Michele D’Urso drohte, zu erblinden. Dank einer speziellen Therapie, für die er nach Kuba reisen musste, wurde dieser Prozess gestoppt. Foto: Kleinberger

"Was macht eigentlich ...": Michele D’Urso rettet seine verbliebene Sehkraft / 2016 Spenden gesammelt

Sein größter Wunsch war, "nicht zu erblinden". Um sich diesen zu erfüllen, hat Michele D’Urso bis Mitte 2016 Spenden im Kinzigtal gesammelt. Fünf Jahre später zeigt sich: Die Behandlung, für die er seinerzeit bis nach Kuba reisen musste, hatte Erfolg.

Mittleres Kinzigtal. Zwar hat die "Kuba-Therape" D’Urso nicht das Augenlicht zurückgeben können – das war aber von vornherein nicht das Ziel, erinnert er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Behandlung, die in Deutschland noch immer nicht zugelassen ist, sollte seine Augenerkrankung aufhalten. Und das hat funktioniert, berichtet D’Urso und lacht. Die Kinzigtäler hatten seinerzeit großes Engagement gezeigt und die Behandlung mit Spenden unterstützt. Jetzt ist es für ihn an der Zeit, danke zu sagen.

Rund 12 000 Euro kamen für die Behandlung zusammen

Aber was ist damals überhaupt passiert? Schon 2015 wendete D’Urso sich an unsere Zeitung und berichtete damals von seiner Erkrankung, die ihm schleichend das Augenlicht nahm. Retinitis pigmentosis heißt die genetisch bedingte Krankheit, bei der sich die Sehfähigkeit nach und nach immer weiter verschlechtert (siehe Infokasten). Hoffnung machte ihm die sogenannte "Kuba-Therapie", die ihn jedoch vor ganz andere Herausforderungen stellte. In Deutschland nicht anerkannt, zahlte ihm die Krankenkasse die Behandlung nicht.

Die einzige verbleibende Möglichkeit: Nach Kuba zu reisen und die Behandlung vor Ort vorzunehmen. Ein teures Unterfangen für den Hausacher, der aufgrund seiner Erkrankung seinen Beruf aufgeben musste. Daher entschloss er sich, Spenden zu sammeln – und die Unterstützung aus dem Kinzigtal war damals riesig. Selbst der irische Musiker Brendan Keeley und das in der Region bekannte Musikformat Cleopha schalteten sich ein – und diese Benefizkonzerte gaben dem Vorhaben 2016 den finalen "Push". Sage und schreibe 12 000 Euro an Spenden hatte Michele D’Urso gesammelt: Das waren die Kosten für die Reise und die Behandlung in Kuba. Im Juni 2016 wurde er dort operiert. "Ich fühle mich noch immer wie im Film. Manchmal glaube ich es immer noch nicht", blickt D’Urso jetzt zurück.

Der große Wunsch, nicht zu erblinden, hat sich fünf Jahre nach der Operation erfüllt. Die Therapie hat den schleichenden Prozess aufhalten können – im Grunde sei seine Sehkraft auf dem Stand von vor der Operation geblieben, so D’Urso. Auch psychisch sei er stabil.

Unterstützend wird er mit einer Ozon- und Elektrotherapie behandelt, die er in Deutschland vornehmen kann. Wie D’Urso berichtet, nehmen Heilpraktiker die Ozontherapie vor. Mit der Elektrotherapie sei "das so eine Sache" – zweimal im Jahr behandelt er sich selbst.

Ob die Kuba-Therapie sich für ihn gelohnt hat? Auf jeden Fall, befindet Michele D’Urso. "Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich Vieles nicht erleben können", ist er sich sicher.

Bereits vor seiner Operation hatte er das Ziel, zum Masseur umzuschulen. Seinen Beruf als Einzelhandelskaufmann hatte er aufgeben müssen. Derzeit lebe er in Goldscheuer, berichtet D’Urso. Und: "Ich habe mir etwas Auszeit genommen. Im Moment lerne ich Braille-Schrift, und dann wird auch endlich der Masseur fertig", sagt er und lacht.

Auf die turbulente Zeit der Spendensammlung und Behandlung in Kuba blickt er gern zurück. "Es ist wirklich wie ein Märchen gewesen." Bisher ist er nicht dorthin zurückgekehrt, könnte sich aber durchaus vorstellen, gerade wegen der Ozontherapie noch einmal nach Kuba zu reisen.

Retinitis pigmentosa (auch Retinopathia pigmentosa) ist eine Augenkrankheit, in deren Verlauf bestimmte Zellen in der Netzhaut, die Stäbchen, absterben. Die Krankheit führt im Endstadium zur Erblindung. In Deutschland sind etwa 30 000 bis 40 000 Menschen betroffen. Eine Heilungsmethode gibt es bislang nicht. Die Kuba-Therapie wurde von dem kubanischen Augenarzt Orfilio Pelaez Molina in Havanna entwickelt. Sie soll insbesondere schnelle Krankheitsverläufe stoppen und besteht aus einer speziellen Operation in Verbindung mit verschiedenen anderen Therapien, unter anderem mit Ozon, Elektrostimulation und Vitaminen.