Was mit einer brennende Kerze in den Händen einer einzelnen Sängerin begann, verwandelte sich mit dem reihenweisen Anzünden von Kerzen und damit einsetzenden Stimmen zu einem beeindruckenden Friedensplädoyer. Foto: Reinhard

Chöre des Robert-Gerwig-Gymnasiums zeigen Verbindung zwischen Musik und Reformation auf

Einen Einblick in die Verbindung zwischen Musik und Reformation gewährten die Chöre des Robert-Gerwig-Gymnasiums mit ihrem Konzert "Verleih uns Frieden gnädiglich". Es war nicht nur musikalisch anspruchsvoll, sondern auch ein Plädoyer für Frieden in der Welt.

Hausach. Das Konzert in der Hausacher Stadtkirche war in verschiedene Zeitepochen unterteilt von der Renaissance über den Barock, die Klassik bis zur Neuzeit. Den roten Faden bildete die Entwicklung der Musik in Verbindung mit der Reformation.

Am Anfang waren in der Kirche nur die Männerstimmen aus einem Nebenraum zu hören, die mit dem Stück "Verleih uns Frieden gnädiglich" von Martin Luther selbst auf des Reformationskonzert einstimmten. Den gleichen Titel trug das folgende Stück, das allerdings Moritz von Hessen komponiert hatte und in das nun auch der Rest des Oberstufenchors einstieg. Aber auch das Publikum wurde mit eingebunden. Zusammen mit den Chören sang es "Gib uns Frieden jeden Tag".

Die Sehnsucht nach Frieden in den Zeiten des Konflikts zwischen Katholiken und Protestanten war dann auch das zentrale Motiv des Konzerts. Beim Übergang von einer Epoche in die nächste erklärten Chormitglieder anhand von Pfarrer Hans-Michael Uhl geschriebenen Texten den Zeitgeist und inwiefern dieser die Reformationsmusik beeinflusste. "Die Reformation lehrte die Menschen das Singen", hieß es beispielsweise nach dem Kanon "Da pacem domine" von Melchior Frank (1579 bis 1639) und "Vater unser im Himmelreich" aus dem Jahr 1649, das Johann Crüger komponiert hatte (1598 bis 1662). "Luthers Anliegen war es, dass der Glaube froh machen sollte." So wurde die Musik auch immer mehr Teil des alltäglichen und volkstümlichen Singens.

Mit fortschreitender Zeit sollte die Musik aber nicht mehr nur das Wort begleiten, der Text sollte die Musik auch stärken. Die Musik selbst wurde in ihrer Eigenart immer mehr zur Offenbarung selbst. In der Zeit des Barock, in der die Theologen die Spaltung der beiden Kirchen noch betonte, gelang der Kirchenmusik das Kunststück, die Gräben zu überwinden. Eindrucksvollster Repräsentant davon war Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), dessen Motette "Jesus meine Freude" die Chöre dem Publikum präsentierten.

Einen musikgeschichtlich großen Sprung machte das Konzert vom Barock in die Romantik mit Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 bis 1847). Die Romantik habe der fortschreitenden Vernunft und Säkularisierung etwas entgegensetzen wollen, und wollte dies mit nicht weniger als der "Verzauberung der Welt" erreichen. Mendelssohn selbst war überzeugter Protestant, ließ sich beim Komponieren von der katholischen Liturgie inspirieren. Damit war er ein Vorreiter der Ökumene. Sein "Verleih uns Frieden gnädiglich" präsentierten die Chöre routiniert, aber trotzdem voll stiller Freude an dem Stück.

In der Neuzeit angelangt wurde der Ruf, gerade zu Zeiten der Kriegswirren, immer lauter und die Musik zum Mittel des Widerstands. In diesem Zuge wurde Taizé zu einem Ort der Begegnung und Versöhnung, an dem Ökumene zum Alltag gehörte. Das Taizé-Lied "Da pacem cordium" erwies sich als einer der Höhepunkte des Konzerts. Was mit einer brennenden Kerze in den Händen einer einzelnen Sängerin begann, verwandelte sich mit dem reihenweisen Anzünden von Kerzen und damit einsetzenden Stimmen zu einem beeindruckenden Friedensplädoyer der nachfolgenden Generation – ein Ruf, der von einem zum anderen übersprang und irgendwann aus allen Ecken der Kirche hallte und zu Tränen rührte. Auch als der Gesang am Ende zu einem Flüstern wurde und schließlich verstummte, war er immer noch zu hören.

Den Schlusspunkt bildete eine Auswahl an Spirituals. "Die Reformation war es, die allen Menschen zusprach, nach eigenem Gewissen zu entscheiden", erklärten die Sänger in dem dazugehörigen Text. Mir dem kräftigen "I’ve got peace" und dem Segen "The Lord bless you and keep you" wurden die Zuhörer in die Feiertage entlassen.

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