Helmut Selter war fast sieben Jahrzehnte lang der Schwabo in Person. Foto: Schwannauer

Langjähriger Schwabo-Mitarbeiter Helmut Selter ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

Hausach - Kurz vor seinem 94. Geburtstag ist Helmut Selter am Samstag gestorben. Er war jahrzehntelang freier Mitarbeiter des Schwarzwälder Boten, Hausacher Urgestein, Mitglied in unzähligen Vereinen und Mentor vieler Generationen von Redakteuren.

Fast sieben Jahrzehnte lang war Helmut Selter nicht nur freier Mitarbeiter des Schwarzwälder Boten, er war der Schwarzwälder Bote. Wer in den Archiven blättert, findet seine Autorenzeile über so gut wie jeden Artikel über Geschehnisse in und um Hausach. Und wer ihn nicht als Reporter kannte, kannte ihn entweder aus seinen Vereinstätigkeiten – kaum ein Verein, in dem er nicht Mitglied war – oder von Kindesbeinen an. Helmut Selter war immer da, überall und setzte sich aktiv für sein Heimatstädtle ein, in dem er nahezu sein ganzes Leben verbrachte.

Hier wurde er am 21. März 1925 in der Schätzlestraße am heutigen "Hinteren Bahnhof" geboren.

Ausbildung als Postjungbote in Wolfach

Als 14-Jähriger begann er eine Ausbildung beim Postamt Wolfach. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er als Soldat eingezogen und absolvierte dann eine Fliegerausbildung. 1945 wurde er gefangen genommen und kam in ein Lager. Ein Jahr später wurde er den Franzosen übergeben und hatte Glück: Er kam nach Bordeaux und sein damaliger Patron meinte es gut mit ihm. Seine Gefangenschaft in Frankreich gestaltete sich einigermaßen angenehm.

Nach seiner Rückkehr begann er ein neues Leben. Er heiratete 1954 seine Frau Lore, die 2010 starb, und bekam mit ihr zwei Söhne. Für seine Familie baute er in Eigenleistung das Haus an der Dietersbachstraße, das er bis zu seinem Lebensende bewohnte. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1990 war Helmut Selter bei der Post angestellt. Da er gerne mit Menschen zu tun hatte und durch seine Arbeit viele Kontakte hatte knüpfen können, ging er eher ungern in Rente, obwohl er von da an mehr Zeit für seine Hobbys, vor allem fürs Segelfliegen, hatte. Auch seiner Tätigkeit als freier Mitarbeiter beim Schwabo konnte er nun noch ausgiebiger nachgehen.

Wann genau er diese begonnen hatte, konnte er irgendwann gar nicht mehr genau sagen. Sein erster Presseausweis datierte auf das Jahr 1953. Etwa seit Anfang der 50er-Jahre war Helmut Selter regelmäßig im Kinzigtal, vor allem in Hausach, für die Zeitung unterwegs. Was anfangs nur als Zubrot gedacht war, entwickelte sich schnell zu einer Leidenschaft.

"Er war immer bestens informiert und hat viel Aufwand betrieben, um das zu sein", berichtet der ehemalige Bürgermeister Manfred Wöhrle. Seinen Einsatz lobt auch Alexander Gehringer, der von 2009 bis 2012 Hausach als Redakteur betreute. "Er war immer einsatzbereit. Die Termine konnten sich noch so sehr häufen, er stand Gewehr bei Fuß", erinnert er sich. Einmal übernahm Helmut Selter sieben Termine an einem Abend.

Mit seiner Arbeit und seinem Wissen unterstützte er Generationen von Volontären und Redakteuren. Neulinge wurden von ihm herzlich aufgenommen, jeder bekam seine volle Unterstützung. Wer nicht weiter wusste, rief Helmut an oder schaute bei ihm vorbei.

Sein Gedächtnis ließ mit dem Alter kaum nach

Er wusste Bescheid und sein Gedächtnis ließ auch mit dem Alter kaum nach. Fakten, Geschichten und Daten konnte er wie ein wandelndes Archiv widergeben und was er nicht sofort wusste, schlug er in seinen umfangreichen Unterlagen nach. Auch der historische Verein Hausach, der Heimatbrief und der Museumskreis profitierten immer wieder von Helmut Selters Wissen und Dokumenten. Letztere hatte er erst vor einigen Monaten Udo Prange vom Museum Herrenhaus übergeben. "Für mich war er ein väterlicher Freund", sagen Prange und Thomas Heizmann, der mit Helmut Selter den Heimatbrief, die Hausacher Jahreschronik, erstellte. Mit Prange und anderen historisch Interessierten traf Helmut Selter sich regelmäßig dienstags zum Austausch. Er liebte die Geselligkeit und als es für ihn altersbedingt schwieriger wurde, auszugehen, empfing er gerne zu Hause Besuch.

Dort gingen auch Redakteure ein und aus: Er hatte immer ein offenes Ohr für Sorgen, einen guten Rat und manchmal wusch er einem auch den Kopf. Wer ihn besuchte, bekam einen Orangensaft, ein Eis oder – in ganz schweren Fällen – einen Schnaps angeboten. Jeder Besucher, der das Haus verließ, bekam immer den Satz "Nimm dir noch ein Schokolädle mit!" mit auf den Weg. Für Gäste stand in seinem Haus stets eine Schale mit Süßigkeiten bereit.

Als Reporter hatte er kein Problem damit, anderen die Bühne zu überlassen, aber wenn er es für nötig erachtete, schritt er zur Tat und stellte sich an die vorderste Front – auch wenn das bedeutete, dass er einstecken musste: Als er zum Beispiel der Meinung war, dass Bürgermeister Eugen Heizmann abgelöst werden sollte, setzte er sich aktiv für einen Nachfolger ein und betrieb Wahlkampf für Manfred Kienzle, der 1969 zum neuen Bürgermeister Hausachs gewählt wurde.

Überhaupt hielt Helmut Selter mit seiner Meinung nicht hinterm Berg und sagte ehrlich, was er von einer Angelegenheit hielt. Jeder wusste immer, woran er bei ihm war, aber kaum jemand konnte ihm etwas verübeln, bei dem schalkhaften Humor, den er verbreitete. Seine Herzlichkeit, sein Rat, sein verschmitztes Lächeln und sein Wissen werden uns fehlen. Danke, Helmut. Für alles.

  Alexander Gehringer, ehemaliger Redakteur: "Er hat Hausach gekannt wie kein anderer und war der Schwabo in Person."

Frühere Redakteurin Arwen Stock: "Helmut ist für mich mehr gewesen als ein Kollege. Er war Seelenverwandter und großväterlicher Freund. Er wird mir fehlen."

Markus Adler, ehemaliger Teamleiter: "Helmut war ein Faktenwunder, freundlich und umgänglich. Er lebte für seinen Job."

Teamleiterin Lisa Kleinberger: "Als ich als Volontärin in dieser Redaktion angefangen habe, hat Helmut mich mit Rat und Tat unterstützt. Unsere Familien stammen aus derselben Region – dadurch habe ich mich ihm sehr verbunden gefühlt. Ich werde ihn vermissen."

Redakteurin Charlotte Reinhard: "Dank Helmut lernte ich Hausach durch seine Augen kennen und lieben. Seine spitzbübische Art und sein Humor werden mir fehlen."