Hoch über Hausach, unterhalb der Burg, hatte die Gruppe "Villsvin Af Svear" am Wochenende ihr Lager aufgebaut. Foto: Wölfle

Gruppe "Villsvin von Svear" präsentiert nordmännisches Lagerleben. Mehr Besucher wünschenswert.

Hausach - Die zehnköpfige Gruppe "Villsvin Af Svear" hat am Wochenende die Burg Husen in Beschlag genommen. In ihrem nordmännischen Lager entführten sie die Besucher ins tiefe Mittelalter – mit allem, was dazu gehört.

Neben Schaukämpfen mit Schwert und Sax, Bogenschießen oder Speer- und Axtwerfen erfuhren die Besucher außerdem viel Wissenswertes über das einfache und karge Lagerleben im frühen Mittelalter. Auch die grandiose Aussicht von hoch oben ins wunderschöne Kinzigtal gefiel.

Die Mitglieder von "Villsvin Af Svear" interessierten sich für die authentische Darstellung des frühen Mittelalters – insbesondere für Nordmänner. Also gründeten sie eine eigene Gruppe. Diese will nordmännisches Lagerleben, Handwerkskunst sowie ein bisschen Kampf präsentieren und natürlich das Wissen teilen, das sich die Mitglieder während der dazu nötigen Recherchen angeeignet haben. "Wir versuchen wirklich bis ins kleinste Detail authentisch zu sein. Damit möchten wir unseren Gästen die Geschichte nahe bringen und sie daran teilhaben lassen", betonte Julian Söhner, der sich den mittelalterlichen Namen "Uthred" ausgesucht hat. Genau wie alle anderen der Sippe widmet sich auch er in seiner Freizeit gerne dem Leben im mittelalterlichen Zeltlager.

"Handys sind in dieser Zeit tabu, das ist klar", erzählt der 20-jährige, der schon in jungen Jahren durch seine Mutter dazu kam "Geschichte zu leben".

Requisiten werden selbst gebaut

Die Sippe „Villsvin Af Svear“, deren Mitglieder fast alle aus dem Kinzigtal stammen, stellt, wenn möglich, alles in Eigenbau her. Auch ihre mit gegerbten Fellen und mit Stroh ausgelegten Betten sind Marke Eigenbau. Sogar die Schnitzbank – eine simple Konstruktion die schon im neunten Jahrhundert in Aktion trat – an der "Asbjörn" einen Axt-Stiel bearbeitete, wurde von den starken "Nordmännern" selbst gefertigt.

Das Probieren eines Brillenhelms und das In-die-Hand-nehmen eines schweren Kettenhemdes oder einer ledernen Lamellenrüstung, um das Gewicht einzuschätzen, war für die Besucher am Samstag ebenso interessant, wie das Zuschauen bei den Kämpfen mit Schwert oder Sax. Obwohl es nicht nachweisbar ist, ob im Mittelalter auch Frauen gekämpft haben, trat "Gunda" (Hanna Weber) ihrem Gegner "Asbjörn" (David Schätzle) ohne Angst mit dem Sax, einem langen Messer, entgegen. Ein Rundschild diente sowohl ihr als auch ihm dabei zur Abwehr.

Schweißtreibend und äußerst kräftezehrend schien auch das "Gemetzel" zwischen "Hedin" (Hendrik Brüstle) und "Sevastian" (Sebastian Unsinn) mit dem eineinhalb Kilo schweren Schwert zu sein. Der fünfjährige Emilio aus Gutach hingegen hatte einfach nur riesigen Spaß dabei, sein Kinderschwert im Gefecht gegen "Gunda" zu erheben.

Kettenhemd erfordert viel Geduld

Während "Errik" (Roland Wöhrle) sich mit dem Kochen des Gemüseeintopfes über dem lodernden Feuer beschäftigte und mit dem großen Holzkochlöffel darin rührte, zeigte "Celal" wie man ein Kettenhemd anfertigt – was offensichtlich sehr viel Geduld erforderte. Das Trinken aus Methörnern war eher lustig anzuschauen und etwas gewöhnungsbedürftig. Barfuß laufen ist mit Sicherheit, trotz des herrlichen Frühlingswetters, auch nicht jedermanns Sache gewesen.

Hartmann’s Partyservice hatte die Gaumen der Besucher am Samstag mit "Sau im Fladen" und frisch gebackenem Flammenkuchen verwöhnt, die Mittelalterlichen labten sich per Hornlöffel an der in den Holztellern dampfenden Gemüsesuppe.

Info: Schaukämpfe im Vollkontakt

Die Mitglieder von "Villsvin von Svear" sind mehr als Schausteller, die Interessierten etwas Geschichte näher bringen wollen. Sie wollen sie auch selbst erfahren. Und das schließt das Kämpfen mit ein – egal, ob mit Schwert, Axt, Speer oder Bogen. Auf Burg Husen wurden den Besuchern auch Schaukämpfe geboten. Jeden Samstag üben die Hausacher "Nordmänner" ihre Schwertkämpfe im Vollkontakt, aber mit stumpfen Waffen. Das schließt ein, dass Schläge und Hiebe nicht abgebremst werden. Ein gewisses Verletzungsrisiko lässt sich also nicht verleugnen. Das ist nichts für Zartbesaitete. Die entsprechende Ausrüstung – wattierter Gambeson, Kettenhemd, Helm, Arm- und Beinschienen – verhindert außerdem Schlimmeres.