Fasent: Narren geben die Macht an Bürgermeister zurück / Burgfrauen wollen als Supergirls Ball retten

Nach einer wahren Odyssee über die Netterstraße Frohnau, das Hegerfeld, und den Hechtsberg ist der Schlüssel am Dienstagabend dann doch wieder ins Rathaus zurückgekehrt. Nicht alle freuten sich darüber.

Hausach. Die Rückgabe der Macht respektive des Rathausschlüssels hatte nicht die besten Voraussetzungen. Zeremonienmeister Joachim Uhl verkündete zu Beginn, dass er weder Schlüsselträger dabei hatte noch wusste, wo der Schlüssel eigentlich war. Seinen letzten Informationen nach müsste er sich irgendwo in der Netterstraße befinden. Dann ging er ans Telefon. "Was? Wo? Im Hegerfeld?", brüllte er. "Tja, dann haben wir wohl noch ein bisschen Zeit", meinte er, nachdem er aufgelegt hatte.

Die wurde genutzt. Eine "weltbekannte Combo", die bereits 900 Millionen Alben verkaufte und nun in ihre Heimatstadt zurückkehrte wurde angekündigt. Diese mischte in roten Anzügen, mit Staubwedeln als Mikrofonen und bekannten Hits den Sitzungssaal auf.

Nachdem Rainer Allgaier ein paar etwas schmutzige Witze zum Besten gegeben hatte, bekam Uhl wieder einen Anruf – keine guten Nachrichten: "Jetzt ist der Schlüssel in der Frohnau", erklärte er. Also blieb immer noch Zeit, die letzten Stunden der Fasent zu genießen.

Zwei Burgfrauen schritten in dunklen Umhängen in den Saal, um sich diese dann vom Leib zu reißen. In Supergirl-Kostümen sangen sie davon, dass sie den Hausacher Stadthallen-Ball retten wollen. Die Idee: Der Burgfrauen-Kaffee wird einfach zur Party mit den Blauen als Playboy-Häschen und den Schnurranten als Opernsängern. Die Narren waren begeistert und schienen sich mit der Idee gut anfreunden zu können.

Dass es auch in Hausach Gelbwesten gibt, zeigten schließlich Daniel Sonntag und Joachim Uhl, die, bekleidet mit einer Warnweste, auf der deutlich "Degege" zu lesen war, protestierten. Und zwar für eine schöne Fasent. "Wir sind gegen alkoholfreies Bier, gegen Grippe, Kopfweh und Durchfall bei der Fasent.

Protest gegen schlechtes Wetter und Grippe

Und gegen schlechtes Wetter am Umzugstag", verkündeten die Beiden. "Wir protestieren für eine schöne Fasent, die Narretei macht uns rasend, geht auf die Gass, es ist immer noch Fasentszeit", skandierten sie.

Als Uhl wieder Platz nahm, erhielt er erneut einen Anruf. "Wie? Am Hechtsberg ist der Schlüssel?" Zeit für Thomas "Stötzi" Stötzel, noch ein paar Worte zu verlieren. Er nahm die "Wolf-Gäng" auf, die sich bereits am Schmutzigen Donnerstag vorgestellt hatte. "Die nächste große Baustelle ist eine Tiefgarage für die Rocker." Und der Burghof werde bestimmt bald zu einer Wellnessoase für die Rockerbagage, meinte er.

Noch ein bisschen mussten die Narren warten, dann hieß es endlich: Der Schlüssel ist an der Hauptstraße. Da die aber mittlerweile eine 30er-Zone sei, könne es noch ein bisschen dauern, bis er tatsächlich im Rathaus ankomme. Außerdem mussten die Überbringer noch einen Döner kaufen. Schließlich trugen Narrenpolizist Hermann-Josef Keller und Hansele-Obmann Heiko Badke den Schlüssel herein, was teilweise mit enttäuschten Zwischenrufen kommentiert wurde.

Narrenvater Bernd Rößler erklärte in seiner Rede, dass sie eine schöne Fasent gehabt hätten. "Jede Veranstaltung war ein Riesenknaller und der Umzug war auch ohne Baden TV groß." Baden TV hatte ursprünglich am Fasentssonntag drehen wollen, den Dreh im letzten Moment aber abgesagt.

Sekretarius Sonntag verlas die Urkunde zur Schlüsselübergabe und schließlich bekam Bürgermeister Wolfgang Hermann das Zeichen der Macht zurück. Er bedankte sich bei den Narren, dass sie auf ihn gehört hatten und seine Baustellen nicht fertig gestellt oder zerstört hatten.

Dann streiften Blauen sich ihre Trauerkleidung über und gingen mit den anderen auf den Konstantinplatz, wo die Fasent verbrannt wurde.

Bürgermeister Wolfgang Hermann hatte, nachdem er seinen Rathausschlüssel wieder erhalten hatte, noch eine Überraschung für die Narren: Er übergab Narrenvater Bernd Rößler die Mitgliedsanträge seiner Familie für die Narrenzunft.