Um CO2 zu vermeiden, müssten Wind- und Solarkraft um das 20-fache ausgebaut werden, sagt Schöttle. Archivfoto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Reaktion: Referent des Vortrags über Energiewende fühlt sich in Artikel falsch wiedergegeben / "Keine Werbung für Kernenergie"

Hausach (red/cr). Zu dem Bericht "Nuklearträume unterm Brandenkopf" erreichten den Schwabo zahlreiche Anrufe von Teilnehmern des Vortrags. Auch der Referent, Jürgen Schöttle, meldete sich und fühlte sich falsch wiedergegeben. Das Thema Energieerzeugung sei komplex und in dem Artikel "bruchstückhaft, unrichtig und polemisch" dargestellt. Keinesfalls sei es eine "Werbeveranstaltung für Kernernergie" gewesen.

In seinem Vortrag mit dem Titel "Herausforderungen der Energiewende – Wie können wir die Energiewende erfolgreich realisieren?" habe er sich vielmehr mit der bisherigen Situation der Energieerzeugung in Deutschland und mit den Konsequenzen der Energiewende beschäftigt. Außerdem habe er die technischen und finanziellen Herausforderungen der Energiewende bewertet.

Diese seien dadurch gekennzeichnet, dass durch die starke Bevölkerungszunahme in den vergangenen 100 Jahren sich der Energiehunger von wenigen Kilowatt pro Stunde auf 120 Kilowatt vergrößert habe. Mit der zu erwartenden Zunahme der Weltbevölkerung von 7,6 Milliarden auf rund zehn Milliarden werde der Energiebedarf weiter steigen.

Die Ziele der deutschen Energiewende seien durch die Beibehaltung einer lebenswerten Umwelt, Schonung der natürlichen Energieressourcen, preiswerter Energie und Versorgungssicherheit gekennzeichnet.

Somit gehe Deutschland – mit dem beabsichtigten Abschalten der thermischen Kraftwerke und dem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien – einen Sonderweg. Weltweit würden Kohlekraftwerke und Kernenergieanlagen weiter genutzt und sogar ausgebaut.

Kosten für Strom würden weiter zunehmen

Wegen der hohen Kosten der Erneuerbaren Energien entstünden hohe Preise von Haushalts- und Industriestrom, die weiter zunehmen würden.

Das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimagipfels, die komplette Vermeidung von CO 2 bis 2050, sei mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht machbar, da Windkraft und Sonnenenergie um ein Vielfaches auszubauen wären. Mit diesem Anspruch müssten die Erneuerbaren Energien, das heißt, die Solar- und Windkraftanlagen um das 20-fache ausgebaut werden. Das sei in Deutschland nicht machbar.

Die Energiewende mit wetterabhängiger Energieerzeugung durch Wind- und Solaranlagen, wäre nur realisierbar, wenn es effektive und kostengünstige Energiespeicher gäbe. In der jetzigen Situation ohne Lösung der Speicherproblematik sei die Stromversorgung über Erneuerbare Energien nur mit der Regelenergie fossiler Kraftwerke möglich. Schon heute wären für eine gesicherte Energieversorgung Langzeit-Speicher nötig, um die Zeiten ohne Sonne und Wind, die sogenannte "Dunkelflaute", zu überbrücken. Mit den derzeit bekannten Technologien seien solche Speicher weder produzier- noch finanzierbar.

"1000 Megawatt werden fehlen"

Nach Abschaltung der Kernenergie in den kommenden drei bis vier Jahren wird im süddeutschen Raum eine Leistung von 11 000 Megawatt fehlen. In den Gegenden, in denen hauptsächlich Kernenergie genutzt wird, werde sich verschlechtern, weil auch der Netzausbau nicht vollendet sein wird.

Schöttle zieht den Schluss, dass in den kommenden Jahren thermische Energieerzeugungsanlagen genutzt werden müssten, denn langfristig wird eine wetterabhängige Energieversorgung die zukünftigen Herausforderungen nicht lösen.

Die Kernaussage des Referats habe aus diesem Grund gelautet, dass der steigende EE-Umlagebetrag von 26 Milliarden Euro besser in Bildung und Forschung investiert werden sollte.

"Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird sich der Energiepreis vervielfachen und die weltweiten Lebensbedingungen sich dramatisch verschlechtern", so Schöttle.

Bei Beibehaltung der bisherigen politischen Beschlüsse werde das bestehende System der Energieerzeugung und Verteilung in eine unbezahlbare, unwirtschaftliche, durch Subventionen geprägte Planwirtschaft überführt. Die Energiewende werde dadurch erhebliche, volkswirtschaftliche Auswirkungen haben, da sich die Versorgungssicherheit und die Wirtschaftlichkeit massiv verschlechtere.

Weitere Informationen: Die Vortragsunterlagen sind unter www.windvernunft-wolf-kinzig.de einsehbar.