Michael Stavaric (links) und Ilija Trojanow sind zwei bewährte Kuratoren des Leselenzes. Auch beim "Leselenz 2.0" werden sie dabei sein.Fotos: Noir, Promo Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Veranstaltungsreihe soll als "Leselenz 2.0" stattfinden / Konzept mit analoger und digitaler Säule

Viele kulturelle Veranstaltungen sind dem Corona-Virus im Kinzigtal bereits zum Opfer gefallen. Lange war unklar, ob auch der Hausacher Leselenz dazu gehören wird. Nun ist klar: Er findet statt. Aber nicht wie gewohnt.

Hausach (red/cr). "Leselenz 2.0" nennen Kurator José F. A. Oliver und seine Stellvertreterin Ulrike Wörner das neue Konzept der Veranstaltung, die coronabedingt in seinem 23. Jahr anders aufgezogen werden muss. Dieser sei laut einer Pressemitteilung mitnichten ein "Not-Leselenz". "Leselenz 2.0 ist ein programmatisches, leitmotivisches Motto", so Oliver. Die Formulierung "Leselenz 2.0" habe Wörner ins Spiel gebracht.

Wie entstand das Konzept?

Grundlage für das Konzept seien zahlreiche und komplexe Gespräche gewesen, die sich über Wochen zogen, sowie umfangreiche E-Mail-Korrespondenzen, Skype- und Fernsprechkonferenzen, Zoom-Schaltungen und einige analoge Arbeitstreffen, aber auch "reichlich mutierende Überlegungen angesichts sich täglicher verändernder Wirklichkeiten und der mit ihnen verbundenen Herausforderungen".

Wann findet der Leselenz statt?

Normalerweise ist der Leselenz auf ein Datum zwischen Juni und Juli terminiert. Im Jahr 2020 wird er sich auf einen Zeitraum vom 3. Juli bis zum 31. Dezember erstrecken. Jeden Monat gibt im Schnitt eine analoge Veranstaltung.

Wie sieht das Rahmenkonzept aus?

Das Rahmenkonzept verfolgt sieben Hauptmotive und Veranstaltungslinien. Demnach verbindet der "Leselenz 2.0" analoge und digitale Module, behält seinen Reihencharakter bei, setzt für Autoren sozialverträgliche Akzente, begreift Solidarität als systemrelevanten Teil unserer Kultur und setzt weiterhin auf ein Europa der Gemeinsamkeiten.

Was ist der Vorteil dieses Konzepts?

Dadurch, dass sich der Leselenz über sechs Monate streckt, ist gewährleistet, dass die Stadt Hausach als Veranstalterin, die Stiftungs- und Förderpartner sowie die Organisatoren vor Ort von Monat zu Monat das Programm nachjustieren oder verändern können. Damit bleibt es überschaubar und kann mit den Verordnungen und Hygienestandards abgestimmt werden. Die Verbindung von analogen und digitalen Modulen soll eine abwechslungsreiche, inhaltliche Kontinuität bieten. Sie verspricht die digitale Weiterentwicklung des Leselenzes.

Inwiefern kann der "Leselenz 2.0" für die Autoren sozialverträgliche Akzente setzen?

Da die wirtschaftliche Not vieler Schriftsteller, Künstler und Musiker groß ist, weil die meisten Veranstaltungen abgesagt werden mussten, will der Leselenz alle Autoren, die für das reguläre Leselenz-Programm vor Corona eingeladen worden waren, nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell berücksichtigen. Zumindest ein Teil des vorgesehenen Honorars soll für "Leselenz 2.0"-Formate bezahlt werden.

Wie sieht der Leselenz nun konkret aus?

Der "Leselenz 2.0" hat zwei Säulen: eine analoge Veranstaltungsreihe und eine digitale mit entsprechenden Formaten.

Was gehört zur analogen Säule?

Analog wird von Juli bis Dezember monatlich jeweils ein Leselenz-Ereignis in den Mittelpunkt gestellt. Diese sind noch nicht alle endgültig festgelegt. Es sind aber schon einmal einige bekannte Veranstaltungen dabei (siehe Infokasten).

Was gehört zur digitalen Säule?

Von Juli/August bis Dezember werden folgende digitale Reihen und Formate als Lese-Studien- oder interaktive Angebote und Handreichungen realisiert: ein Lyriksymposium, bei dem Essays online publiziert werden; "Briefe an die Zukunft", ein Schreib-Wettbewerb für Schüler, Online-Schreibwerkstätten und Lesungen im Rahmen von "kinderleicht und lesejung", ein "poetisches Verlustbüro", die Podcasts mit dem Titel "Volltreffer" und "Trialoge", "Interpretationssache: Ein Gedicht" mit interpretierten und kritisierten Gedichten.

Weitere Informationen: www.leselenz.eu

3. Juli: Eröffnungsveranstaltung mit Roman-Premiere "Doppelte Spur" von mit Ilija Trojanow. Die Veranstaltung wird im Rahmen eines Autokinos auf dem ehemaligen Badenwerkareal übertragen.

ab 3. Juli bis Ende Juli: Foto-Ausstellung in der Schaufenstergalerie Hausach

ab 3. Juli: Aufhängen der Literaturfahnen

12. August: Verleihung des Leselenz-Preises der Thumm-Stiftung für Junge Literatur

17. September: Begrüßungsfeier der Leselenz-Stipendiaten

29. Oktober: Weltenschreiber des Goethe-Instituts, Versopolis und Wortwerk-Präsentation

29. Oktober bis 1. November: Sieben Goethe-Institute und ihre Schüler zu Gast in

Hausach

15. November: "Politbuch ›Heimat kann die weg‹ mit Landtagspräsidentin Muherem Aras und Europäische Übersetzewerkstatt

12. Dezember: Publikation Lesebuch "kinderleicht & lesejung" und Abschlussveranstaltung LeseLenz 2.0 / "Koncoflam6"