Bürgermeister Manfred Wöhrle durfte dank den »Kellerkindern« auch im Udo-Jürgens-Gedächtnischor singen und bekam einen Bademantel. Foto: Störr

Acht Gruppen ziehen vom Leder. "Schnurmusikanten" verabschieden sich. "Vier-Viertele" feiern Debüt.

Wenn selbst Hausachs Vize-Narrenvater José F. A. Oliver ungläubig fragen muss: "Isch des wirklich wohr?" ist das Schnurren ein voller Erfolg gewesen. Die Hausacher Lokale waren am Samstagabend allesamt sehr gut besucht, der große Zuspruch und die gute Stimmung war daher der verdiente Lohn für die Schnurranten.

Acht Schnurrgruppen brachten n diesem Jahr Neuigkeiten ans Licht, die selbst die "Blauen" blass werden ließen. So war nach dem großen Narrentreffen des vergangenen Jahres gerade Säckelmeister Thomas Stötzel vor eine große Aufgabe gestellt: Als alle Rechnungen verbucht waren, sollte sein Mitarbeiter Carmelo Agüera Oliver den Karton mit allen Akten von Hornberg nach Hausach mitnehmen, damit ihn seine Lebensgefährtin Stephanie Hilberer ihrem Arbeitgeber im Haslacher Steuerbüro weitergeben konnte. So weit, so gut, bis Carmelo in Hausach ausstieg – ohne Aktenkarton.

"Die Finanzakten der Zunft waren auf unkontrollierter Reise in Richtung Offenburg unterwegs", spotteten des Narrenvaters Familie Petra, Jennifer und Jessica Rösler zusammen mit Melanie Reinert vom "Blättle-Team". Nach einigen Telefonaten und einem "Sondersuchkommando" wären die Akten schließlich doch noch dort angekommen, wo sie hingehörten.

Den "Kellerkinder" Bernhard und Michaela Keller war mit Thomas Stötzel ein guter Griff gelungen, der Udo-Jürgens-Gedächtnischor tat ein Übriges: Bürgermeister Manfred Wöhrle und Bernd Rösler wurden dafür eigens in weiße Bademäntel gesteckt, bevor es an die geschnurrte Schelte in Richtung Stadtrat und dessen Namenlosigkeit im Sitzungsprotokoll ging: "Am Ende der Sitzung isch alles klar, koiner will wisse, wer’s letschdendlich war." "Farbe bekenne, zu sinere Meinung stehe – isch des so a Qual? Behandle uns wie mündige Bürger – net nur vor de Wahl", hatten sie das Publikum auf ihrer Seite. "Dass ihr euch versteckt, des finde mir ganz ehrlich mies. Wenn mir so schnurre däte – ohne Name – des wär fies."

Wie gut sich Tradition und Moderne auch beim Schnurren vereinbaren lassen, bewiesen die "Gassengoscher aus der Ressel-Dynastie". Tjorven, Jerome und Jonas Ressel boten Rap und Hardrock in Anlehnung an große deutsche Dichter und Denker. Da wurden die Geschichten von Robby Lehmanns teurem Sportkleiderkauf, der beim ersten AH-Handball-Training mit einem Bänderriss endete oder der "erhöhten individuellen Schwungmasse" von Johnny Döring fast zur Nebensache.

Vor jedem Frühstück Toaster auf tote Mäuse untersucht

Dass die Umbenennung der Straße "Hinterm Bahnhof" akute Lachanfälle und eine unglaublich gute Stimmung auslöste, lag ganz bestimmt an der humoristischen Aufarbeitung durch die "Amigos". Wortgewaltig und mit viel Musik erzählten sie die Irrfahrt eines chinesischen Lasterfahrers, der die neue Straße vergeblich suchte und von seinem Navi an die unterschiedlichsten Flecken Hausachs gelotst wurde.

"Wär die bezahlt Chronik schu uf’m Disch, däte ihr den richtige Nome vun dere Stroß sehne", verkündete Michael "Mäx" Armbruster und ließ unter stürmischem Applaus die "Bühler-Karle-Allee" präsentieren.

Dass sich Ingrid und Wolfgang Keller bei der Neueröffnung eines Haslacher Friseurs am Gratis-Buffet satt aßen und er sich zwischenzeitlich bei der Konkurrenz die Haare schneiden ließ, wussten seine Mitstreiter Eugenio Agüera Oliver, Schnurrobmann Marco Schwab, Michael Ladtka und Arne Schmidtbauer ebenso zu berichten.

Das Tauben-verschmutzte Hochzeitskleid von Andrea Schmid bei der großen Armbruster-Hochzeit im Einbach wurde fast so genüsslich ausgebreitet wie der "Schwarzwald-Tequilla" von Robby Lehmann verteilt wurde. Zusammen mit Andy Schneider schnurrt er seit 15 Jahren als "Anonyme Schwarzwälder" und berichtete singend von der Schrankaufbauodysee im Hause Martin Leukel. Auch dass Desi Bächle vor jedem Frühstück ihren Toaster auf tote Mäuse untersucht blieb nicht verborgen.

Schnurmusikanten: 500 Auftritte, 360 Kostüme und 200 Geschichten

Ihr Debüt beim Schnurren lieferten die "Vier-Viertele" und hatten die dreitägige Rehjagd innerhalb Hausachs lustig aufbereitet. Den Wolfachern verpassten sie ein neues Ortsschild: "Die Stadt mit der längsten Wassertretanlage – auf Wunsch mit Algenbehandlung". Von Zeremonienmeister Klaus Keller sangen und erzählten dann die "Minirocker" eine turbulente Geschichte um vergessene Schlüssel im Haus, dem Einstieg durch ein gekipptes Dachfenster und der verschlossenen Speichertür. Auch der Einbruchversuch bei Ellen Schweizer wurde wortreich aufbereitet.

Und dann waren da noch die Schnurmusikanten, die mit einem Remix der besten Schnurren ihre Abschiedstour gaben. Hubert Heizmann wurde von Narrenvater Bernd Rösler mit einer Flasche Wein für 40 aktive Jahre als Schnurrant ausgezeichnet. Anhand vieler Bilder ließen sie das Publikum noch einmal die vergangenen Jahre Revué passieren und bereiteten diese dann statistisch auf.

Die "Original-Schnurmusikanten" berichteten, sie hätten früher an zwei aufeinander folgenden Samstagen im Jahr geschnurrt, damals noch in Wirtschaften wie dem "Weißen Lamm", dem "Grünen Baum", "Café Vetter", dem "Burggrabenstüble" und "Dorfwirtshaus". In 30 Jahren Schnurren hätten sie etwa 1000 Kilometer mit dem Bus der Gärtnerei Burkhardt zurückgelegt.

Weiter rechneten sie vor: 60 Mal schnurren habe 360 Kostüme bedeutet, etwa 500 Auftritte und 200 geschriebene Geschichten. Als Musiker hätten sie etwa 300 Hits und Stimmungslieder gespielt und außerdem 600 Lieder während ihrer Stücke gesungen. Getrunken hätten sie in all den vielen Jahren dann insgesamt etwa 5000 Glas Bier – was für eine großartige Schnurrleistung der Schnurmusikanten. Christine Störr