Michael Ferner berichtete von einer Kajakreise der besonderen Art.Foto: Haberer Foto: Schwarzwälder Bote

Leselenz: Michael Ferner tauscht den Pinsel gegen Kajak-Paddel / Auftakt im Hausacher Kinzigtalbad

Der Auftakt des 24. Hausacher Leselenzes hat im Kinzigtalbad Ortenau stattgefunden. Michael Ferner präsentierte ein satirisches Küstentagebuch. Das Publikum bibberte bei unerwartet frischen Temperaturen, hielt aber tapfer durch.

Hausach. Der Künstler Michael Ferner hat den Pinsel gegen das Paddel ausgetauscht, ist mit dem Hochseekajak von Koroni, in Griechenland, nach Opatija, in Kroatien gepaddelt. In 33 Tagen rund 2000 Kilometer an der Küste entlang.

Ein schweißtreibendes Abenteuer im Kampf gegen die Midlife-Crisis: Rund 660 000 Paddelschläge, die Michael Ferner in einem multimedialen Küstentagebuch verarbeitet hat, einer satirischen Lesung mit Bildern und Filmsequenzen, veredelt mit der Musik von Marko Govorcin.

José F.A. Oliver hat das Format ganz bewusst für den Einstieg in die 24. Ausgabe des Hausacher Leselenzes ausgesucht. Eine leichte und spritzige, satirisch angelegte Performance, um die dunklen Wolken des Lockdowns und der sozialen Distanz hinwegzufegen.

Die Rechnung des Dichters und Festivalleiters ist beinahe aufgegangen. Das Publikum erlebte eine im wahrsten Sinne des Wortes luftige Performance im Freibad. Ein Abend zwischen Poesie und Satire, angereichert mit den Klängen und Liedern einer Sehnsuchtsregion. Wer hätte bei der Vorbereitung des Literaturfestivals auch ahnen können, das am ersten Juliwochenende die Temperaturen in den Abend und Nachtstunden ordentlich in den Keller rutschen. Im zweiten Teil der bis nach Mitternacht dauernden Veranstaltung, wurde kräftig gebibbert. Manch einer träumte dabei von warmen Decken und einer Tasse Glühwein.

Der Ausflug in die Randbereiche des Literaturbetriebs hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Die Einführung in den Abend besorgte Michael Ferners Tochter Katharina, die in dem neuen Festivalformat "Literatourfenster Österreich" als Autorin vorgestellt wird. Er selbst untermauerte eindrucksvoll das Bild eines kreativen Chamäleons, das auf der Bühne daherkommt wie die vorwitzigen und frechen, manchmal nur allzu menschlichen Raben, die Michael Ferner vor einigen Jahren im Hausacher Rathaus gezeigt hat. Der Künstler als Kabarettist und Reiseschriftsteller.

Die Ankündigung des Abenteuers in aller Frühe im Ehebett, das Training auf der heimischen Salzach. Zum Auftakt dann ein Trinkgelage in Koroni, in Griechenland. Am Anfang der Tour wird er begleitet von dem Fischer Aris und dem Fotografen Marc Stickler. Bilder einer großartigen Küstenlandschaft unterlegen ein oft satirisches und selbstironisches Reisetagebuch. Marko Govorcin folgt musikalisch der Reiseroute ein, kommentiert mit frechen Zwischentönen. Die Erkennungsmelodie der Sendung mit der Maus, italienische Schnulzen und der Rembetiko, der griechische Blues, ein Hochzeitslied aus Albanien, Rock’n’Roll und die Filmmelodie von Raumschiff Enterprise.

Michael Ferner trifft einen Profi aus Frankreich, der mit seinem Kajak ein paar Wochen vor ihm in Istanbul gestartet ist, einen Barkeeper, der sein Ruder repariert. Er umschifft mühsam die Aquakulturen in Albanien, zerschneidet ein kroatisches Fußballtrikot, um sein Boot ordnungsgemäß mit einer Flagge zu kennzeichnen. Er schiebt einen Werbeblock für Wundpflaster ein, berichtet von Panikattacken bei der Überquerung einer Schifffahrtsroute im Nebel.

Der Abend trudelt aus, Michael Ferner greift zu Rettungsweste und Paddel, tobt über die Bühne, während Marko Govorcin noch einmal beherzt in die Saiten seiner Gitarre greift.

Montag, 5. Juli:

n 19.30 Uhr, Gasthaus Eiche: Literatourfenster Österreich

Freitag, 6. August:

nVerleihung des Leselenz-Preises der Thumm-Stiftung

Samstag, 7. August:

nEin Kulturumzug: Poetische Wort- und Klangparade

Sonntag, 8. August:

nVersopolis mit Dichtern aus Griechenland, Litauen, Spanien und Österreich

Weitere Informationen und Uhrzeiten zu den Terminen im August folgen noch.