Ingo Franz kennt das Prozedere einer Typisierung bereits. Foto: Reinhard

Ingo Franz plant am 8. Dezember in Hausach eine Typisierungsaktion für Stammzellen

Leukämie – für viele Menschen ändert diese Diagnose alles. Doch es gibt Hoffnung: Knochenmarkspenden können Leben retten. Ingo Franz aus Hausach hat als Spender bereits Erfahrungen damit gemacht. Er ruft zu einer Typisierungsaktion auf.

Hausach. 2008 machte Franz bei einer Typisierungsaktion mit, die sein Arbeitgeber organisiert hatte. Einer von Franz’ Kollegen war an Blutkrebs erkrankt und benötigte eine Knochenmarkspende, um zu überleben. Bei dieser Aktion wurde Franz mit seine biologischen Kennzeichen als Spender in einer weltweiten Datenbank registriert.

2013 bekam Franz einen Anruf vom DRK Mannheim: Ob er möglichst schnell dorthin kommen könne? Es gebe einen Patienten, für den er als Spender in Frage käme. Franz willigte ein und nach einer dortigen Teiluntersuchung erfuhr Franz, dass es sich bei dem Erkrankten um eine Frau aus Großbritannien handelte, eine Mutter aus der Nähe von Birmingham. Ein paar Tage später war es soweit: In Mannheim spendete Franz Stammzellen, die der Engländerin das Leben retten sollten. Dafür wurde ihm Blut abgenommen –"mir wurde nicht, wie viele denken, in einer OP der Knochen angebohrt", berichtet der Hausacher. Dennoch war es mehr als ein kurzer Pieks. Fünf Stunden lang wurde Franz an eine Maschine angeschlossen, die sein Blut an eine Zentrifuge weiterleitete. Diese spaltete es in seine Bestandteile auf, die Stammzellen wurden abgetrennt. Dann ging alles ganz schnell: "Der Kurier stand bereits vor der Tür, dann ging es ab in den Flieger nach Großbritannien, wo die Patientin auf ihre Spende wartete", erzählt Franz. Für diese gab es keine andere Überlebenschance. Ihre eigenen Stammzellen, auf denen das Immunsystem fußt, waren künstlich abgetötet worden. Wären Franz’ Zellen abgestoßen worden, wäre sie gestorben. Doch es funktionierte: Nach sechs Monaten – das ist die offizielle Sperrfrist bis zur Kontaktaufnahme – erhielt Franz einen handgeschriebenen Brief von der Dame. Sie hatte überlebt und bedankte sich.

Diese Erfahrung hat Franz nie losgelassen. "Schon damals habe ich an eine regionale Typisierungsaktion gedacht", sagt er. Im Frühling dieses Jahres las er dann von eine solchen Aktion, die Schüler für einen an Leukämie erkrankten Mitschüler organisiert hatten. "Da habe ich dann angerufen und meine Unterstützung angeboten." In einem Vortrag berichtete er von seiner Erfahrung als Spender. "Das war für mich der Anlass, zu sagen, ›jetzt oder nie‹", sagt Franz. Er beschloss, seine Idee für eine Typisierungsaktion im Kinzigtal endlich anzugehen und brachte sie im Elternbeirat vor. Der hatte keine Einwände, die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zeigte sich allerdings skeptisch. "Ihrer Erfahrung nach hat eine Typisierungsaktion mehr Erfolg, wenn es um einen konkreten Patienten geht, für den gespendet werden soll", berichtet Franz.

Doch von diesen Zweifeln ließ er sich nicht beeindrucken, zumal er weiß, dass es so gut wie unmöglich ist, bei einer solchen Aktion dann auch einen passenden Spender zu finden. "Die Wahrscheinlichkeit ist so gut wie nicht vorhanden", erklärt Franz. Er verfolgte seine Vision weiter und fing an zu planen. "Ich will den Rahmen des Weihnachtsbasars des Robert-Gerwig-Gymnasiums am 8. Dezember nutzen", sagt Franz. Dummerweise hat die DKMS just zu diesem Zeitpunkt keine Vertreter frei, die zu der Aktion kommen könnten. Das benötigte Material würden sie aber natürlich gerne bereit stellen. Kein Problem für Franz: "Dann halte ich den Vortrag eben selber, ich habe das ja schon einmal gemacht", beschloss er.

In drei Räumen des RGG sollen dann speziell geschulte Elternvertreter die Spenden entgegen nehmen und die Entnahme überwachen. Nach dem bekannten Werbe-Slogan "Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein" solle das Ganze eine "einfache Sache von fünf Minuten" sein, verspricht Franz. "Man bekommt ein Wattestäbchen, muss das eine Minute an der Wangeninnenseite reiben, damit sich dort Zellen absetzen, das war’s. Das ist kein Hexenwerk", erklärt er. Das muss der Spender selber machen, damit sich keine fremden Zellen in die Probe schmuggeln. Den Rest übernehmen die Elternvertreter.

Von 17 bis 20 Uhr soll die Aktion stattfinden, Franz hat 250 Sets bestellt. "Wenn die alle wegkommen, bin ich froh", sagt er. Aus diesem Grund ist jetzt Werbung angesagt – mit Plakaten, Flyern und Briefen soll auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht werden. Bereits im September hat Franz Firmen angeschrieben und um Spenden gebeten, denn umsonst sind die Spendensets und das Material natürlich nicht zu haben. 35 Euro kostet die Bearbeitung, das Material und die Analyse für eine Spende, 8000 bis 9000 Euro, werden also für die Hausacher Aktion benötigt. "1000 Euro haben wir schon einmal sicher", freut sich Franz.

Spenden kann grundsätzlich jeder Gesunde im Alter von 17 bis 55 Jahren, es gibt aber einige Ausschlusskriterien. Diese würden bei der Aktion vermittelt oder seien auf der Internetseite der DKMS nachlesbar, so Franz. Und: Eine Knochemarkspenden habe nichts mit dem Rückenmark zu tun. Das wird bei der Prozedur in keinster Weise gefährdet.

Weitere Informationen: Spenden für die Aktion in Hausach gehen an die Kreissparkasse Tübingen, IBAN DE  64641500200000255556, Verwendungszweck VXQ 014

INFO

Was ist Leukämie?

Als Leukämie wird an eine Krebserkrankungen des blutbildenden Systems bezeichnet, bei der sich weiße Blutkörperchen (Leukozyten) unkontrolliert vermehren. Umgangssprachlich wird Leukämie deshalb häufig auch "Blutkrebs" genannt. Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehr als 12 500 Menschen Eine Stammzellespende ist – wenn Strahlen- oder Chemotherapie nicht wirken – oft die einzige Möglichkeit der Heilung.