Olaf Krüger (von links) und Kerstin Langenberger referierten bei "Kinzigtal weltweit". Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

"Kinzigtal weltweit": Olaf Krüger und Kerstin Langenberger beeindrucken mit Reise an den Polarkreis

Sechs Jahre Reiserecherche innerhalb von zwei Stunden auf die Bühne zu bringen ist eine Kunst für sich. In der Reihe "Kinzigtal weltweit" ist das den Fotografen Olaf Krüger und Kerstin Langenberger mit Bildern, Filmsequenzen und Musik gelungen.

Hausach. Mit einer Aneinanderreihung wunderschöner Sonnenuntergänge, spektakulärer Landschaften, Wölfen, Eisbären und Menschen führten die Fotografen ihr Publikum in ein audiovisuelles Abenteuer am Polarkreis. Motivation: Krüger erklärte die Motivation zur Erkundung der entlegenen nordischen Inseln: "Weil sie so schön sind! Wer einmal vom Polarvirus infiziert ist, der kehrt immer wieder in den Norden zurück." Langenberger befand: "Die Uhren scheinen dort langsamer zu ticken und es ist die Faszination des einzigartigen Lichts, die den Norden so besonders machen." Beiden sei in ihrem Projekt klar geworden: "Die Natur ist viel fragiler, als wir denken." Das schmelzende Eis wecke Begehrlichkeiten nach den darunter liegenden Bodenschätzen und es wäre beider Anliegen zu zeigen, welch wunderbare Natur aufs Spiel gesetzt werde. Färöer-Inseln: Beginnend mit den 18 Färöer-Inseln stellten sie ein weit abgelegenes Land vor, wo einerseits mit 70 000 Schafen mehr Vierbeiner als Menschen leben und wo andererseits der Fußball groß geschrieben wird: Besonders seit dem legendären 1:0 Sieg gegen Österreich in der EM-Qualifikation.

Zu einer besonderen musikalischen Reise in einer Höhle wurde das Publikum via Filmsequenz mitgenommen. Bei aller Schönheit der Inseln sei Krüger mit dem brisanten Thema des Grind-Walfangs konfrontiert worden, der die Buchten blutrot gefärbt hatte. "Der Walfang ist im Gegensatz zur deutschen Massentierhaltung wenigstens ehrlich", habe sich Krüger in der Diskussion um das kontroverse Thema anhören müssen. Allerdings sei es die zunehmend starke Verschmutzung der Meere, die den Walfang ohnehin beenden werde. Island: Langenberger oblag die Vorstellung Islands mit ihren grundehrlichen Menschen, die sich schnell verschließen könnten, wenn es beispielsweise um den Naturschutz gehe. Die Isländer seien so widersprüchlich wie das Wetter: Denn obwohl die einzigartige Natur der größte Schatz der Insel wäre, würden industrielle Großprojekte wie der gezeigte Staudamm umgesetzt.

"Das Land wird in einem erschreckenden Tempo überrollt", bedauerte die Referentin, die selbst ein Jahr lang dort lebte. 2,5 Millionen Touristen wären im vergangenen Jahr dort gewesen, in Kürze werden bis zu fünf Millionen Touristen erwartet – bei gerade einmal 350 000 Einwohnern auf einer Fläche von der Größe Bayerns und Baden-Württembergs. "Das verändert die Seele des Landes und auch die Menschen."

Ihr allergrößter Traum sei es immer gewesen, einen Vulkanausbruch mitzuerleben, was ihr beim Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 tatsächlich gelang. Spektakuläre Bilder, eine virtuelle Fahrt durch die Aschewand und das Donnerbeben am Fuße des Vulkans beeindruckten von der Naturgewalt. "Der Vulkan war ein Monster. Die Aschewand glich einer Dusche aus Zementstaub, die Asche war überall", erzählte sie. Lofoten: Auf den Lofoten werden die Menschen hart mit der Natur konfrontiert, aber es gebe etwas Besonderes: Das Licht und die Möglichkeit, Nordlichter zu fotografieren, was in spektakulären Aufnahmen auch gelungen war. Grönland: In Grönland sei Krüger überrascht gewesen, dass es auch Stein- und nicht nur Eisberge gebe. Dort sei alles ein bisschen größer, so auch die Entfernungen. Grönlands "Luftwaffe" seien die Stechmücken. Abgesehen von diesen und den Eisbären wäre das Wandern dort ein besonderes Erlebnis. Die Inuit müssten den Spagat zwischen der Tradition und der Moderne schaffen, ihre ehemals autarke Lebenswelt sei verdrängt worden – und es gebe keine Alternativen. Der Klimawandel mache ihnen besonders zu schaffen, Parasiten seien aufgrund steigender Temperaturen eingewandert und das Verbot des Walfangs habe ihre 4000 Jahre alte Lebensgrundlage entzogen. Spitzbergen: Auf Spitzbergen gab es neben den Schlittenhunden für Langenberger dann eine Ausbildung in der nördlichsten Universität zum "Arktic-Nature-Guide". Ein Jahr lang sei sie im schönsten "Klassenzimmer" unterrichtet worden – bei mitunter Minus 30 Grad Außentemperatur in Dunkelheit und bei ewig pfeifenden Wind. Nach der Ausbildung in der Arktis ging sie auf ein Kreuzfahrtschiff als Touren-Guide: Sie wollte Eisbären sehen. Mit Aufnahmen zeigte sie die weißen Riesen in ihrem Lebensraum.

Der Rückgang des Eises wurde von den Referenten als absolut verheerend bezeichnet. Allein 2018 wäre die achtfache Fläche Deutschlands weggeschmolzen – eine Fläche, die durch viele Lebewesen lebendig sei. Dem Eisbär werde das Jagdrevier und auch die Nahrungsgrundlage entzogen. "Erst die Reise nach Spitzbergen hat mir deutlich gemacht, dass wir das Klima jetzt retten müssen!", betonte Krüger. Nach einem flammenden Appell für den Klimaschutz endete Langenberger: "Unsere Welt für uns und für künftige Generationen zu bewahren – das muss unser aller Ziel sein." Der große Beifall des Publikums pflichtete den Referenten bei.