Eine Auswahl des Kammerchors Kinzigtal setzte die Werke Karl Schmiders würdig in Szene. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Feier: Kammerchor setzt Kompositionen von Karl Schmider meisterhaft um / Rückblick auf Leben und Werk

Die Hausacher Stadtkirche St. Mauritius hat am Freitagabend zu einem ganz besonderen Gottesdienst geläutet. Karl Schmider und seine Familie luden dazu ein, seinen 85. Geburtstag in einem außergewöhnlichen Rahmen zu feiern.

Hausach. Der Abend wurde gestaltet mit Musik des Hausacher Komponisten. Eröffnet wurde der Gottesdienst mit dem Choralvorspiel und einem Liedsatz aus der Komposition "Nun jauchzt dem Herren, alle Welt", vorgetragen vom Auswahlchor des Kammerchors Offenburg unter der Leitung von Reinhardt Bäder.

Anschließend trat Christoph Schmider nach vorne und sprach ein paar persönliche Worte, insbesondere über die musikalische Geschichte seines Vaters: Über Schmiders erfolgreichste Schaffensphase in den 1960er- und 70er-Jahren. Darüber, was seine Musik von populärer Kirchenmusik abhob und wie groß seine Errungenschaften im Bereich der Professionalisierung der Kirchenmusik innerhalb der Erzdiözese Freiburg waren. Aber auch über die Enttäuschung seines Vaters, dass der überregionale Erfolg ausblieb.

Auch eine Anekdote, wie Karl Schmider einst kurzerhand ein Cello-Solo aus Mozarts Spatzenmesse sang, da dem Instrumentalisten eine Saite gerissen war, gab Christoph Schmider zum Besten und betonte: "Viele Leute kamen nur in die Kirche, um dem Klang deiner Stimme und deiner Musik zu lauschen." Zumindest in Laufen und Haslach habe dieser somit für einen spürbaren Anstieg der Kirchgänger gesorgt.

Pfarrer Christoph Nobs verlas den Psalm 27 und trug eine Interpretation der Textstelle vor. Der Chor, begleitet von Orgel und Bläsern, sang die Komposition Schmiders zum selben Psalm. Die Interpretation des Textes spiegelte sich ausdrucksstark in den Harmonien wieder. Mal riefen die Stimmen kraftvoll und von den Bläsern getragen in die Kirche, mal war es, als würden sie in die Leere rufen und verhalfen so dem eindringlichen Bitten des Psalms zu eindrucksvollem Leben. Der Kammerchor glänzte insbesondere durch eine klare und ausdrucksstarke Artikulation und die hervorragende Umsetzung der teils anspruchsvollen Harmoniewechsel.

Nach dem Schlussgebet und bevor er die Anwesenden entließ, wies Nobs auf die Abendmusik hin, in der Werke von Karl Schmider gespielt wurden. Erwartungsgemäß verließ nach dem Entlassungsruf niemand die Stadtkirche. Als Abschluss des Gottesdienstes spielte Roland Uhl die "Mixtur". Diese Stück hatte Schmider eigens für Uhl geschrieben, als dieser seine Diplomarbeit über das Leben und die Werke Schmiders verfasste.

Die Abendmusik wurde eröffnet vom "Sternentrost", meisterhaft vorgetragen vom Chor. Dann folgten acht Stücke des Pezzi modali. Spätestens nun wurde den Zuhörern deutlich, warum Christoph Schmider in seinen persönlichen Worten betont hatte, dass die Kompositionen seines Vaters sich von der gängigen Kirchenmusik abheben. Die komplexen Melodien, gespickt von Dissonanzen und unerwarteten Harmoniewechseln, sind sicherlich nicht das, was der musikalisch unversierte Kirchgänger erwartet, wenn er zum Gottesdienst geht. Einen altbekannten und doch neu interpretierten Abschluss fand die Abendmusik dann mit einer Interpretation von "Von guten Mächten wunderbar geborgen" von Schmider.

Die gängigen Vorsichtsmaßnahmen wurden natürlich berücksichtigt. Am Eingang wurde Desinfektionsmittel verteilt und in den Reihen, von denen nur jede zweite besetzt werden durfte, waren die Plätze begrenzt und entsprechend der Abstandsregeln gekennzeichnet.