Andreas Fath wird durch die Donau schwimmen. Foto: Braxart/Hochschule Furtwangen

Passend zum Weltwassertag kündigte der Furtwanger Hochschulprofessor Andreas Fath seine neueste, bislang größte Aktion an: Der in Haslach lebende Extrem-Schwimmer wird ab 19. April die etwa 2700 Kilometer lange Donau durchschwimmen. Dabei steht weniger die sportliche Herausforderung im Vordergrund, sondern die Wasserqualität von Europas Wasserader Nummer eins.

Furtwangen/Haslach - Der mittlerweile 57-jährige Fath hat sich in der Kombination als Extremschwimmer und Wissenschaftler bereits bei früheren Aktionen einen Namen gemacht, sei es bei der Durchschwimmung des Rheins im Jahr 2014 oder des Tennessee River 2017. Nun rückt die Donau in den Blick, der europäischste aller Flüsse, der von seinem Verlauf vom Schwarzwald bis ins Schwarze Meer zehn Länder passiert.

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Diskussionen über den Beginn der Donau

Doch gleich am Anfang stellt sich die Frage: Wo beginnt die Donau? Nach einer Entscheidung des Landesinnenministeriums dürfen sich seit kurzem sowohl Furtwangen, das mit der Breg den längsten Zufluss der Donau auf seiner Gemarkung hat, aber auch Donaueschingen, wo Brigach und Breg die Donau zuweg’ bringen, als Donauquellstädte ausweisen. Das Projekt von Fath soll diesem Umstand gerecht werden, in dem es am Start der Aktion am 19. April sowohl in Furtwangen als auch in Donaueschingen Auftaktveranstaltungen geben wird. Die Quelle "liegt natürlich in Furtwangen", beantwortet der Furtwanger Hochschulprofessor mehr oder weniger ernst gemeint diese Frage. Worauf sein Projektbeteiligter, Mario Kümmel vom in Freiburg angesiedelten Verein AWP (Association for Wildlife Protection), ausgleichend "seine Stimme für Donaueschingen in den Ring" wirft.

Täglich: "Vier Tonnen Mikroplastik aus der Donau ins Schwarze Meer"

In Donaueschingen werde er auch "kurz ins Wasser" steigen und zehn bis 20 Meter schwimmen, so Fath. Das mehr für die Pressebilder. Richtig los geht es mit dem Schwimmen tags drauf am 20. April, etwa auf Höhe von Sigmaringen. In rund acht Wochen mit Tagesetappen von 30 bis 70 Kilometern, je nach Strömungsgeschwindigkeit, möchte er die Donau durchschwimmen. Er freut sich darauf, wobei er anmerkt: "Täglich acht Stunden schwimmen, das ist kein Spaßprogramm." Aber für sauberes Wasser sei keine Anstrengung zu groß.

Mit der Wasserqualität vieler Flüsse und eben auch der Donau stehe es nicht zum Besten. Vier Tonnen Plastikmüll spüle die Donau nach einer Studie täglich ins Schwarze Meer. Fath rechnet mit einer Vielzahl weiterer Schadstoffe, die sich zum Teil an den Mikroplastikpartikeln anlagern, in den Nahrungskreislauf der Flüsse und Meere gelangen, bis sie schließlich wieder – beispielsweise als Fisch – auf dem Teller landen und damit auch die menschliche Gesundheit gefährden. Entlang der Donautour werden deshalb immer wieder Wasserproben genommen und analysiert. Fath wird an seinem Neoprenanzug außerdem eine Manschette tragen. In einer daran befindlichen Membran würden zusätzlich die Schadstoffe aufgenommen und wöchentlich untersucht.

Andreas Fath: Acht Stunden täglich schwimmen

Acht Stunden täglich schwimmend im Wasser, über Wochen hinweg. Das erfordert gute Vorbereitung, sei es durch entsprechendes Training. Aber auch während der Aktion muss Verletzungen der aufgeweichten Haut vorgebeugt werden. Fath erwähnt eine Ganzkörperrasur, weil sich hin- und herbewegende Haare in der nassen Haut zu Entzündungen führen könnten. Auch die Nähte am Neoprenanzug seien Quellen für Hautverletzungen und Infektionen. Schutz biete Einfetten und ein Shirt unter dem Anzug.

"Wasser ist die kostbarste Leihgabe der Natur"

Angesichts der Medienpräsenz bei seinen bisherigen Abenteuern im Rhein und im Tennessee River rechnet er auch bei seiner Donaudurchquerung mit einer hohen medialen Präsenz, mit der er auf die Umweltproblematik aufmerksam machen und was bewegen möchte. "Wasser ist die kostbarste Leihgabe der Natur." Es solle nach seiner Nutzung sauber in den Kreislauf zurückgegeben werden. Dabei komme der Vermeidung von Plastikmüll eine entscheidende Rolle zu. Kunststoffe müssten zu 100 Prozent recycelt werden. Bislang würden weltweit gerade mal neun Prozent wiedergenutzt. Der Löwenanteil lande auf Deponien, in der Landschaft oder eben im Wasser. Flüsse könnten Steine zu Sand zermahlen. Ähnlich würden sie Plastikflaschen oder andere Plastikteile zu dem gefährlichen Mikroplastik zerreiben. Er sei kein Kunststoffgegner. Doch Plastik dürfe nicht in die Natur gelangen, sondern müsse wiederverwertet werden.

60 Etappen entlang der Reise

Wer sich mit Fath auf die Reise begeben möchte, kann das übers Internet auf der Homepage www.cleandanube.org. Dort gibt es ein Livetracking ab dem 19. April, das Faths Fortkommen darstellt. Die 60 Etappen entlang der Reise bis an die Mündung im Schwarzen Meer sind markiert, und es werden eine Vielzahl an Informationen zum Projekt vermittelt.

Spendenaktion für ukrainische Kinder

Wie Kümmel anmerkt, führt die Strecke auch entlang der Ukraine und Moldawien. Hier müsse angesichts des Krieges geschaut werden, ob die Sicherheit es zulasse, auch diese Passagen schwimmend zu absolvieren. Es soll außerdem eine Spendenaktion für ukrainische Kinder geben. Angedacht sind Turnbeutel aus recycelten PET-Flaschen, die mit verschiedenen Utensilien gefüllt werden, für die es auch einen Spendenaufruf auf der Homepage gibt. Die Turnbeutel sollen dann über Partnerorganisationen in Wien und Rumänien den ukrainischen Kindern überbracht werden. Zur Sicherheit von Fath wird er von einem Team per Schiff (ab Kehlheim) und Kanu begleitet. Dort wo die Donau nicht zu durchschwimmen ist, also am Anfang und an der Donauversickerung, werde er wandernd oder auf dem Rad die Abschnitte überwinden, so Fath, also die ganzen 2700 Kilometer per Muskelkraft überwinden.