Rund 100 Gäste kamen zum Vortragsabend von Pfarrer Heiko Bräuning, der sein Deadline-Experiment vorgestellt hat. Fotos: Bernhard Thürling Foto: Lahrer Zeitung

Vortrag: Pfarrer Heiko Bräuning stellt im Rahmen der Gemeindetage sein Deadline-Experiment vor

Der eigene Tod ist ein Thema, das wohl niemand gern an sich heranlässt. Anders Pfarrer Heiko Bräuning, der den eigenen Tod zum Thema machte und die gewonnenen Gedanken und Erfahrungen nun weitergibt, in Vorträgen und seinem Buch.

Broggingen. Im Rahmen der Brogginger Gemeindetage erzählte Heiko Bräuning von seinem Deadline-Experiment. Der offene Singkreis der Gemeinde Broggingen begrüßte die rund 100 Gäste mit einem Lied und überraschte damit den Gast vom Bodensee, der es selbst komponiert und getextet hat. Trotz des ernsten Themas wurde an diesem Abend oft gelacht.

Als Einstieg machte Bräuning deutlich, dass jeder seinen eigenen Tod stirbt: "Der Koch gibt den Löffel ab, der Beamte entschläft sanft, der Zahnarzt hinterlässt eine schmerzliche Lücke und der Tenor hört die Englein singen". Vielleicht, räumt der Pfarrer in seinem Vortrag ein, hat er mit dem Experiment die Beschäftigung mit dem eigenen Sterben auf die Spitze getrieben. Letztlich wollte er jedoch der Frage nachgehen, wie er es hinkriege, ein glückliches, ein zufriedenes Leben zu leben.

Angefangen hat er mit seinem Experiment 2012, mit der Tatsache, ein fiktives Sterbedatum, den 16. April 2016, festzusetzen und in den Kalender einzutragen. Mit diesem Schritt hat Bräuning den Tod ins Leben geholt.

Daraufhin wurde die Entscheidung leicht zwischen den Überstunden oder dem Fußballspiel mit dem Sohn. Er fragte sich, was er mehr bereuen würde: mit dem Sohn Fußball gespielt zu haben oder für einen Chef, der es vielleicht nur am Rande bemerkt, in Überstunden die Berge auf dem Schreibtisch zu verkleinern. "Wir haben nicht alle Zeit der Welt", ruft Bräuning noch einmal in Erinnerung und geht auch auf die Partnerschaft ein. Für das Glück in einer Ehe ist es gut, den ersten Schritt zu tun, auch wenn man sich im Recht wähnt.

Was ist wichtiger, die aufgeräumte Garage oder die Zeit mit der Familie? Solche Fragen beantwortet man anders, wenn man weiß, es bleibt nur eine begrenzte Zeit. Weiter erzählt der Pfarrer von dem Flügel, den er sich als Musiker immer gewünscht hatte. Aber mit vier Kindern? Nun leistete er sich das Instrument, die Bank half dabei.

Bräuning legte fiktives Sterbedatum fest

Er erzählte von dem Freund, der immer engagiert beruflich tätig, bis es an den Ärzten in der Klinik war, über seine Zeit zu bestimmen und machte damit darauf aufmerksam, dass es wichtig sei auf sich zu achten.

"Wollen wir bereuen, das Leben verträumt zu haben oder die Träume leben?" – so eine seiner Fragen. Und so bittet er seine Zuhörer, "wenn Sie heute hier hinausgehen, verschieben Sie ihre Entscheidungen nicht länger. Fragen Sie sich, was ihnen wichtig ist im Leben. Seien Sie dabei ruhig egoistisch." Viele Anregungen für ein gutes Leben vor dem letzten Tag nahmen die Zuschauer nach einem abschließenden Lied und einem Gebet mit guten Wünschen, mit auf den Weg nach Hause.

Heiko Bräuning wurde am 7. November 1969 in Göppingen geboren. Er ist evangelischer Pfarrer, freiberuflicher Hörfunkjournalist, Musiker, Moderator und Autor. Als Hörfunkjournalist hat er bisher dreimal – 1998, 2000 und 2001 – den Medienpreis des Landes Baden-Württemberg erhalten. 2009 begann er den wöchentlichen Fernsehgottesdienst "Stunde des Höchsten", der bei Bibel TV ausgestrahlt wird.