Architekt Benjamin Schmider (von links), Hansjürgen Neumayer, seine Lebenspartnerin Mareike Hildwein, die die Bauleitung übernehmen wird, und Bürgermeister Wolfgang Hermann Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Kaplanei: Hansjürgen Neumayer will Gebäude sanieren und Stadt schenken / Musikschule bekommt Räume

In die alte Kaplanei soll neues Leben einziehen. Ein privater Investor will das aus dem Jahr 1784 stammende und damit älteste Gebäude Hausachs kaufen, sanieren und dann der Stadt schenken. Dafür hat dieser persönliche Gründe.

Hausach. Von einem "absoluten Glückstreffer" sprach Bürgermeister Wolfgang Hermann beim Pressegespräch im Rathaus. Anwesend waren auch Architekt Benjamin Schmider sowie Hansjürgen Neumayer und seine Lebenspartnerin Mareike Hildwein. Und das hatte seinen Grund: Neumayer, dessen Name in Hausach nicht unbekannt ist, will der Stadt das Gebäude abkaufen und grundlegend sanieren. Aber nicht für sich selbst: Wie Hermann erklärte, will Neumayer der Stadt "etwas Gutes tun" und ihr die Kaplanei nach der Renovierung wieder zur Verfügung stellen – oder, wie der Bürgermeister präzisierte, "schenken".

Vor rund zwei Monaten hätten der Investor und die Kommune die Gespräche aufgenommen und gemeinsam überlegt, wofür das hergerichtete Haus genutzt werden soll. Schnell war klar, dass das Gebäude eine kulturelle Begegnungsstätte werden soll und dass in diesem Zuge nun die Musikschule endlich eigene Räume bekommen soll. Bisher wurden die Jugendlichen in den Klassenzimmern der Graf-Heinrich-Schule und des Robert-Gerwig-Gymnasiums unterrichtet, was im Rahmen der Ganztagsschule oft zu Überschneidungen führte (wir haben berichtet).

Aber auch Lesungen, Vorträge und andere kulturelle Veranstaltungen sollen in den sanierten Räumen stattfinden; Hermann sprach in diesem Zusammenhang von einem "Haus der Kultur", das mit dem Namen Neumayer in enger Verbindung stehen soll. Damit stellt sich Hansjürgen Neumayer in die Tradition seiner Eltern Erich und Amanda, die zu Lebzeiten die Neumayer-Stiftung gegründet haben. Diese fördert Projekte mit den Schwerpunkten Bildung und Erziehung.

Es ist nicht das erste Haus in Hausach, das Neumayer saniert. Auch um das ebenfalls denkmalgeschützte Haus an der Hauptstraße 50 kümmerte sich Neumayer zusammen mit dem Architekten Schmider. Dieser übernimmt auch die Planungen für die Kaplanei und legte beim Pressegespräch die Pläne vor.

Demnach sollen an dem Gebäude auch wegen des Denkmalschutzes außen keine grundlegenden Veränderungen vorgenommen werden und die Fassade erhalten bleiben.

Im Innenbereich der Kaplanei sollen sieben Unterrichtsräume mit insgesamt 130 Quadratmetern entstehen. Im Dachgeschoss plant der Architekt einen großen Raum, der ebenfalls der Musikschule, aber auch als Veranstaltungssaal zur Verfügung stehen soll. Bei 110 Quadratmetern bietet der Raum 80 bis 90 Sitzplätze und könnte auch als Trauzimmer genutzt werden. "Das deckt das ganze Spektrum des sozialen und kulturellen Lebens ab", fasste Neumayer zusammen.

Im Sinne einer "Begegnungsstätte für alle" soll das Dachgeschoss barrierefrei erschlossen werden. Dafür wird ein an der Rückseite angebrachter Aufzug sorgen. Als Außenlift, für den am und im Gebäude nichts verändert werden muss, sollte er denkmaltechnisch am unbedenklichsten sein. "Es steht und fällt mit der Genehmigung für den Zugang zum Lift. Ohne ihn macht das Ganze keinen Sinn", betonte Neumayer.

Ein weiterer Knackpunkt ist der Kamin im Dachgeschoss. Da dieser mitten im Raum steht, möchte Schmider ihn entfernen und notfalls nur seine äußere Optik erhalten.

Einen Wermutstropfen hat die Sanierung allerdings: Den erforderlichen Bauarbeiten muss die "grüne Oase" weichen. Der 2017 hergerichtete Kaplaneigarten, der mit Bänken und Bildern aus der Hausachs Partnerstadt Arbois als "Ort zum Verweilen" genutzt worden war, muss zurückgebaut werden. Wie Bürgermeister Hermann versicherte, werden die Bilder aber "nicht im Keller verschwinden" und der Platz später wieder hergerichtet – in welcher Form, ist allerdings noch offen. Bis dahin müssen Stadt, Architekt und Neumayer noch einiges erledigen. Zunächst wird laut Hermann eine Sanierungsvereinbarung aufgesetzt und gerade wird der Kaufvertrag mit Sanierungsvereinbarungen ausgearbeitet.

Zum Zeitplan und den Kosten kann Schmider noch keine genauen Auskünfte geben. "Das hängt davon ab, wie zügig wir die Baugenehmigung bekommen und wie die Gespräche mit dem Denkmalamt laufen. Aber es wäre toll, wenn wir noch dieses Jahr mit den Bauarbeiten beginnen könnten", erklärte Schmider.

Er rechnet aber mit einer Bauzeit zwischen anderthalb und zwei Jahren, so dass die Kaplanei im Laufe des Jahres 2021 bezugsfertig wäre.

Vielen Bewohnern, die im Ort unter der Burg wohnten, war der Weg zur Dorfkirche zu weit. Aus diesem Grund erhielten die "Städtler" einen eigenen Kaplan, Dieser bekam auch ein Wohnhaus, die Kaplanei. Sie wurde 1784 eingeweiht und 2008 das letzte Mal saniert – allerdings für die damals anstehende 750-Jahr-Feier nur "notdürftig". Bis 2015 war sie bewohnt und das Heim von Walter Bettinger. Dieser war Organist. "Das Haus hat also musikalische Tradition", meinte Architekt Schmider.