Pfarrer Christoph Nobs tritt an Palmsonntag seinen Dienst in der Seelsorgeeinheit Hausach-Hornberg an. Foto: Beule

Pfarrer Christoph Nobs tritt an Palmsonntag seinen Dienst an. Vernetzung ist prägende Botschaft

Hausach - Die Kartons sind noch nicht ganz ausgepackt, in der Diele im Pfarrhaus liegen noch die Werkzeuge – Trotzdem ist Christoph Nobs schon angekommen. An Palmsonntag tritt neue Pfarr-Kooperator seinen Dienst an.

Gerade kommt Nobs aus dem Rathaus, genießt noch kurz die Sonne vor dem Pfarrhaus. In den ersten Tagen habe er sich mit ganz profanen Dingen beschäftigt: Sich selbst und sein Auto ummelden, Kisten auspacken. Was eben so anfällt, wenn man umzieht, sagt er und lacht. Am vergangenen Freitag ist er ins Pfarrhaus eingezogen – noch haben nicht alle Dinge ihren Platz gefunden. Doch er fühle sich schon wohl, sagt Nobs.

Die ersten Leute, vor allem die Mitarbeiter, habe er auch schon kennengelernt, die Vorbereitungen für die Karwoche laufen bereits. Die wichtigste Aufgabe sei es nun, sich in den vorhandenen Strukturen zu orientieren. "Bis man alles durchschaut, braucht es wohl ein Jahr", sagt er ganz ehrlich. Ein Pfarrer sei kein Einzelkämpfer, sondern ein Teamplayer, deswegen sei es wichtig, mit den Menschen vor Ort und den Mitarbeitern stets in Kontakt zu stehen, betont er.

Kein Einzelkämpfer, sondern Teamplayer

Der Aufruf zum Miteinander und zum Vernetzen ist die prägende Botschaft in Nobs Ausführungen. Die Menschen seien das Hauptthema, nicht die Institution Kirche. Man erfahre Gott nicht pur, sondern stets in menschlichen Zusammenhängen. Jeder Mensch sei aufgrund seiner Erfahrungen ein Experte für Religion. Darum sein es ihm wichtig, jeden so zu nehmen, wie er ist – auch über die Grenzen von Konfessionen und Religion hinaus. Das habe etwas mit Respekt und Wertschätzung gegenüber anderen zu tun. Es sei außerdem wichtig, nicht zu schnell zu werten, sondern wahrzunehmen, sagt Nobs über seine Arbeit. Das sei auch ratsam für die Kirche insgesamt. "Ich glaube, wenn das geschieht, wird Kirche wieder ernst genommen", ist er sich sicher.

Was dabei dann raus komme, könne er nicht sagen. "Auch wenn ich am Ende falsch liege, war’s einen Versuch wert", sagt er lachend. Ihm sei es wichtig, dass die Theologie auf die Menschen höre, nicht umgekehrt. In seinen ersten Tagen in Hausach will er darum nichts überstürzen, aber bewusst hinschauen und wahrnehmen. "Ich komme ganz unbedarft her", sagt er und lacht herzlich.

Ob er sich selbst als kritischen Geist sieht? Nobs nickt nachdenklich. "Kritisch-konstruktiv", sagt er dann. "Wenn man hinschaut, ist man auch kritisch." Gott habe ein Auge für jeden Menschen, vor allem auch für die, die normalerweise übersehen werden. "Wenn man das ernst nimmt, wird man automatisch kritisch", sagt der 54-Jährige. Die Dinge beim Namen zu nennen, wenn es förderlich ist – auch, ohne dass man selbst schon eine Lösung habe – liege ihm am Herzen. "Ich versuche, jeden ernst zu nehmen und mit Respekt zu behandeln und die Menschen spirituell zu begleiten", sagt er. In dieser Hinsicht fühle er sich wie eine Hebamme. Das göttliche Kind sei bereits in jedem. "Damit es geboren wird, braucht es ab und zu eben eine Hebamme."

Und nun? Jetzt wolle er die Menschen und "was hier so läuft" erst einmal in Ruhe kennenlernen, sagt Nobs, der in seiner Freizeit gerne joggt und in die Sauna geht. Sein Wunsch sei es gewesen, in die alemannische Heimat zurückzukehren. "Das hat sich mit Hausach jetzt gut ergeben", sagt der 54-Jährige, der selbst im Häs in der Fasent aktiv ist.

Außerdem interessiere er sich sehr für Geschichte und Kulturwissenschaften – und das sei nicht nur beruflich begründet, betont er. Nobs ist Mit-Initiator der "Geschichtswerkstatt Bräunlingen". Auf die kulturellen Veranstaltungen in Hausach ist er bereits gespannt. "Was ich mitnehmen kann, nehme ich mit", verspricht er lachend. "Ich möchte mit Neugier und Wachsamkeit wahrnehmen, was ist", sagt er. "Daraus ergibt sich dann mit der Zeit das Arbeitsprogramm."

Info: Zur Person

Pfarrer Christoph Nobs, Jahrgang 1963, ist in Bräunlingen bei Donaueschingen aufgewachsen. Nach dem Theologiestudium von 1983 bis 1990 in Freiburg war er sechs Jahre in Luzern und Basel in der Eine-Welt-Arbeit, Erwachsenenbildung und Pfarreiseelsorge tätig. 1994 erfolgte die Priesterweihe in Liestal im Kanton Basel-Landschaft. Nach der Zeit in Basel und Luzern führte sein Weg nach Kolumbien, wo er in der kirchlichen Menschenrechtsarbeit in Krisengebieten arbeitete. Im Anschluss folgte eine Sabbatzeit in München und insgesamt 15 Jahre Seelsorgearbeit, davon zwölf Jahre im bayrischen Ottobrunn und drei Jahre in Traunstein, wo Nobs unter anderem als Gefängnisseelsorger arbeitete.