Die ehemalige Stadtschreiberin Katharina J. Ferner las aus ihren Kolumnen und Gedichten. Fotos: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Hausach begrüßt die neuen Stadtschreiber / Manuskriptlesung von Hanno Millesi

Mikael Vogel wohnt schon in Hausach und auch die beiden anderen Stadtschreiber Andrea Karimé und Petra Piuk kamen zur offiziellen Begrüßung in die Stadt unter der Burg. Sie alle werden drei Monate im Molerhüsli leben und arbeiten.

Hausach. Leselenz-Kurator José F. A. Oliver begrüßte die Gäste in einem "gut vorgeglühten Ratssaal" und erklärte in Anspielung auf eine SMS eines anreisenden Literaten, in der dieser schrieb: "Die Bahn sammelt Verspätungen" – "wir werden in den kommenden Tagen großartige Literatur sammeln."

Bürgermeister Wolfgang Hermann zählte in einem langen Dankesreigen die vielen Stiftungen, Unterstützer und Helfer des Literaturfestivals auf, bevor er betonte: "Ich freue mich, dass wir mit diesen Stipendiaten drei tolle Menschen haben, die das kulturelle Leben in Hausach bereichern werden." Als Willkommensgeschenk erhielten Vogel, Karimé und Piuk das obligatorische "Huse für Neigschmeckte".

Astrid Gräfin Schimmelpenninck sprach im Namen der Amanda-und-Erich-Neumayer-Stiftung. "Ich werde häufig gefragt, in welchen wichtigen Bereich die Stiftung investieren sollte. Da gibt es so vieles: Demokratie, Menschenrechte, Klimaschutz, Tierschutz, Kinderrechte. Die Neumayer-Stiftung hat aber vor allem die Kinder als Zielgruppe", erklärte sie. Zu Karimé sagte sie: "Es freut mich, dass Sie die Poetik-Dozentur an der PH Karlsruhe bekommen haben." Sie schenkte der Schriftstellerin eine Kladde und wünschte Karimé eine "wundervolle Zeit in Hausach".

Dann berichtete Oliver von "nicht einfachen Jury-Sitzungen". Für die drei Stipendien seien 70 Bewerbungen eingegangen. "Wir hätten zehn Stipendien vergeben können", so Oliver. Er betonte aber, dass dennoch die Entscheidungen im Gremium stets einstimmig gefällt werden.

Robert Renk, der neben Oliver und Ulrike Wörner in der Jury saß, sagte in seiner Laudatio: "Petra Piuk zeigt uns mit ›Toni und Rosi, wie man einen Heimatroman eindrucksvoll versaut. Sie hat quasi den Anti-Heimatroman verfasst." Piuk brauche dieses Mal keine Kunstsprache, um zu entlarven. Renk lobte das "Herrlich-schaurige Potpourri", in dem dem Leser wegen der drei Erzähllagen manchmal auch etwas schwindelig werden könne.

Die Lacher auf ihrer Seite hatte Ulrike Wörner, als sie in ihrer Laudatio für Andrea Karimé mit einem kleinen Bollenhut auf dem Kopf den Unterschied zwischen "interkulturell" und "transkulturell" erklärte. Für interkulturell zog sie ein Gleichnis mit Blasen heran, die aneinander schlagen und deren Inhalt sich beim Platz vermischt. Mittels des kleinen Bollenhuts stellte sie die transkulturellen Verflechtungen dar. "Der Bollenhut kommt nicht aus Hausach, ich dürfte die roten Bollen gar nicht tragen und auch sonst ist vieles nicht ganz richtig. Und dennoch passt er", so Wörner. Karimé bezeichnete sie als Expertin für Transkulturelles und wunderbare freie Geschichtenerzählerin. "Wenn Sie ihre Bücher lesen, erreicht sie Ihr Herz. Und sie sind auch etwas für Erwachsene", so Wörner.

Die Laudatio für Vogel übernahm José F- A. Oliver. Sein Werk "Dodos auf der Flucht" enthalte "Seinsgeschichten unserer Erde". "Mit dem Untergang dieser Tierarten atmen wir ins Greifbare, jeder Gedanke ist ein Mahnmal", so Oliver. Die Eleganz des Widerstands trage den Namen Mikael Vogel, "im Federkleid der Hoffnung". Passend dazu überreichte Oliver dem Stadtschreiber ein mit Vögeln bedrucktes Notizbuch.

Als kleines Geschenk für die Stadtschreiber las Katharine J. Ferner, die 2017 selbst Stipendiatin war, aus einiger ihrer Kolumnen und Gedichte vor.

Das war aber nicht alles: Hanno Millesi gab einen Einblick in sein Manuskript zu "Der Charme der langen Wege" vor. Darin geht es um einen Geräuschemacher, der sich in seiner Rente sein Stadtviertel neu erschließt. Das Buch soll Anfang des kommenden Jahres erscheinen.

Gestern Abend wurde der Leselenz offiziell eröffnet. Auch Anja Tuckermann bekam in der Stadthalle den Preis für junge Literatur von der Thumm-Stiftung überreicht. Wir werden noch berichten.