Der ehemalige SWR1-Redakteur Günter Schneidewind hat die ganz großen Stars der Rock- und Popgeschichte getroffen. In Hausach erzählte er von den Begegnungen mit den Ikonen. Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder Bote

Lesung: SWR1-Musikredakteur Günter Schneidewind stellt Buch "Hits & Storys" in der Mediathek vor

Die Rock- und Popkultur hat die Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mitgeschrieben. Der ehemalige SWR1-Musikredakteur Günter Schneidewind interviewte Musik-Ikonen des Genres und hielt dies in seinem Buch "Hits & Storys" fest.

Hausach. Mehr als hundert Besucher waren am Donnerstag zu der Lesung in die Mediathek in Hausach gekommen. Bevor Schneidewind unterhaltsam und kenntnisreich von seinen Begegnungen mit Stars wie Jimmy Page, dem stimmgewaltigen Joe Cocker oder David Bowie erzählte, unternahm er mit dem Publikum einen Ausflug in die Mitte der 60er-Jahre.

Ausflug in die 60er-Jahre

In einem Videoclip, den der Autor ausgegraben hatte, warnte ein adrett gescheitelter Fernsehsprecher die Erwachsenen vor der lauten Musik des "Beat-Clubs". Die erste Musiksendung mit englischsprachigen Interpreten im deutschen Fernsehen war auf junge Leute zugeschnitten und wurde von 1965 bis 1972 ausgestrahlt.

Ein weiterer Clip zeigte die Rolling Stones beim Antritt ihrer ersten Tournee 1965 in Düsseldorf. Der Ansager seinerzeit nannte die heutigen Rock-Legenden "ungekämmte, ungewaschene Höhlenmenschen". Damals wurde das Berliner Waldstadion bei dem Stones-Konzert in seine Einzelteile zerlegt.

Ebenfalls aus dieser Zeit stammte der Kommentar von Walter Ulbricht, seinerzeit Staatsoberhaupt der DDR, anspielend auf das "Yeah, Yeah, Yeah" der Beatles: "Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen." Damals war Schneidewind elf Jahre alt und bereits vom "Beatles-Virus" erfasst. Ulbrichts Aufruf ging ins Leere, denn der junge Ostdeutsche hortete alles, was mit Pop und Rock zu tun hatte. Sein seit damals gesammeltes und mittlerweile enzyklopädisches Wissen über diese Musik brachte Schneidewind bei seinen Kollegen und den Radiohörern in Anlehnung an das Lexikon "Der Große Brockhaus" den Spitznamen "Der Große Schneidewind" ein.

Für ihn ging ein Traum in Erfüllung, als er Paul McCartney 2001 in Berlin interviewte. "Er fragte mich danach, wie ich mich nach der Wende fühlen würde, denn man hätte ja quasi mein Land platt gemacht", erzählte der 65-Jährige. Das Interview hatte etwas länger gedauert als gedacht und die Verzögerung rief den Unmut Pauls damaliger Gattin Heather Mills hervor. Die darauf folgende eheliche Auseinandersetzung hat Schneidewind nicht in sein Buch aufgenommen. "Wer weiß, wie gut die Anwälte von Frau Mills sind", meinte der Autor. Zum großen Vergnügen des Publikums erzählte er aber die Episode in allen Einzelheiten.

Auch das Interview mit Marianne Faithfull ist ihm in lebhafter Erinnerung geblieben. Die beiden trafen sich in Paris in Faithfulls Wohnung bei Tee und Gebäck. "Es lief alles prima, bis ich sie auf die Beziehung mit Mick Jagger ansprach", erzählte Schneidewind. Da habe sie total dicht gemacht und gemeint, sie sei damals fast drauf gegangen und wolle nicht darüber sprechen.

Seine Bücher sind keine Nachschlagewerke im üblichen Sinn, betonte der Autor. Für Fans des Genres ist es jedoch eine Lektüre über Musikgrößen, in der Details aus deren Leben und Schaffen lebensnah und oft sehr persönlich beschrieben sind.

Günter Schneidewind wurde 1953 in Sachsen-Anhalt geboren. Zu DDR-Zeiten unterrichtete er als Lehrer für Deutsch und Englisch am Gymnasium. Seine Radiolaufbahn begann beim Ostberliner Jugendsender DT64. Annähernd 30 Jahre arbeitete Schneidewind bei SDR3/SWR1 als Hörfunkmoderator.