Im Solostück "Macho Man" schlüpft Benjamin Wendel gleich in mehrere Rollen. Foto: Beule

Benjamin Wendel unterhält mit dem Solostück "Macho Man" das Publikum in historischen Keller

Hausach - Ein Rollkoffer und Plastikrosen – mehr Requisiten hat Benjamin Wendel nicht gebraucht, um eine interkulturelle Liebesgeschichte zu erzählen. Und auch nicht mehr Darsteller, denn im Stück "Macho Man" spielte er am Samstagabend zwölf Rollen.

Das "Baal novo Theater Eurodistrict" gastierte am Samstagabend im historischen Keller. Das Stück: Eine interkulturelle Liebesgeschichte voller Situationskomik nach dem Roman von Moritz Netenjakob. Die Herausforderung: deutsche und türkische Protagonisten nebst Freunden glaubhaft verkörpern. Und zwar alle. Dabei macht das Stück auch vor so manchem Klischee nicht Halt. Mal ist Wendel der schüchterne junge Deutsche namens Daniel, mal die kaffeesatzlesende türkische Tante, mal spielt er die schrullige Mutter, die sich so weltoffen gibt, dass es so richtig spießig wird. Darüber hinaus spielt der Schwarzmeer-Fußballverein Trabzonspor eine entscheidende Rolle.

Im Laufe des Stücks durchlebt der Protagonist Daniel eine Metamorphose vom Weichei zum Mann. Von den Eltern zum Frauenversteher erzogen – "während andere mit Mädchen rumknutschten, habe ich sie geachtet und respektiert" – möchte er die Enttäuschung seiner letzten Beziehung gerne mit erotischen Abenteuern kompensieren. Einziges Problem: Sie finden nicht statt. "Wenn ich alle Getränke zusammenrechne, die ich aufgrund missglückter Flirts bestellt habe, käme ich locker auf ein Eigenheim", sagt er. Doch gerade diese Unsicherheit, die ihn von türkischen Männern unterscheidet, scheint der jungen Türkin Aylin, die er im Urlaub kennenlernt, zu imponieren. Zurück im heimischen Hausach taucht er ein ins türkische Familienleben. Natürlich entstehen dabei Reibungspunkte.

Wendel wechselt in atemberaubenden Tempo durch die Rollen. Kaum sind die ersten Minuten vorüber, ist er bereits in sieben verschiedene Rollen geschlüpft. An manchen Stellen wirkt das leider etwas hektisch. Vor allem, wenn zum Beispiel Freund Mark nicht glauben kann, dass Aylin den unscheinbaren Daniel zu einem Ausflug eingeladen hat: "Nein." "Doch." "Wirklich?" "Ja." "Aylin?" "Ja." "Die Aylin?".

Bis zur Pause hält Wendel das Tempo locker durch, danach verliert das Stück leider an Spannung, verfällt in Klischees. Das macht aber nichts, witzig ist es allemal. Auch, dass Wendel das ein oder andere Mal über den Text stolpert verzeiht ihm das Publikum – weil er dabei so schön charmant mit Selbstmitleid, Enttäuschung und Beglückung durch kleine Katastrophen und große Gefühle segelt.

Info: Das Theater

"Baal novo – Theater Eurodistrict" ist ein interkulturelles Theater mit Sitz in Offenburg und Straßburg. Der gemeinnützige Verein setzt sich zum Ziel, mit seinen künstlerischen Produktionen die Menschen aus den Regionen Elsass und Baden zusammenzuführen. Neben der grenzüberschreitenden Arbeit setzt sich der Verein auch für eine Verbesserung des interkulturellen Austausches zwischen Deutschen, Franzosen und Migranten beider Länder ein.