Bürgermeister Wolfgang Hermann hielt im Fackelschein der Burgwache seine Rede. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Rauhnächte stehen im Fokus der Neujahrsserenade / Bürgermeister räsoniert vergangenes Jahr

Zur traditionellen Neujahrsserenade versammelten sich unter der Hausacher Burg wieder zahlreiche Bürger. Hubert Maier-Knapp vom Historischen Verein hatte für die Zuhörer zunächst eine traurige Mitteilung.

Hausach. Dem Verein waren nämlich die Nationalitäten im Einwohnerkataster der Stadt "ausgegangen" und so wurden statt wie sonst eine Gruppe von Mitbürgern mit ausländischen Wurzeln der Abend zu einer Themenserenade. Der Fokus richtete sich auf die sogenannten Rauhnächte.

Glaubt man den Aufzeichnungen zu den erstmals im 16. Jahrhundert benannten zwölf Nächten zwischen Weihnachten und Dreikönigstag, so machten diese das lediglich 354 Tage umfassende Sonnenjahr voll. In diesen Nächten können die Tiere sprechen, die Tore zur Anderswelt seien geöffnet und Odins "wilde Jagd" bestrafe alle, die ihre Leintücher im Freien zum Trocknen aufhängen.

Mit dem Lied "Beim Geläut der Weihnachtsglocken", welches nur in Hausach und Wolfach gesungen werde, sangen Burgwächter und Burgfräulein begleitet von der Burgmusik gegen diese unheilvollen Deutungen an. Die Mär von den Kohlen, die in einer Rauhnacht in die Tasche gesteckt dem Glücklichen sich zu Goldklumpen verwandelten, leitete Maier-Knapp am Handwerkerbrunnen zur Neujahrsserenaden-Rede des Bürgermeisters über.

Wolfgang Hermann definierte in Zeiten des Übermaßes an Information und digitaler Kommunikation das "Offline-Sein" als neues Privileg. Wer nicht immer und überall digital kommuniziere, dem stünden Möglichkeiten offen, sich mit seinen Mitmenschen zu beschäftigen und Gemeinschaft entstehen zu lassen. Im Großen wie im Kleinen räsonierte Hermann das vergangene Jahr. "Unsere großen Projekte sind nicht kleiner geworden".

Mit der Schulerweiterung profiliere sich die Stadt bei einem Anteil auswärtiger Schüler von 80 Prozent als Dienstleister für die Raumschaft. Das Ganzjahresbad sei auf der Zielgeraden angekommen, am ersten Märzwochenende wird das Bad mit einem großen Fest eröffnet, bei dem er den Sprung ins (warme) Wasser wagen werde. Mit "nur" sieben Prozent Baukosten-Überschreitung habe sich das Kinzigtalbad allen Unkenrufen zum Trotz sogar als Vorzeigeprojekt herausgestellt.

Nach dem Ende des Rewe-Markts hofft Hermann, dass Edeka im Gaupp-Gebäude schnell ein attraktives Marktangebot realisieren wird. Den barrierefreien Bahnhof hat Hermann als Herzenswunsch für sich ausgemacht, auch wenn er das Gefühl habe, dass sich die Bahn aus der Verantwortung stehlen will. "Dies sind wir unseren älteren Mitbürgern, den Familien mit Kinderwagen oder Fahrgästen mit Fahrrädern schuldig!".

Mit den vier Windrädern auf dem Hohenlochen, der Alten Kaplanei mit Räumen für die Musikschule im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss und dem Veranstaltungsraum im Dachgeschoss, dem solidarischen Wohnprojekt der Neumayer-Stiftung auf dem Gelände der ehemaligen Badenwerk-Betriebshalle und "Kleinigkeiten" wie den Basketballkörben im Stadion habe die Stadt ihre Hausaufgaben gemacht. Für weitere Träume empfahlen die Burgwächter und Burgfräulein auf der letzten Station der Serenade das Führen eines Traumtagebuchs.

Dann zog es Zuhörer wie Akteure angesichts der Temperaturen in die Gaststätten.

Träume in einer Rauhnacht beziehen sich auf den jeweiligen Monat, Träume vor Mitternacht werden in den ersten zwei Wochen des Monats wahr, Träume nach Mitternacht in den letzten beiden Wochen. Was in der 10. Rauhnacht (vom 3. auf den 4. Januar) nach Mitternacht geträumt wird, gilt für die letzten zwei Oktoberwochen.