Engstellen auf dem Gehweg müssen die Kinder mit besonderer Aufmerksamkeit passieren. Foto: Bohnert-Seidel

Verkehrserziehung im Kindergarten. Polizistin muss Autofahrer auf Zebrastreifen stoppen

Heiligenzell - Die Verkehrserziehung der Vorschulkinder ist auch im Kindergarten St. Katharina ein wichtiges Projekt zur Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr. Eine Polizistin zeigt den Kindern die gefährlichsten Stellen.

Behutsam tasten sich die Kinder entlang des schmalen Stegs, der sich als Trennung zwischen Kreisstraße und Wohnhaus offenbart. Das Eck in der Hauptstraße, am historischen Fachwerkhaus gegenüber dem Heiligenzeller Rathaus, entpuppt sich an diesem Morgen als kleine Herausforderung. Die Kinder nehmen Rücksicht aufeinander. Ihr Verantwortungsgefühl gegenüber den Spielkameraden ist offensichtlich stärker als das der Autofahrer gegenüber der Vorschulklasse: Einige Autofahrer fahren mit den zwar erlaubten, aber dort sicher nicht angemessenen 50 Stundenkilometern an der Gruppe vorbei.

Kindergartenleiterin Britta Kühne ist die Verkehrserziehung ihrer Schützlinge eine Herzensangelegenheit. Sie sieht darin einen wichtigen Baustein ihrer pädagogischen Arbeit. Jedes Jahr sollen die Schulanfängerkinder in den Genuss einer allumfassenden Verkehrserziehung unter Anleitung eines Polizeibeamten kommen.

Zeit für die Kinder hat sich an diesem Morgen Ellen Haber von der Polizeidienststelle Offenburg genommen. Dass es sich bei ihr um eine Polizistin handelte, war Ben gleich bewusst: "Du trägst eine Pistole", sagte der junge Mann zu ihr. Aber außer Verbrecherjagd, Aufnahme von Unfällen, Verkehrsregelung oder dem Einfangen von Einbrechern ist die Polizei auch in der Prävention unterwegs.

Die Verkehrserziehung erfolgt an diesem Morgen zuerst im Kindergarten mittels der Handpuppe eines kleinen Zebras. "Mein Papa vergisst manchmal, sich anzuschnallen", ruft ein Mädchen. Aber zum Glück erinnert ihn die Tochter stets an den Gurt.

Verkehrserziehung erarbeiten sich die Kinder also zunächst in der Theorie. Gemeinsam singen sie ein Lied über die korrekte Straßenüberquerung und machen sich anschließend auf den Weg Richtung Ortsmitte. Dorthin, wo Heiligenzell für sie besonders gefährlich ist. Gemeinsam gehen sie in Zweierreihen Hand in Hand. Parkende Autos stellen das erste Hindernis dar.

Den Ortschaftsräten sind Gefahrenpunkte bekannt

Die Kinder erleben genau das, worüber sich die Ortschaftsräte immer wieder die Köpfe zerbrechen. Parkende Autos auf den Gehwegen erschweren das sichere Vorbeigehen. Weiter geht es in Richtung Ampelanlage.

Dort wird Achtsamkeit verlangt. Leider haben einige Kinder bereits ihre Erfahrungen gemacht mit den Ampelphasen und Autos, die ungebremst weiterfahren.

Dasselbe gilt für die Fußgängerampel: "Erst gehen, wenn das Auto steht". Jedes Kind kommt dran und übt, was die Polizistin vorgemacht hat. Diese mahnt entlang der Straße zur Vorsicht: Den Weg zum Zebrastreifen Richtung Gasthaus Hirsch/Dinos Trinacria gehen die Kinder konzentriert. Am Zebrastreifen ruft die Polizeibeamtin nochmals das Gelernte ins Gedächtnis: "Du musst erst abwarten, ob die Autos auch anhalten", sagt ein Junge.

Die Polizistin steht, schaut nach links, rechts, links, geht über die Straße – und stoppt mitten auf dem Zebrastreifen ein Auto. Der Fahrzeughalter kommt mit einer Ermahnung davon. Ansonsten wäre er ohne anzuhalten über den Zebrastreifen gefahren. Zwei weitere Fahrzeughalter muss sie abbremsen: Der Zebrastreifen wird zur Herausforderung. Die Kinder selbst fühlen sich nun jedenfalls sicherer im Straßenverkehr.

Info: Verkehrskonzept

Bei der Einwohnerbefragung zum neuen Verkehrskonzept der Gemeinde sind am 20. September die Gefahrenstellen Fußgängerampel, Oberweirer Hauptstraße mit parkenden Autos, Zebrastreifen und Engstellen in der Hauptstraße genannt worden.