Gabriele Schullers Markenzeichen sind Arbeiten auf Litfaß-Säulen-Papier.Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Corona-Krise macht Künstlern schwer zu schaffen / Gabriele Schuller nutzt Zeit zum Experimentieren

Die Corona-Krise hat die freischaffenden Künstler schwer getroffen. Einkünfte haben die Künstler im Kinzigtal fast keine mehr und auch der Alltag wurde über den Haufen geworfen. Der Schwabo befragt sie in einer Reihe zu ihrer Situation.

Hausach. Für die Hausacher Künstlerin Gabriele Schuller bedeutete der große Stillstand im Land eine ganze Bandbreite prägender Eindrücke. Zum einen gab es kein "Offenes Atelier" im April, keine sommerliche Einzelausstellung in einer Essener Galerie und keine Großveranstaltungen wie die "Huntenkunst" in den Niederlanden. Drei Monate lang hatte sie auch keine Malkurse geben können.

"Ich habe in den vergangenen drei Monaten nur Kosten gehabt – und nichts verdient", bringt es Gabriele Schuller auf den Punkt. "Man hangelt sich von Woche zu Woche, alles ist in der Schwebe."

Und doch ist mitten in der großen Krise unglaublich Kreatives entstanden, hat sich die Künstlerin in unterschiedlichen neuen Maltechniken ausprobiert und ihren Bildern schließlich einen ganz neuen Ausdruck verliehen. "Ich habe viel experimentiert und so viel gemalt wie noch nie", sieht Schuller das Positive dieser Zeit.

Denn eigentlich wäre sie im September bei einer Ausstellung in Lissabon mit zwölf Bildern in einer Galerie vertreten gewesen. Für den Transport der Bilder im Flugzeug habe sie sich etwas überlegen müssen, damit die Versiegelung ihrer Arbeiten nicht beschädigt werde – und trotzdem der gleiche Effekt mit Transparenz der tieferen Schichten erhalten bliebe.

Denn Gabriele Schullers Markenzeichen sind Arbeiten auf Litfaß-Säulen-Papier, auf denen sie den Menschen in seiner ganzen Gestik, Mimik und Bewegung darstellt. Mitunter wird das Papier selbst zum Motiv, wenn beispielsweise eine Zeitung oder ein Schuh mit Leinölfarbe nur angedeutet wird und sich der Rest aus der transparenten Schicht der Litfaß-Säule ergibt.

Corona-Krise hatte einen künstlerisch positiven Effekt, weil ich viel tiefer in die Thematik eingetaucht bin. Ich habe ein viertel Jahr lang nur für mich gearbeitet, es sind einige neue Werke entstanden", macht die Hausacherin neugierig und verweist auf die Problematik der Ausstellungen.

Die Termine in Galerien und auf Messen seien meistens über zwei Jahre vergeben. Deshalb würden keine Ersatz-Termine vergeben, sondern die Ausstellungen würden komplett ausfallen. Im kommenden Frühjahr hätte sie eigentlich im Holzgerlinger Wasserschloss ausgestellt – dort habe man den diesjährigen Terminplan komplett um ein Jahr verschoben. "Aber das ist sehr selten", betont Gabriele Schuller. Verschoben wurde auch das "Offene Atelier", das am jetzt für das Wochenende vom 17. und 18. Oktober geplant ist. Wie viele Künstler sich daran beteiligen werden, stehe allerdings noch nicht sicher fest.

Mittlerweile hat Gabriele Schuller auch wieder erste Malkurse gegeben – mit viel Abstand und wenigen Teilnehmern. Die Wiedersehensfreude sei nach drei Monaten groß gewesen, auch wenn sie während des großen Stillstands mit den Teilnehmern im digitalen Kontakt stand. "Online-Kurse wird es aber keine geben, das ist nicht mein Ding", erklärt die Künstlerin.

Derzeit finden noch keine Kinder-Malkurse statt, weil die Möglichkeiten im Atelier in der Vorlandstraße zu begrenzt sind. Aber die Türen des Ateliers stehen offen und die Künstlerin freut sich jederzeit über Besuch. Für die Ausstellungen und Aktionen wie das "Offene Atelier" würde sich Gabriele Schuller sehr viel mehr junges Publikum wünschen, um deren Ansichten kennen zu lernen und sich mit ihnen auszutauschen.

Weitere Informationen: www.gabriele-schuller.de

Neben den eigenen Werken für Ausstellungen fertigt Gabriele Schuller auch immer wieder Auftragsarbeiten an. "Porträts von Kindern oder ganzen Familien, Höfe oder Landschaften – das habe ich alles schon gemacht", erzählt die Hausacher Künstlerin. www.gabriele-schuller.de