Die Kinder kicherten über Ausdrücke wie "Schrei-Flüstern" und "Murmellachen". Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Jugendbuch-Stadtschreiberin Julia Willmann verabschiedet sich mit Lesung aus Hausach

Die erste Abschieds-Lesung einer Amanda-und-Erich-Neumaier-Stipendiatin ist in Hausach mit einem Novum verbunden gewesen. Julia Willmann hatte das Stipendium aufgrund eines vorliegenden Manuskripts zugesprochen bekommen und nicht für ein fertiges Buch.

Hausach. Im Gespräch mit José F. A. Oliver erzählte die Autorin, wie gut es ihr in Hausach ergangen sei und dass sie in der Zeit sehr viel geschrieben habe. Unter anderem sei das Manuskript mit dem Arbeitstitel "Rascha und die Tür zum Himmel" fertig geworden, das Willmann anschließend vorstellte.

Es sei eine Geschichte von der Rottweiler Fasent, schickte sie voraus. Es gehe um einen etwa neun Jahre alten Jungen, der mit seiner Familie in einer kleinen Stadt lebe und die Oma über alles liebe. Die Geschichte sei fröhlich und zugleich auch traurig, weil die Oma an Fastnacht sterbe. "Aber es gibt eine Tür zum Himmel – im Herzen – durch die ist Rascha immer in Verbindung mit der Oma", umriss Willmann und begann zu lesen.

Von den Eltern, der kleinen Schwester Leni und Oma Ida, um die es immer irgendwie geleuchtet hat. "Das konnte ich sehen und vor allen Dingen spüren", ließ sie ihren Protagonisten sagen. Er nenne die Oma meistens "Ima" als Verbindung aus Ida und Oma, dafür nenne sie ihn "Rascha", die Abkürzung für Raphael und Schatz. In starken Bildern beschrieb die Autorin das alte Haus, das Zusammenleben in der Familie und Oma Idas Ofenschlupfer – der wahre Wunder vollbringen konnte. Egal, wie groß der Ärger zuhause auch war, beim gemeinsamen Essen verflog dieser im Nu.

"Wenn Oma Ida etwas sagte, konnte keiner wiedersprechen. Sie stellte ihre Worte hin wie Felsbrocken", las Willmann und zeigte den Kindern immer wieder Illustrationen, die später im Buch erscheinen sollen. Gespannt verfolgten diese, "was ausgerechnet mit dem allerblödesten Tim aus meiner Klasse" passierte und kicherten über "Schrei-Flüstern" vom Bühnenrand oder dem "Murmellachen, das überall hin hüpft.

"Das war jetzt nur so ein bisschen, damit ihr die Familie kennen lernt", beendete Willmann ihre Lesung nach einer Stunde. Sie sei in den letzten Zügen des Schreibens und Formulierens, ein Verlag müsse noch gefunden werden. Die Geschichte habe mit vier Seiten begonnen, jetzt wären es mehr als hundert und vieles davon sei in Hausach entstanden. "Das Stipendium war eine riesen Hilfe und eine große Ermutigung. Es hat viel Kraft frei gesetzt", bedankte sich die Autorin.

Mit Julia Willmann verabschiedet sich die erste Amanda-und-Erich-Neumaier-Stipendiatin im Bereich Kinder- und Jugendliteratur, die mit einer Poetik-Dozentur an der Karlsruher Hochschule verbunden ist. Dort finden bis Mittwoch noch Workshops und Lesungen statt, bevor die Autorin nach Berlin zurückkehrt. Zur Abschieds-Lesung waren mit Hans-Jürgen Neumaier, Petra Frenzen und Anne Beucher Kuratoriumsmitglieder der Neumaier-Stiftung nach Hausach gekommen.