Kathrin Krichel unterrichtet ihre Schülern Lara Brucker per Video.Screenshot: Krichel Foto: Schwarzwälder Bote

Musikschule: Leiterin der Zweigstelle Wolfach-Hausach über digitalen Unterricht während des Lockdowns

In einem Video-Interview berichtet Musikschul-Zweigstellenleiterin Kathrin Krichel vom digitalen Musikunterricht und welche Herausforderungen mit diesem einher gehen. Für das Interview wird die gleiche Technik verwendet, mit der Krichel und die anderen Lehrer ihre Schüler digital unterrichten. Nötig dafür sind nur ein Link, eine Webcam und ein funktionierendes Mikrofon.

Guten Tag, Frau Krichel!

Willkommen in der digitalen Musikschule!

Schön, dass das alles so einfach funktioniert. Anderenorts haben die Leute mehr Probleme mit der Technik.

Da sind wir schon mitten im Problem. Genau das ist es, was uns am Anfang der Krise getroffen hat. Wir haben unsere Wege, wie wir arbeiten, unsere Schüler treffen, wie wir Gespräche führen und wie wir unterrichten. Und plötzlich gibt es einen Lockdown, man darf sich nicht mehr treffen, aber man ist gesund und hat Zeit. Also sind wir schnell aktiv geworden, haben unsere privaten Rechner genommen und losgelegt. Einige Schüler hatten am Anfang gar keinen Zugang zu digitalen Möglichkeiten. Die größte Befürchtung zu Anfang der Krise von mir und meinen Kollegen war also: Wir sind da, wir wollen was machen, wir haben Zeit, wir könnten, aber kriegen wir das hin?

Und, haben Sie?

Wenn ich sehe, dass es ein Problem gibt, dann fängt meine Fantasie schon zu arbeiten. Wie kann eine geeignete Lösung aussehen? Als der Lockdown kam, sollte einen Tag später unser Infotag stattfinden, der dann natürlich abgesagt werden musste. Ich habe die letzten Schüler im Präsenzunterricht gefragt, ob sie auch online arbeiten würden. Privat nutze ich Online-Kommunikationsmittel oft. Und einige meiner Schüler hatten das auch. So hat meine Klasse teilweise schon am nächsten Montag digital Unterricht erhalten. Die sind aber wirklich sehr früh dran gewesen, die meisten haben etwas länger gebraucht. Auch von der Leitung aus Offenburg kam schnell Unterstützung: Peter Stöhr, unser fachlicher Leiter, hat mit der Plattform BigBlueButton schnell eine datenschutzkonforme Lösung gefunden und konnte bei den Problemen der Lehrer weiterhelfen.

Hatten einige Schüler Befürchtungen, dass sie sich wegen des Online-Unterrichts verschlechtern?

Ich hatte mir eigentlich erst einmal keine Gedanken wegen des Niveaus gemacht. Ich habe aber gemerkt, dass das Online-Arbeiten ganz anders ist als das im Präsenzunterricht. Man kann nicht mehr herangehen, den Ansatz kontrollieren, man kann nicht auf das Blatt zeigen und sagen, da, spiel den Takt noch einmal – so Kleinigkeiten eben. Wir konnten keine Duette mehr spielen und davon lebt der Unterricht. Vom gemeinsamen Musizieren. Also mussten wir erst einmal herausfinden, was wir mit diesen Online-Tools machen können. Es gibt hier aber natürlich ganz andere Möglichkeiten, ich kann beispielsweise viel direkter auf das Gesicht und auf den Ansatz schauen. Ich kann viel mehr vorspielen und das aufzeichnen. Erstaunlicherweise sind die musikalischen Fortschritte so in der Lockdown-Zeit viel größer gewesen als sonst.

Wie äußerten sich die Fortschritte genau?

Die Programme für den Wettbewerb "Jugend musiziert", der ja nach wie vor stattfinden soll, waren super früh fertig. Die meisten Schüler hatten bis zu den Sommerferien quasi schon alle drei Stücke fertig. Sonst dauert das oft bis zu den Herbstferien. Ich habe viele Schüler am Start, die tolle Fortschritte gemacht haben. Sie hatten einfach keine Ablenkung und das Instrument war oft das einzige Stück Normalität, das noch blieb. Nichts ging mehr, aber Musizieren ging.

Welche Online-Konzepte haben Sie für den Unterricht entwickelt?

Eigentlich waren das eher subtile Umstellungen des Unterrichts. Ich habe in meinem Unterricht einiges umgestellt, damit es besser ins Digitale passt, vieles befindet sich aber noch in der Entwicklung. Was ich gerade erst anfange auszuprobieren, sind die Videotutorials, die man den Schülern dann per Mail zuschicken kann. Ich erstelle Seiten, die ich dann bei einem bestimmten Problem des Schülers versende, das ersetzt dann das Hausaufgabenheft.

Was war im Online-Unterricht eine weitere Herausforderung?

Vor allen Dingen die Verbindung. Manchmal hat sie so geschwächelt, dass man abbrechen musste und den Schülern nur sagen konnte: Mach weiter, so gut es geht.

Wenn die Corona-Krise überwunden ist: Was wollen Sie fortführen?

Den Präsenzunterricht möchte ich unbedingt beibehalten. Ich möchte zu dem zurück, was wir einmal hatten, ergänzt um das, was wir uns jetzt digital erarbeitet haben. Wenn jemand verschnupft ist, kann er beispielsweise zu Hause bleiben und trotzdem Unterricht haben, ohne jemanden anzustecken.

Die Musikschüler dürfen nun schon seit einiger Zeit keine Konzerte geben oder an Wettbewerben teilnehmen. Was für Probleme zieht das nach sich?

Für viele Schüler ist es wichtig, ein Ziel zu haben. Wenn keine Konzerte stattfinden, gibt es diese nicht. Also muss man andere Ziele setzen, zum Beispiel die Leistungsabzeichen. Einige unserer Schüler haben trotz der Situation ihre Abzeichen mit Bravour bestanden. "Jugend musiziert" ist ein weiteres Ziel, an dem wir versuchen festzuhalten. Der Landesverband sagt, dass der Wettbewerb stattfinden wird und dass es Überlegungen gibt, wie man diesem unter den derzeitigen Umständen durchführen kann. Da bitte alle Daumen drücken!   Fragen: Charlotte Reinhard

Das traditionelle Adventskonzert in der Dorfkirche konnte pandemiebedingt nicht in seiner üblichen Form stattfinden. Stattdessen wurden die Beiträge der Schüler einzeln in der Stadthalle gefilmt und können auf dem Kanal der Musikschule auf der Videoplattform Youtube angesehen werden (wir werden noch berichten).