schneebedeckte Schwarzwaldhütten, Frauen in Kopftüchern auf dem Markt oder eine Mutter, die ihr Kind fest im Arm hält – all das und mehr symbolisiert für Walter Eberhardt Heimat. Der Künstler hat die Vielschichtigkeit der Eindrücke zum Thema Heimat, die ihn von Kindheit an begleitet haben, in Gemälden und in Holzschnitten festgehalten. Der Zeitraum in dem die Bilder entstanden sind, umfasst mehr als 40 Jahre, das älteste Bild stammt aus dem Jahr 1976. Zur Ausstellung gelangt sind diese "Aspekte der Heimat" durch den Kulturkreis Herbolzheim.

Der Diskurs zum Thema Heimat sei ein ganz aktueller nicht nur in der Politik oder im Hinblick auf die Geschichte Deutschlands. Auch junge Leute würden wieder intensiver danach suchen, wo sie hingehören würden, erklärte Thomas Gedemer auf der Pressekonferenz zur Vernissage. Und so freute sich der Herbolzheimer Bürgermeister darüber, dass man über die Ausstellung in den Diskurs einsteige und versuche, die Menschen mit Bildern zu erreichen.

Für Eberhardt jedenfalls ist die Heimat mit vier prägenden Dingen verbunden: der häuslichen Atmosphäre. Der religiösen Erziehung und dem Glauben. Der Natur und der Umgebung, so erinnert er sich noch an strenge Winter, mit zwei Meter hohem Schnee, der das Wohnhaus einkesselte. Und das vierte, das sind die Menschen, die ihm begegneten. So tragen etwa fast alle Frauen auf seinen Bildern Kopftücher – weil er sie so aus seiner Kindheit kennt. "Die Schwarzwald-Dächer und die Kopftücher bringen für mich die Sehnsucht nach Geborgenheit zum Ausdruck", erklärte der Künstler.

Doch auch die negativen Aspekte von Heimat zeigen seine Bilder: Frauen in Schwarz, die mit dem Rücken zum Betrachter stehen und somit Ausgrenzung symbolisieren, Winter in den Farben schwarz und weiß, die Entbehrung suggerieren und auch Flüchtende sind zu sehen. "So wichtig die Heimat ist so leicht kann man sie auch verlieren", weiß nicht nur er, sondern auch Annegret Blum, die auf der Vernissage die Laudatio auf ihn halten wird.

Für sie ist Heimat auch ein innerliches Gefühl, das man mit sich tragen könne. Und erst wenn man diese Sicherheit und Geborgenheit der Heimat in sich selbst spüre, könne man selbst auch anderen eine Heimat geben, ergänzte Gedemer.

Welcher Aspekt der Heimat sie am meisten anspricht, das dürfen die Besucher selbst entscheiden. Ab Sonntag ist die Ausstellung bis zum 5 . August sonntags von 15 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung unter Telefon 07643/5015 in der Margarethenkapelle zu sehen.

Nach Ansicht von Kulturkreis-Mitglied Herbert Oesterle ist die kleine Margarethenkapelle neben dem Herbolzheimer Rathaus der perfekte Ort für eine Ausstellung zum Thema Heimat. "In ihr war schon so ziemlich alles beheimatet. Sie diente schon als Stallung, Rumpelkammer oder zur Unterbringung von Soldaten", erklärte er. 1320 erstmals erwähnt gilt sie als ältestes Kulturdenkmal der Stadt und der Umgebung. 1811 wurde die Kapelle entweiht , versteigert und anschließend 150 Jahre lang für verschiedene Zwecke genutzt, zuletzt für den Bauhof. Erst in den 1950er-Jahren wurde ihr Wert erkannt und mit einer Restaurierung begonnen. Wie genau sie genutzt oder ob sie doch angerissen werden sollte, darüber wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder diskutiert. 1983 bis 1992 wurde sie schließlich für mehr als 605  000 Mark renoviert und gilt seitdem wieder als Kleinod der Stadt Herbolzheim. Auch nach der aktuellen Ausstellung sollen dort Veranstaltungen stattfinden, erklärte der Bürgermeister.