Pater Johannes Hämmerle ist derzeit auf Heimatbesuch. Der Hausacher Kapuzinerpater lebt seit 47 Jahren auf der indonesichen Insel Nias, etwa 120 Kilomter von der Westküste Sumatras entfernt. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Hausacher Pater Johannes Hämmerle ist Missionar in Indonesien und auf Heimatbesuch

Ungefähr alle drei Jahre besucht Pater Johannes Maria Hämmerle seine Heimat Hausach. In diesem Jahr hat der Kapuzinerpater sein 50. Priesterjubiläum gefeiert – und hat viel von seiner Arbeit auf der indonesischen Insel Nias zu berichten.

Hausach/Zell. Gut gelaunt öffnet der sympathische Pater die Tür des Kapuzinerklosters in Zell am Harmersbach. Dort wohnt er während seines Aufenthalts in Deutschland. Seit 1971 ist Martin Georg Hämmerle, vielen Hausachern besser unter seinem Ordensnamen Pater Johannes Maria Hämmerle bekannt, als Missionar auf der indonesischen Insel Nias tätig – und von seiner Arbeit dort hat er einiges zu berichten. Der 77-Jährige ist umtriebig. Erst kürzlich erschien seine ethnologische Publikation über Sagen, Mythen und Überlieferungen der Niasser. Die Traditionen der Insel liegen ihm am Herzen, wie er im Gespräch erzählt.

"Mit dem Missionars-Gen bin ich quasi geboren", sagt er. Sein Onkel sei Missionar in China gewesen. Und als Ministrant habe er selbst davon geträumt. 1971 wurde Hämmerle als Missionar nach Indonesien ausgesandt, auf die Insel Nias. Diese liegt etwa 120 Kilometer vor der Westküste Sumatras, eine etwa neunstündige Fahrt mit der Fähre. Und dort lebt er nun bereits seit 47 Jahren, hat mittlerweile die indonesische Staatsbürgerschaft angenommen. Hätte er damals wählen können, wäre er lieber aufs Festland gegangen. "Heute sehe ich aber, dass die Insel Nias meine Berufung ist."

Reisen in die rund 80 Außengemeinden

Über Langeweile brauche er sich nicht beklagen, sagt der gebürtige Hausacher und lacht. 1978 wurde er Pfarrer in Süd-Nias in einer Pfarrei mit 80 Außengemeinden. Regelmäßig besuchte er diese, kündigte sich zuvor mit einem Brief an. "Die längste Reise dauerte etwa drei Wochen", erklärt Hämmerle. Dabei sei er in circa 20 Gemeinden gewesen.

Anfangs seien Gottesdienste in einfachen Hütten gefeiert worden. Mit Hämmerles Hilfe seien aus diesen mittlerweile rund 30 "Dorfkirchlein" geworden, wie er sagt. Dann zuckt er fast entschuldigend mit den Schultern. "Wir legen Wert darauf, denn wenn kein Dach da ist, kommt auch keine Gemeinde zusammen."

Bereits früh habe er durch seine Reisen die Kultur der Niasser kennen- und schätzen gelernt. "Die Eltern werden hochgeschätzt", erklärt Hämmerle. Überhaupt werde sehr viel Wert auf Stammbäume gelegt und die Ahnen verehrt, auch mit Opfern. Wie das mit dem katholischen Glauben zusammenpasst? Ihm sei es wichtig, den christlichen Glauben nicht einfach "überzustülpen", sondern die Kultur zu wahren, betont er. Dazu gehöre auch das Verständnis für die alten Traditionen.

1990 wurde Pater Hämmerle vom Kapuzinerorden damit beauftragt, ein ethnologisches Museum aufzubauen. "Auf den Reisen habe ich angefangen, mich für die Kultur zu interessieren, das ging damit einher, dass ich das ein oder andere Stück kaufte", erklärt der Geistliche. Und in den Jahren habe sich so einiges angesammelt. Das Museum habe heute 54 Angestellte, "die alle von ihrem Lohn leben können". Den Direktor unterstütze er zum Beispiel bereits seit der Schule. Das Museum bringe einen guten Teil der benötigten Finanzen selbst ein. Der Eintritt beträgt umgerechnet 30 Cent, hinzu kommen Einnahmen aus einem Café, Übernachtungen in Pfahlhäusern und den drei Pavillons, die für Veranstaltungen gemietet werden können.

Museum als kleines Unternehmen

Ein kleiner Zoo schließt sich an das Museum an. Viele Kinder lernen dort die Tiere kennen, erklärt Hämmerle. "Und wir versuchen, ihnen die Liebe zur Natur zu vermitteln." Eine Bibliothek mit Nias-Literatur und ein Garten mit Heilpflanzen gehören ebenfalls zum Museum.

Ein richtiges kleines Unternehmen also. Der Kapuziner-Pater nickt. Sonst gebe es leider keine Unternehmen auf der Insel. Ein Drittel der Einheimischen sei mittlerweile vor der Perspektivlosigkeit nach Sumatra geflohen und arbeite dort für einen Hungerlohn auf Palmöl-Plantagen. Für den Tourismus sei das Bergvolk noch nicht bereit. Das wichtigste, um voranzukommen, sei neben der Nahrung die Bildung.

Auch von Naturkatastrophen bereichtet der Pater im Gespräch. Vom Tsunami im Dezember 2004 und dem Erdbeben im März 2005, die vielen tausenden Menschen das Leben kosteten. Kurz drauf habe das Museum begonnen, mit den Einheimischen die traditionellen Pfahlhäuser wieder aufzubauen – und habe der "Asian Development Bank" erfolgreich die Stirn geboten, erzählt Hämmerle. Denn diese wollte Zementhäuser auf der Insel bauen. "Das Nias-Pfahlhaus ist einzigartig", erklärt der Pater. Und durch seine spezielle Bauweise nahezu erdbebensicher. Es wurde Hilfe zur Selbsthilfe gegeben: Der Hauseigentümer wurde als Bauleiter eingesetzt, das Geld gab es in Raten. So seien etwa 300 der traditionellen Häuser neu entstanden.

Allerdings habe mit der Kirchen- und Glaubenskrise auch die Missionarsunterstützung abgenommen. Mit den Spenden sorgt der Pater beispielsweise dafür, dass Kinder aus Familien ohne Vater die Schule besuchen können. Außerdem werden jedes Jahr Schulklassen aus ganz Nias ins Museum und zur Übernachtung eingeladen, um ihnen die Geschichte des Landes und die Bedeutung des Umweltschutzes nahezubringen. "Ein Werk, das so gewachsen ist und nicht geplant war", sagt Hämmerle über das Museum und lächelt.

Georg Martin Hämmerle wurde 1941 in Hausach geboren. Im Jahr 1962 trat er dem Kapuzinerorden bei. 1968 wurde er in der Kirche "Maria zu den Ketten" in Zell-Unterharmersbach zum Priester geweiht. 1971 wurde er in das Missionsgebiet der Kapuziner in Indonesien ausgesandt. Seit 2003 wohnt Hämmerle in Gunungsitoli, der Hauptstadt von Nias. Im Jahr 1990 erhielt er die zusätzliche Aufgabe, ein ethnologisches Museum zur Bewahrung des reichen Kulturguts der Niasser zu bauen. Hämmerle ist Vorsitzender der Stiftung, die das Museum unterhält.