Schon im Mittelalter arbeiteten Bergleute mit ausgeklügelten Systeme,n um Wasser aus den Stollen zu entfernen (hier eine Darstellung aus dem Buch "De re metallica libri XII" von Georgius Agricola). Foto: Repro: Reinhard

Eine Mischung aus verlorenem Wissen, Habgier und Konkurrenz zu Billigprodukten führt zum schlussendlich Niedergang

In den Seitentälern Hausachs, in der ehemaligen Gemeinde Einbach, stiegen Bergleute in tiefe Stollen, um Erze und Blei zu schürfen. Es war eine gefährliche Arbeit, die viel Expertise erforderte. Der Bergbau brachte Wohlstand, aber auch eine Parallelgesellschaft hervor.

Hausach. Erze, besonders Silber, waren im Mittelalter sehr begehrt. In den Seitentälern Hausachs gab es reiche Vorkommen, und sie wurden dort schon relativ früh abgebaut. Ein erster Beleg stammt aus dem Jahr 1455. Helmut Meyerhöfer, der jahrelang zum Thema Bergbau in Hausach recherchierte und dazu eine Chronik veröffentlicht hat (wir berichteten), vermutet aber, dass das Handwerk viel früher ausgeübt wurde; wahrscheinlich schon zur Keltenzeit.

Bei dem Dokument von 1455 handelt es sich um eine "Wiederbelehnung" für das Bergwerk "Zu Unserer Lieben Frau – St. Bernhard" im Hauserbach, das heißt, die Verleihung der Bergrechte wurde verlängert.

Es waren Gewerkschaften, die sich als Unternehmen mit der Erschließung der Bergwerke beschäftigten. Diese wurden von Freiburger Bürgern getragen sowie von Privatpersonen. Sie erhielten vom Fürst von Fürstenberg die Genehmigung zum Abbau.

Der Verlauf der Kinzig stellte bei den Erzvorkommen eine Art Trennlinie dar. So wurden in den Gruben im Hauserbachtal vorwiegend Blei und Zinkerze gefördert, im nördlichen Bereich Fluss- und Schwerspat sowie Bleierze. In der Grube im Osterbach wurde Quarz abgebaut. Rund um Hausach war die Grube St. Bernhard die ergiebigste.

60 Gruben konnten zur Hochzeit des Bergbaus in Hausach gezählt werden. Nur etwa ein halbes Dutzend davon befand sich in Hausach selbst, der Rest in den Seitentälern. Das Handwerk entwickelte sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor; schließlich stand er in enger Verbindung zu weiteren Berufszweigen wie beispielsweise Zimmerern, Schmieden und Sägewerken.

Auch wenn viele Menschen, direkt oder indirekt, von ihm lebten, barg der Bergbau auch gesellschaftlichen Zündstoff. Bergleute hatten besondere Privilegien. Im Gegensatz zur normalen Hausacher Bevölkerung hatten sie Fischereirechte, durften Felder und Wiesen frei begehen und durften beim Fund von Erzen mit Grabungen beginnen, auch wenn das Land einem Bauern gehörte. Gleichzeitig handelte es sich bei den Bergleuten größtenteils um Fremde, die als Experten mit dem nötigen Know-How nach Hausach zogen, um dort zu arbeiten. Meyerhöfer vermutet, dass sich aus diesen Umständen eine Art Parallelgesellschaft entwickelte. Die Bergmänner blieben unter sich und hatten kaum Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.

Krieg als Wendepunkt

Nur einen einzigen Beleg für eine Durchmischung hat Meyerhöfer gefunden. 1768 heiratete der aus Lothringen zugezogene Bergmann Florianus Botschaider die Einheimische Elisabetha Oberfellin, wie in einem Hauscher Kirchenbuch nachzulesen ist. Wer Elisabethas Eltern waren und woher genau sie stammt, ist nicht vermerkt. Das Paar bekam drei Kinder. Eines starb recht früh, ein anderes später ledig. Der jüngste Sohn, Petrus Paul, ging nach dem Tod seiner Mutter 1796 mit seinem Vater in dessen Heimat zurück.

Ein Wendepunkt in der Geschichte des Bergbaus war der 30-jährige Krieg (1618 bis 1648). In den Wirren dieser Zeit kam der Bergbau zum Erliegen. Auch nach 1648 gab es keinen nennenswerten Erzabbau. Der Statthalter Sachsens, Fürst Anton Egon von Fürstenberg-Heiligenberg, empfahl seinem Vetter Graf Prosper Ferdinand 1700, den brach liegenden Bergbau im Kinzigtal wiederzubeleben. Drei Experten machten sich auf den Weg, um die Gruben zu inspizieren. Das Ergebnis: Eine Wiederaufnahme könnte sich lohnen. Und so geschah es. Doch an die vorherigen Erträge konnte nie wieder angeknüpft werden. Viel Wissen war über die Jahre verloren gegangen, Experten verstorben, die Leitung der Gruben war nicht mehr so fachmännisch. Zudem wurde beim Cuxenhandel, also beim Verkauf von Anteilscheinen, oft betrogen. Das mangelnde Fachwissen führte des Weiteren zu technischen Problemen. Die Konkurrenz zu den billigen Produkten aus Amerika sowie die Tatsache, dass die Erzvorkommen im Kinzigtal zur Neige gingen, waren weitere Gründe dafür, dass der Bergbau im Einbach in einem schleichenden Prozess starb. Die fremden Bergleute wanderten wieder aus. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde in der Grube Ludwig noch nach Uran gesucht. Sie war jedoch nicht ergiebig genug.

Der Bergbau hat zum Wohlstand Einbachs sicherlich etwas beigetragen, der Großteil davon ist allerdings dem Holzhandel zu verdanken, meint Meyerhöfer. Die Gruben rund um Hausach waren jedoch auch verantwortlich für die industrielle Entwicklung. Im Jahr 1740 wurde das Hammer- und Hüttenwerk gegründet, dessen Entwicklung eng in Zusammenhang mit dem Erzabbau steht.

INFO

Die Serie

Einbach feiert im September sein 925-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass veröffentlicht der Schwarzwälder Bote zweimal pro Woche, mittwochs und samstags, eine Serie. In dieser werden Themen zur Geschichte, dem Leben, der Wirtschaft der ehemals eigenständigen Gemeinde aufgegriffen und Porträts präsentiert.