Fasent I: Schlüsselübergabe in Hausach: Bürgermeister gibt Macht ab und bekommt Geschenke.

Ein wenig verschüchtert wirkte Bürgermeister Wolfgang Hermann angesichts der Narrenmassen, die ihm den Rathausschlüssel abnehmen wollten. Einverstanden war er trotzdem nicht damit, die Macht abzugeben. Zumindest zuerst nicht.

Hausach. Da Narrenvater Bernd Rößler krank geworden war und Vize-Narrenvater José F. A. Oliver berufsmäßig im Ausland unterwegs war, oblag es Zeremonienmeister Joachim Uhl, Bürgermeister Hermann den Rathausschlüssel und damit die Macht abzuluchsen.

Der dachte aber nicht daran, klein beizugeben, ja, er schien sogar ein wenig beleidigt zu sein. "Ich bin ja nur der Schulbur, mit mir kann man’s ja machen", meinte er. Eigentlich hätte er gar keine Zeit für eine närrische Auszeit, zum Beispiel müsse er in dem neuen Bad eine 200-Meter-Bahn bauen.

In die gleiche Kerbe schlug auch das Rathaus-Team, das als Emojis verkleidet und zu den Klängen von "Don’t worry, be happy" verschiedene neue Bauprojekte in Hausach andachte. So wollten sie unter anderem die Vier-Schanzen-Tournee in den Schwarzwald holen, den dazu benötigten Schnee mit dem Hubschrauber von den Almen holen und auch den Motorsport in der Stadt unter der Burg wieder groß machen. Die Rallye "Huse-Dakar" war unter diesem Aspekt ein Thema.

Aber auch Fußball sollte in Hausach zu neuer Blüte kommen – der SV Hausach spiele dann in der Bundesliga und Champions League, Jogi Löw trainiere die Mannschaft – ohne Bezahlung verstehe sich.

Alle Anwesenden waren begeistert, nur Kämmerer Werner Gisler brach fast in Tränen aus. "Wer soll das bezahlen?", fragte er die Narren. "Ist die Stadtkasse eng und schmal, ist uns das ganz egal", meinten die Emojis und verwiesen auf die Narrenzunft. Die habe ja schließlich Geld wie Heu. Und so schwelgten sie weiter In Ideen. Eine Shopping Mall in Huse, wo es alles gebe, "von Obi bis Beate Uhse", der Bahnhof solle in den Untergrund verlegt werden und eine Seilbahn werde Hausach zum Tourismusmagneten machen. Das Ergebnis: "Was keiner prophezeihte, der Europapark geht pleite." Wieder schaltete sich Gisler ein und beklagte die hohen Kosten, doch die Emojis ließen sich nicht bremsen: Die Leipziger Buchmesse in Hausach und ein "Walk of Fame" waren nur einige von ihren Ideen. Hermann solle dabei mitmachen, denn so können er beweisen, dass er die Wahl wert gewesen sei.

Und der hatte selber Visionen. In einem Werbefilm, gesprochen vom Intendanten der Burgfestspiele Jürgen "Mäx" Clever, wurde sein Traum vorgestellt: ein Super-Turm mit einer Höhe von 1248 Meter solle dem bestehenden Burgturm aufgesetzt werden, ein High-Speed-Aufzug brächte die Besucher innerhalb weniger Sekunden nach oben. Und das Ganze würde nur etwa 48 000 Euro kosten – pro Meter. Hermann-Turm solle das Bauwerk heißen. Und wenn das Geld nicht reiche, baue man eben die Mini-Version, das "Hermännle".

Hermann wünscht sich Hilfe beim Turmbau

Auch wenn er sich anfangs gewehrt hatte, gab der Bürgermeister im Anschluss daran dann doch den Schlüssel her. "Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr mir dafür bei meinem Turm helft", sagte er zu den Narren.

Fast schon enttäuscht meinte Uhl: "Da hätte ich aber mit mehr Widerstand gerechnet", dann erklärte er Hermann, dass es so etwas wie einen Fastnachtslehrling nicht gibt. Entweder man habe das Narrsein im Herzen oder eben nicht. In diesem Sinne krönte er Hermann zum Narrenkönig "Wolfgang I".

Pfarrer a. D. Gerhard Koppelstätter und Werner Kadel von der evangelischen Gemeinde wünschten dem Bürgermeister eine schöne erste Fasent, dann las Polizeipräfekt Antonio Clavijo Keller den Tagesbefehl vor. Da der Bürgermeister ja ab sofort arbeitslos herumlungere, solle er sich als Seelsorger in der Stadtkirche verdingen. Danach bekam Hermann von Uhl außerdem ein Häs, damit er nicht sofort überall erkannt werde – eine rote Clownsnase. Auch sonst wurde er für die närrische Zeit ausgestattet, und zwar mit Aspirin, Blut- und Leberwurst, einer Karte von Hausach, damit er immer wieder den Weg in den Narrenkeller findet, einer Trompete für die Katzenmusik, einem Taschentuch und einem Rollmops für den Aschermittwoch.

Schließlich wurde der Schlüssel an einem Seil aus dem Sitzungssaal hinunter gelassen, wo ihn das restliche Narrenvolk entgegen nahm.