Die Darsteller stecken bereits mitten in den Proben für das Musical, das am 15. Juni Premiere feiert. Foto: Beule

Vorbereitungen zum RGG-Musical "West Side Story" laufen. Mehr als 80 Darsteller wirken mit

Hausach - Die "West Side Story" gehört heute zu den weltweit bekanntesten Musicals. Die Geschichte um die verfeindeten Banden Jets und Sharks ist aktueller denn je, die Kompositionen von Leonard Bernstein anspruchsvoll. Die Schüler des Robert-Gerwig-Gymnasiums bringen das Musical im Juni auf die Bühne der Hausacher Stadthalle.

Herr Bäder, Herr Santo, wie laufen denn die Vorbereitungen?

Santo: In den verschiedenen Bereichen unterschiedlich gut. Bei den Solisten sind wir schon sehr weit. Ich habe das Gefühl, dass wir die Vorbereitungen in den Pfingstferien abschließen können und es dann auf die Stadthallenbühne umsetzen müssen.

Bäder: Mit dem Chor haben wir Anfang des Schuljahres begonnen und proben wöchentlich 45 Minuten. Auch die Arbeiten hinter den Kulissen, also zum Beispiel Kostüme und Technik, laufen schon an. Das Orchester ist eine Sache, die erst kurzfristiger kommt. Dieses Mal sind neben Schülern auch professionelle Musiker dabei, da die "West Side Story" ein hohes musikalisches Niveau hat.

Santo: Das spannende ist dann, die Choreografien mit dem Gesang zusammenzukriegen. Das braucht viel Training, Übung und Wiederholung.

Wie aktuell ist der Stoff der "West Side Story" heute noch?

Bäder: Das Thema aus "Romeo und Julia" wurde von Bernstein aufgegriffen in Anlehnung an die Konflikte, die in New York zwischen den zugewanderten und einheimischen Jugendgruppen entstehen. Insofern ist dieser Stoff maßlos aktuell, denn das sind auch die Probleme, die uns gerade beschäftigen.

Santo: Es ist ein ganz klassisches Dramenthema, das zeitlos ist. Die große Frage der Identität spielt auch da rein. Die Frage "Wer bin ich" ist eine aktuelle Frage, gerade vor dem Hintergrund des Fremdenhasses. Was bin ich, wenn ich mich heute als Deutsch bezeichne, was ist Deutsch? Das ist auch eine Frage, die zum Beispiel in dem bekannten Stück "America" gestellt wird: Was bedeutet es, amerikanisch zu sein? Die Fragen aus dem Stück sind für mich total parallel zu den Fragen, mit denen wir uns heute auseinandersetzen.

Tanz, Gesang, Schauspiel sind gefordert – Wie gehen die Schüler mit der Herausforderung um?

Bäder: Wenn die Schüler Feuer gefangen haben, sind sie mit dabei und können viel leisten. Unter den Darstellern gibt es auch Abiturienten, die haben auch eine ordentliche Doppellast zu tragen.

Santo: Sie freuen sich über die Abwechslung. Der Aufwand ist groß. Die "West Side Story" ist bekannt als Tanzmusical, das sind aber Möglichkeiten, für die wir uns nicht entschieden haben. Es gibt Tanzgruppen, aber es wird nicht so, dass alles wie im Film über den Tanz erzählt wird.

Die "West Side Story" gilt auch als "Mutter der Musicals". Wird man nicht nervös ob der Erwartungen?

Bäder: Man wird nervös ob der musikalischen Komplexität. Das ist ein hoher Anspruch. Dass es als Meilenstein der Musicalgeschichte gilt, das beschäftigt mich persönlich gar nicht.

Santo: Die Inszenierung von damals, die auch heute in der Regel noch unverändert am Broadway zu sehen ist, war schon eine große Nummer. Wir sind aber nicht verpflichtet, das so umzusetzen. Das könnten wir gar nicht.

Bäder: Wir haben in der Vergangenheit auch schon namhafte Musicals aufgeführt. Darum schreckt uns der Name nicht ab. Aber musikalisch wird es eines der schwersten Musicals sein.

Was sind die besonderen Herausforderungen?

Santo: Wir haben rund 80 Darsteller, also mehr als beim Original. Die Ästhetik, die man aus dem Film kennt, ist darum nicht übertragbar. Man kann es nicht eins zu eins übersetzen, sondern wir müssen völlig neu denken.

Bäder: Es ist auch organisatorisch eine sehr große Herausforderung. Die ganzen Dinge zusammenfließen zu lassen und alles zu koordinieren – das muss sehr genau getimt werden. Die Schüler sind hauptberuflich Schüler, das darf man nicht vergessen. Dass sie dafür die Zeit und die Energie finden, ist auch für sie eine Herausforderung.

Santo: Ja, das stimmt. Sie stehen eben nicht immer zur Verfügung. Wir müssen auch darauf bauen, dass sie das zeitlich möglich machen. Wir haben da aber ein gutes Image. Sie wissen, es wird Spaß machen und am Ende gut auf der Bühne.

Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen Ihnen aus?

Bäder: Die schauspielerischen Dinge sind Giovannis Sache. Die Choreografien erarbeiten wir zusammen, aber er ist derjenige, der das Ganze digital aufarbeitet und weiterverarbeitet.

Santo: Reinhardt macht den Chor, das Orchester und alles, was drumherum so ansteht. Später, bei der Aufführung auch Tontechnik. Ich übernehme die Lichttechnik. Aber es gibt auch viele andere, die hinter den Kulissen wichtig für uns sind und uns helfen.

Wie werden die Figuren erarbeitet?

Santo: Zunächst nehmen wir uns die Figuren vor. Wer sind sie, was essen sie beispielsweise zum Frühstück? Wir versuchen sie in Situationen zu schicken, die nichts mit dem Stück zu tun haben. Das machen wir im Ensemble, damit wir einerseits das Feedback haben, aber auch um miteinander spielen zu können. Im nächsten Schritt widmen wir uns dann dem Stück und schauen, wie die Figuren, die wir uns erarbeitet haben miteinander agieren. Danach stürzen wir uns in die Szenenarbeit. Worum geht es, welche Motivation hat jede Figur in der Szene? Dann lasse ich die Darsteller häufig improvisieren, schaue mir das an. Danach baue ich die Szene, überprüfe sie immer wieder. Am Anfang ist es gefühlt eine unendliche Geschichte, aber es macht Spaß, immer weiter in den Charakter vorzudringen.  

Die Fragen stelle Katharina Beule.

Info: Das Musical am RGG

Die Aufführungen des RGG-Musicals "West Side Story" finden jeweils um 19.30 Uhr in der Stadthalle statt, und zwar am

 > Freitag, 15. Juni

 > Samstag, 16. Juni

 > Sonntag, 17. Juni

 > Mittwoch, 20. Juni

 > Freitag, 27. Juni

Bis es soweit ist, wirft der Schwarzwälder Bote regelmäßig einen Blick hinter die Kulissen und begleitet die Vorbereitungen auf und hinter der Bühne. Weitere Informationen zum Musical gibt es auf der eigens erstellten Internetseite unter http://rgg-musicals.de.