Am 25. März wurde der Antrag gestellt, nur zwei Tage später wurde die Ehrenbürgerschaft verliehen. Repro: Hensle Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Verleihung erfolge am 27. März, zudem wurden Straßen unbenannt / 2011 symbolisch aberkannt

NSDAP-Ortsgruppenleiter Eugen Hakelberg stellte am 25. März 1933 den Antrag, Reichskanzler Adolf Hitler sowie dem NSDAP-Gauleiter und Reichskommissar Robert Wagner die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hausach zu verleihen. Nur zwei Tage später war es soweit.

Hausach. Die Begründung: "Das nationale Hausach fordert diese Ehrung um auch dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass es voll und ganz hinter der Reichs- und Landesregierung steht." Zugleich bat der Ortsgruppenleiter und NSDAP-Stadtrat Hakelberg "um beschleunigte Einberufung des Gemeinderats zur Abstimmung des Antrags".

Mit der Forderung nach "beschleunigter Einberufung" sollte wohl der Druck zur Annahme des NSDAP-Antrags erhöht werden. Zwar erlangten die Nationalsozialisten selbst bei den nicht mehr freien Reichstagswahlen vom 5. März 1933 keine Mehrheit in Hausach, diese lag immer noch bei der (katholischer) Zentrumspartei und Sozialdemokratie. Aber zwei Tage zuvor, am 23. März 1933, hatte die Zentrumspartei, die Vorläuferin der späteren CDU, dem sogenannten Ermächtigungsgesetz für Adolf Hitler unter Drohungen und Einschüchterungen zugestimmt und sich so quasi an die Seite Hitlers gestellt. Die Hausacher Gemeinderäte des Zentrums steckten also in der Zwickmühle.

Bürgermeister Karl Moog versuchte dem Antrag die Spitze zu nehmen

Bürgermeister Karl Moog versuchte dem Antrag noch etwas die Spitze zu nehmen, indem er Ortsgruppenleiter Hakelberg schrieb, er würde "noch gerne vor der Sitzung Rücksprache nehmen und zwar dahin, ob es nicht vollständiger und richtiger wäre, daß der Herr Reichspräsident und Herr Reichskanzler als Ehrenbürger ernannt werden und zu Ehren des Reichskommissars von Baden eine Straße zu ernennen".

Und so kam es dann auch in der Gemeinderatssitzung vom 27. März 1933: Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler wurden die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hausach verliehen. Die Eisenbahnstraße wurde in Robert-Wagner-Straße umbenannt. Ein kleines Nachspiel gab es noch hinsichtlich der Anfertigungskosten der Ehrenbürgerurkunden, die von Bürgermeister Moog in Auftrag gegen worden waren.

Bürgermeister Moog, der im Mai 1933 zermürbt aufgegeben hatte und daraufhin durch den kommissarischen NSDAP-Bürgermeister Emil Wimmer ersetzt worden war, "sollte sich persönlich" bei der nächsten Gemeinderatssitzung "verantworten, da der Betrag sehr hoch erscheint".

Die Urkunden wurden Eduard Trautwein zur Schätzung übergeben

Davon nahm man dann Abstand, ließ Ex-Bürgermeister Moog in Ruhe und beschloss vielmehr, die Ehrenbürgerschaftsurkunden dem Wolfacher Kunstmaler Trautwein zur Schätzung zu übergeben – Selbstredend Eduard Trautwein, damaliger Propagandamaler und später Leiter der NSDAP-Kreiskulturstelle.

Auch kannte er sich aus, hatte er doch die Ehrenbürgerurkunden für Hitler und Hindenburg der Stadt Wolfach gefertigt.

Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Hitler und entsprechende Straßenumbenennungen wie in Hausach waren damals Gang und Gäbe. Es gab wohl keine größere Amtsstube ohne entsprechende Urkunde, ganze Wälder von Straßenschildern wurden errichtet. Dieser Hype ging sogar den Nationalsozialisten zu weit. So erging im April 1934 der Erlass: "Der Herr Reichsminister des Innern hat entsprechend einem Wunsch des Stellvertreters des Führers darum gebeten, Sorge zu tragen, dass Verleihungen weiterer Ehrenbürgerschaften an Inhaber öffentlicher Ämter in Reich, Staat und Gemeinden unterbleiben und dass Strassenum- und Neubenennungen nach Lebenden nicht mehr stattfinden."

So ganz hat man sich auch in Hausach nicht daran gehalten: die Umbenennung der Hauptstraße und Haslacher Straße in Adolf-Hitler-Straße erfolgte allerdings erst durch Ratsbeschluss vom 27. September 1939.

Die Ehrenbürgerschaft erlischt automatisch mit dem Tod – Hitler hatte bekanntlich in seinem Bunker Selbstmord verübt – eine Ehrenbürgerschaft musste daher nicht förmlich aberkannt werden. Anders in Hausach: Die Ehrenbürgerwürde von Hitler wurde auf Initiative von Schülern der Graf-Heinrich-Schule durch Beschluss des Gemeinderates vom 21. Februar 2011 symbolisch aberkannt.