Im Freillichtmuseum Erzpoche in Hausach (linkes Bild) wird den Besuchern die Bergbau-Geschichte näher gebracht. Bergleute mit dem fürstenbergischen Wappen (rechtes, oberes Bild). An der Wand des ehemaligen Hauserbacher Schulhauses ist der historische Bergbau dargestellt. Foto: Schwarzwälder Bote

Erzabbau bereits im Mittelalter wirtschaftlich bedeutsam / Hausacher Gruben profitierten von Industrialisierung

Hausach - In seiner Geschichte erlebte Hausach Höhen und Tiefen, wirtschaftliche Aufschwünge und Niedergänge. Der SchwaBo beleuchtet in der historischen Serie "Hausach arm und reich" die Faktoren, die der Stadt unter der Burg zu Wohlstand verhalfen. Im zweiten Teil geht es um die Blütezeit des Bergbaus.

Rund um Hausach sind mehr als 60 Gruben, Stollen und Schächte nachgewiesen, in denen Bergleute früher vor allem nach Silber und Blei gesucht und die Rohstoffe abgebaut haben. Der Bergbau war die Grundlage der Industrialisierung Hausachs. Zugleich bot er den Grundstücksbesitzern auch ein beträchtliches Zubrot, wurden in Hausach doch nicht nur Erze, sondern auch Silber und in den beiden Gruben am Kreuzberg sogar Gold gefunden.

Bereits im Mittelalter spielte der Bergbau in Hausach aber eine wirtschaftliche Rolle, so dass es einen recht alten urkundlichen Nachweis gibt: 1455 bestätigtem Bergwerkfinanziers aus Freiburg bestätigten in einem Dokument, dass sie vom Grafen Heinrich zu Fürstenberg einen Lehensbrief für ihre Anteile "berg zuo Husen in dem Kintzgenthal in dem Huserbach under dem Nuwenbach" bekommen hatten. 1515 sollen allein in diesem Tal 300 Bergleute beschäftigt gewesen sein. Viele Quellen halten die Zahl aber für übertrieben.

Für die adligen Landesherren stellte der Bergbau eine einfache Einnahmequelle dar. Neben diesem wirtschaftlichen Nutzen spielte aber auch das Prestige eine Rolle, das damit einher ging, wenn in den eigenen Landen edle Erze gefunden wurden. Die Burg Husen wurde nicht nur zum Schutz der Handelsstraße durch das Kinzigtal erbaut, sondern auch als wachsames Auge über den Silberabbau.

Der Bergbau wurde seit dem Mittelalter in dem meisten Fällen von selbstständigen Unternehmern betrieben, die zwar vom Landesherren belehnt wurden und ihm abgabepflichtig waren, aber ansonsten auf eigene Rechnung wirtschafteten.

Der Schwerpunkt der Erzverarbeitung lag im hinteren Kinzigtal, dies aber mit der Einschränkung der unterschiedlichen Besitzverhältnisse. Die Fürstenberger waren katholisch, die Württemberger evangelisch. Die heutigen Gewannnamen erinnern heute noch daran. Auf der Nordseite der Kinzig, gegenüber den Grubhöfen, gab es die katholische Erzwäsche und im Tal die evangelische Schmelze, zu der das gewonnene Erz über den Eselweg, dies auf katholischem Gebiet, zur Schmelze gebracht wurde. Das Erz von der Erzwäsche wurde in Wolfach verarbeitet.

Als dann die industrielle Nutzung der Erze allmählich an Bedeutung gewann, wurde in Hausach der Schmiedekanal erstellt, der durch die Wasserkraft der Kinzig und Gutach für den Antrieb der Hämmer genützt wurde. Auch Pfannenschmiede, Holz- und Kohleplatz und das Zinnhaus profitierten davon. Um deren Betreiber in Hausach unterzubringen, wurde das Herrenhaus gebaut.

Die Gebrüder Litschgi gaben dann vor 275 Jahren den Startschuss zur Industrialisierung. Von dieser Initiative profitierten die Gruben in den Tälern rund um Hausach, also auch die drei Gruben im Schürengrund. Besonders ergiebig waren die Gruben jedoch nicht, weshalb sie immer wieder "ins Freie" fielen. Das heißt, dass ihnen die Bergbauberechtigung entzogen wurden. Sie wurden aber auch immer wieder eröffnet.

Viele Bergleute, die Erfahrung im Erzabbau hatten, kamen zu dieser und bereits in der vorindustriellen Zeit nach Hausach, um dort zu arbeiten. Sie trugen wesentlich zum Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum Hausachs bei. In der Zeit zwischen 1700 und 1858 erwirtschaftete allein die Grube Clara in Hauserbach fast 100 000 Gulden. In Vergleich zu anderen Gruben im Kinzigtal gehört die Grube zu den Spitzenreitern. Es entwickelte sich zudem über die reine Erzgewinnung hinaus eine kleine Industrie, deren Aufgabe in der Weiterverarbeitung der gewonnen Produkte und dem Handel mit diesen bestand. Bergleute, ihre Familien, die Bergbeamten, die Finanziers und nicht zuletzt der Landesherr – viele Menschen lebten vom Bergbau und waren, direkt oder indirekt, von ihm abhängig.