Konzert: Sebastian Hübner und Kristian Nyquist begeistern in der Dorfkirche mit Schuberts Liedzyklus

Mit Sebastian Hübner und Kristian Nyquist sind kürzlich zwei Musiker von Weltklasse zu Gast in Hausach gewesen. Die grandiose Aufführung von Schuberts "Winterreise" bezauberte die Besucher.

Hausach. Ein diesiger Donnerstagabend. Kaum eine Stimmung eignete sich besser für den Liedzyklus "Die Winterreise" von Franz Schubert, aufgeführt von zwei international aktiven und bekannten Künstlern. Als Veranstaltungsort war die Dorfkirche in Hausach in Absprache mit der katholischen Kirche erwählt worden. Bereits zehn Minuten vor Beginn der Vorstellung waren alle Plätze in der Kirche und auf dem Orgelboden besetzt. Das lag zum Teil auch an den knapp 80 Schülern des Robert-Gerwig-Gymnasiums (RGG), das die Veranstaltung unter der Leitung von Thomas Rothkegel organisiert hatte (siehe Info).

Die Musiker bedurften keiner großen Vorstellung, ihre Biografien fanden sich im Programmheft, genau wie die Liedtexte der "Winterreise" und je eine Interpretation zu jedem Stück. Diese stammten vom Abiturkurs des RGG in Deutsch. Nach kurzem Applaus kehrte Ruhe ein und die Musiker setzten zum ersten Stück an.

Bereits dabei zeigte sich deutlich, dass Hübner und Nyquist, die bereits bei mehreren Projekten zusammengearbeitet haben, ein eingespieltes und harmonierendes Duo sind. Mit klaren und gleichmäßigen Anschlägen begann Nyquist das erste Stück auf der Reise, "Gute Nacht". Mit grandioser Technik und viel Gefühl führte der Pianist die Zuhörer sanft durch seine ganz eigene Interpretation der altehrwürdigen Stücke ohne, dass es aufgesetzt oder gekünstelt klang. Im Gegenteil, die feinen Unterschiede zu Referenzaufnahmen brachten neue Dynamiken. Und selbst wer die "Winterreise" schon oft gehört hat, konnte die Musik ganz neu erleben.

Klangkulissen füllen den Raum aus

Die Essenz der Harmonien und die mal zierlichen und mal breiten Klangkulissen, die Schubert in den Kompositionen aufbaut, waren für Nyquist ein Leichtes und so füllte er mit ihnen die Dorfkirche aus, deren Akustik wie gemacht war für diesen Liedzyklus. Ebenso schnell wie die Fähigkeiten des Pianisten wurde auch das Weltklasseniveau des Tenors Sebastian Hübner offensichtlich. Mit einer schier unfehlbaren Treffsicherheit meisterte Hübner auch die raffinierteren Gesangspassagen. Sein Stimmumfang deckte dabei mühelos sowohl die Falsettabschnitte als auch die tiefen Stellen der Lieder ab.

Die Stimme des Tenors fügte sich wunderbar in den Klang des Hammerflügels und war stets präsent, jedoch nie penetrant. Artikulation, Klangfarbe und Gefühl waren hervorragend. Bei beiden Musikern war zu erkennen, dass sie Technik mit der Freude am Musizieren verbinden. So erzeugten sie mit ihrer Musik Bilder, die sich vor dem inneren Auge abzeichneten. Mal sah man die Wetterfahne förmlich im Wind flattern, mal erkannte man das fröhliche Schallen eines Posthorns und mal riss ein Sturm die Zuhörer mit sich.

Die kraftvollen Lieder waren dabei genauso schön anzuhören wie die ruhigeren Stücke aus dem Liedzyklus, so dass eine musikalisch rundum gelungene Aufführung das Publikum bezauberte. Gerade in der zweiten Hälfte der Winterreise, in der sich auch ruhigere und getragene Stücke finden, wie zum Beispiel "Das Wirtshaus", erreichte die Musik ihren Höhepunkt an Immersion. Von einzelnen aufkeimenden Unruhen unbeeindruckt führten Nyquist und Hübner die "Winterreise" zu Ende und wurden von den Zuhörern mit lang anhaltendem Applaus belohnt.