So genau wie möglich: Die Züge der Schwarzwald-Modellbahn passieren natürlich auch den Hornberger Viadukt, bevor sie den Bahnhof erreichen. Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Schwarzwald-Modellbahn in Hausach schließt / Gebäude wird wieder zu einem Supermarkt

Bald stehen alle Signale auf Halt. Dann fährt auf der Schwarzwald-Modellbahn kein Zug mehr. Für Thomas Panzer endet damit mehr als eine Unternehmung. Vor 15 Jahren hat er die Anlage gegen viele Widerstände ins Leben gerufen.

Hausach. Nur noch diese eine Woche, dann war’s das. Am Sonntag, 6. Januar, wird Thomas Panzer zum letzten Mal Besucher in der Schwarzwald-Modellbahn begrüßen und schauen, dass alle Züge reibungslos verkehren. Das Ende dieser besonderen Sehenswürdigkeit in der Ortenau ist besiegelt. Denn Panzer hat Gebäude und Fläche verkauft: "Nach gut 15 Jahren ist die Zeit für etwas Neues gekommen", sagt er.

18 Jahre bestimmt die Bahn sein Leben

1,5 Millionen Besucher haben in den vergangenen 15 Jahren den Weg in die Miniaturlandschaft gefunden, die viel mehr ist als eine bloße Modellbahn. Mehr als 69 000 Bäume stehen da und verleihen der geschwungenen Welt im Maßstab 1:87 – der Modellbahner nennt es H0 – ein Gefühl von Schwarzwaldromantik. Mittendurch schlängeln sich Straßen, Wege und die zweigleisige Schienenstrecke. Gezeigt wird deren Verlauf zwischen dem Hausacher Bahnhof bis kurz vor den von St. Georgen. Auf ihrem Weg passieren die Züge – Güter- und Personenzüge – die Stationen Hornberg und Triberg.

Panzer hat versucht, die Strecke so exakt wie möglich abzubilden. "70 Prozent sind real", schätzt er. Die restlichen Prozent hat er so gestaltet, dass es passt – und zwar weit über die bloße Schienenverbindung hinaus. In der Miniaturwelt sind Szenen des Alltags festgehalten und bilden das perfekte Umfeld für den stetig rauschenden Zugverkehr. Zudem fahren einige Lastwagen und Busse digital gesteuert über die Straßen – zum Beispiel am Hornberger Bahnhof vorbei, um ihre Fahrt dann unter dem Viadukt fortzuführen.

1,5 Millionen Besucher in 15 Jahren gezählt

Begonnen hat die Geschichte vor 18 Jahren mit der Idee einer Modelleisenbahn als touristische Attraktion. Allerdings mangelte es dem damals 36-Jährigen am nötigen Kapital. Und so dauerte es ein, zwei Jahre, bis sich eine Bank fand, die sein Abenteuer begleitete. Als Panzer die Eröffnung feierte, war von der heutigen Landschaft nur ein Bruchteil zu sehen. "Die Besucher konnten so zuschauen, wie sich Wiesen, Wälder, Städte und das Drumherum entwickelt hat", erinnert sich der Mühlenbacher.

Selbst wenn es wie ein Hobby wirkt: Die Modelleisenbahn bestimmt sein Leben. "Wir haben in der Regel sechs Tage die Woche geöffnet, am siebten Tag erledige ich Einkäufe oder die Büroarbeit." Urlaub mit seiner Frau war in den vergangenen 18 Jahren die Ausnahme. Die Suche nach Arbeitskräften, die auch Verantwortung übernehmen und an Feiertagen arbeiten, war selten fruchtbar.

Deswegen ist Panzer zwar traurig, dass dieses Kapitel zu Ende geht. Aber es bedeutet auch Freizeit – endlich. "Ich freue mich darauf, mal wieder Ostern zu feiern", sagt er und lächelt.

Für das Gebäude gegenüber dem Bahnhof schließt sich damit ein Kreis, bemerkt der 54-Jährige. Aus dem einstigen Supermarkt soll wieder einer werden. Das Gelände wurde von Rewe gekauft.

Ende März muss er die 400 Quadratmeter große Halle besenrein übergeben. Für das Abbauen der Anlage hat er sich Zeit eingeplant. Zumal noch nicht klar sei, was mit den 80 Zügen und dem Inventar passiert. "Da laufen Gespräche", sagt er. Einiges werde er behalten, aber "vieles landet wohl auf dem Müll".

Die Schwarzwald-Modellbahn ist von Dienstag, 1., bis einschließlich Sonntag, 6. Januar, von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Ein kleines Bistro bietet Kuchen, Kaffee und Getränke.

Weitere Informationen: www.schwarzwald-modell-bahn.de