Margarete Schrempp berichtete den Bergsteigern über ihre Tätigkeit für die "Kinderhilfe Bethlehem". Foto: Dorn

Margarete Schrempp nimmt Kinzigtäler Bergsteiger mit ins "gelobte Land"

Hausach -  Interessante Impressionen und eine deutliche politische Haltung haben am Dienstagabend im Mittelpunkt gestanden. Margarete Schrempp hat den Freunden des Kinzigtäler Bergsteigertreffs von Bethlehem berichtet.

Schrempp ist tätig für die "Kinderhilfe Bethlehem", einer kirchlichen Institution, die ein Kinderhospital in Bethlehem zu finanzieren hilft und berichtete auch über ihre Reisen ins gelobte Land nach Palästina und Jerusalem.

Quasi an der Hand der palästinensischen Krankengymnastin Amal erlebten die gut zwei Dutzend Bergsteiger den Klinikalltag in der selbst nach westeuropäischen Maßstäben sehr gut ausgestatteten Kinderklinik.

Mehrere Fachabteilungen für die typischen "Armutskrankheiten" wie Erkrankungen der Atemwege, Mangelernährung und Erfrierungen der Gliedmaßen in den kalten Wintern, dazu inzwischen sechs Intensivbetten. Noch vor einigen Jahren wurden in dem Hospital auch israelische Kinder behandelt. Für Herz-OPs dürfen die kleinen Patienten in ein nahegelegenes israelisches Krankenhaus gebracht werden. Der hippokratische Eid macht keinen Unterschied zwischen palästinensischen und israelischen kranken Kinderherzen.

Hausbesuche in der Wüste

Die Hausbesuche mit den Krankenhaus-Sozialarbeiterinnen bis weit in die Wüste Negev hinein glichen einer Reise ins finstere Herz einer düsteren Dystopie. Um uralte palästinensische Dörfer herum wird herrenloses Land in (vom israelischen Militär gesicherte) israelische Siedlungsparzellen umgewandelt. Diese werden mit modernsten Straßen untereinander erschlossen, Teerstraßen, deren Nutzung den Palästinensern bei Gefängnisstrafe verboten ist. Alte Siedlungswege werden verbarrikadiert und die Bauern so zu langen Umwegen gezwungen.

Wo der palästinensische Landbesitz mit Urkunden dokumentiert ist – eine Seltenheit in einer Kultur, die alles per Handschlag regelt – wird dieser respektiert, Baugenehmigungen für zum Beispiel Wasser- oder Stromleitungen werden den Besitzern jedoch verweigert und mit täglichen Drohnen-Überflügen auf mögliche Verstöße überprüft, nach Auswertung der Kamerabilder werden Schwarzbauten schon am nächsten Tag zerstört.

Straßen nicht passierbar

In den Städten siedeln israelische Siedler in der Vertikalen, eingeschossige palästinensische Häuser werden mit einem zweiten israelischen Geschoss überbaut und es regnet nicht selten Fäkalien und Abfall hinunter auf die Straße. Die Bildgewalt der Fotos abseits der offiziellen Reisen ins "gelobte Land" verstörte die Bergsteiger nachhaltig.

Mit der 700 Kilometer langen stacheldrahtbewehrten Sperrzone um das palästinensische Restterritorium hat der israelische Staat entgegen einem Urteil des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag Fakten geschaffen. Martialisch ausgebaute Checkpoints und ein System von bis zu acht verschiedenen Passierschein-Stufen erschweren den Alltag der Palästinenser zusätzlich. Der Weg von Hebron im Süden in die Hauptstadt Ramallah ist schon lang nicht mehr an einem Stück passierbar.

Versöhnlicher Abschluss

Tempelberg, Felsendom und Klagemauer und Beispiele engagierter israelischer Bürger, die mit der Siedlungspolitik ihres Staates nicht einverstanden sind bildeten den versöhnlichen Abschluss dieses besonderen Reisevortrags.

Edda Bauer, die Vorsitzende der Bergsteiger, dankte Schrempp dafür, einmal den Mantel, der über diesem Fleckchen Erde liegt, ein wenig weggezogen zu haben. Kritik an der Siedlungspolitik Israels, so der einhellige Tenor der Runde, müsse auch an einem deutschen Bergsteigerstammtisch erlaubt sein.

Info: Die Referentin

Margarete Schrempp ist gelernte Erzieherin und Sozialpädagogin. Über viele Jahre engagierte sie sich in der Kinderhilfe Bethlehem des Deutschen Caritasverbandes. Davor war die Hausacherin in der Entwicklungshilfe tätig. Ende der 1990er Jahre arbeiteten Schrempp und ihr Mann auf den Philippinen, wo er für Miserio in Cebu-City Lehrer fortbildete und sie sich im Schulprojekt der katholischen Gemeinde engagierte.