Bahnhofscheck: Kommunen stellen Situation aus ihrer Sicht dar / Barrierefreiheit ist drängendster Punkt

Die Bahn hat für das Kinzigtal als Tourismus- und Industrieregion eine große Bedeutung. Und damit natürlich auch die Bahnhöfe. Aus diesem Grund hat der Schwabo die Stationen gecheckt, teilweise mit sehr schlechten Ergebnissen. Wir haben die Gemeinden zur Situation befragt.

Mittleres Kinzigtal. Sie sind in den Gemeinderäten im Kinzigtal immer wieder Thema und meistens nicht im positiven Sinn: die Bahnhöfe. Keine Barrierearmut, alt, ungepflegt und alles andere als modern. Der Bahnhofscheck des Schwabo bestätige vieler dieser Aussagen. Nun hat er die einzelnen Gemeinden zum Handlungsbedarf, ihrem Einsatz für Verbesserungen und zur Kommunikation mit der Bahn befragt.

Wolfach: Aus Sicht von Bürgermeister Thomas Geppert wäre das Nachrüsten einer öffentlichen Bahnhofstoilette zwingend notwendig und für die Fahrgäste wirklich erfreulich. "Leider gibt es dabei aus Sicht der Betreibergesellschaft der (Nebenstrecken-)Bahnlinie keine positiven Signale", sagt er. Am Bahnhalt Halbmeil sei zudem die Bahnsteigkante nicht barrierefrei und gerade im Schülerverkehr für die Jüngeren ein gefährlicher Stolperstein im Wortsinn. Im Bereich "Schmittegrund/Vor Kirnbach" wäre ein Behelfshalt wünschenswert und in Zeiten der Diskussionen um den Klimawandel eigentlich ein Vorzeigeprojekt in puncto Verlagerung der Pendlerströme.

"Aber leider sind auch hier die Signale bislang eher nüchtern. Ein weiterer Halt verzögere die Taktung und damit die Anschlussmöglichkeiten in Hausach wie Freudenstadt, so die Gegenargumentation", erklärt er. Dabei wäre ein kundenfreundlicheres Auftreten im Sinne der ganzheitlichen Streckenanalyse auf Betreiberseite wünschenswert. Die genannten Punkte werden laut dem Bürgermeister immer wieder an entsprechende Stellen der Bahn beziehungsweise deren Tochtergesellschaften adressiert. Haslach: Auch in Haslach ist die Barrerefreiheit der drängendste Punkt. "Die Fußgängerunterführung ist aufgrund ihrer Steilheit und engen Führung kaum für Behinderte zu nutzen", sagt Bürgermeister Philipp Saar und weist auf die von der Redaktion ebenfalls festgestellen Mängel hin. "Die Kommune versucht seit Jahren, Verbesserungen zu erzielen. Die Korrespondenz ist umfangreich, von zahlreichen Telefonaten und Besprechungen auch auf Landes- und bundespolitischer Ebene ganz zu schweigen. Wir selbst dürfen nicht aktiv werden, selbst Notmaßnahmen wie die Installation eines Treppenlifts oder einer Aufstiegshilfe sind laut Bahn aufgrund der Abmessungen der Gleisaufstiegstreppe nicht zulässig", macht Saar deutlich.

Und: "In naher Zukunft dürfen wir vorerst keinerlei Verbesserungen seitens der Bahn erwarten."

 Hausach: In Hausach gehe es in erster Linie um die Herstellung der Barrierefreiheit, so Bürgermeister Wolfgang Hermann. "Sprich: um den Zugang zu den Gleisen 2 und 3. Es kann nicht sein, dass bestimmte Personengruppen es so schwer haben oder sogar gänzlich vom ÖPNV ausgeschlossen werden. Und da sehe ich die Bahn als erstes in der Pflicht", sagt er. Der zweite Handlungsstrang sei der Durchstich der Unterführung zum Industriegebiet "Hinterer Bahnhof", um insbesondere eine Verbesserung der Fußweginfrastruktur zu erreichen.

Im Sommer 2019 fand eine Begehung des Hausacher Bahnhofs mit dem Konzernbevollmächtigten Krenz statt. Zur Frage nach der Kommunaktion mit der Bahn sagt der Bürgermeister: "Seit diesem Jahr fand eine eigentlich vielversprechende Kommunikation statt. Die schriftliche Antwort des Bahnbevollmächtigten vor ein paar Wochen ist vom Ergebnis alles andere als das, was wir erwartet haben" (wir haben berichtet). Dabei handelte es sich um eine weitere Absage. Hausach kam erneut in kein Bahnförderprogramm. Nun werde die Gemeinde versuchen, das Land Baden-Württemberg in die Finanzierung mit einzubinden.

Steinach: "Grundsätzlich ist die fehlende Barrierefreiheit ein Thema, ferner müssen die Wartehäuschen repariert werden, damit sie auch den entsprechenden Schutz bieten. Die Unterführung ist ebenfalls ein Thema", erklärt Steinachs Bürgermeister Nicolai Bischler. In den vergangenen Jahren seien mehrere Gespräche mit der DB geführt und Vorstöße unternommen worden, die aus Kostengründen aber nicht umgesetzt wurden. "Die Kommunikation mit der DB gestaltet sich aktuell ganz gut. Die angesprochenen Mitarbeiter zeigten sich sehr hilfsbereit und kompetent", sagt er. Bis jetzt gebe es noch keine Versprechungen oder Zugeständnisse von Seiten der Bahn, "da der Besprechungstermin noch aussteht".

Aktuell sind alle Wartehäuschen und die Bänke frisch gestrichen worden. Die Beleuchtung der Unterführung wurde komplett erneuert. Anlässlich eines kleinen Ortstermins mit Bürgermeister Bischler und Wolf-Dieter Sutter, Leiter des Bahnhofmanagements, wurden folgende Punkte besprochen: "der Belag der Unterführung soll noch in diesem Jahr erneuert werden. Ebenso soll die Wand der Unterführung dieses Jahr frisch gestrichen werden", so Bischler.

Hornberg: Aus Sicht von Bürgermeister Siegfried Scheffold sollte am Hornberger Bahnhof die Zugänglichkeit für mobilitätseingeschränkte Personen sowie die Bedienungsfreundlichkeit und die Aufenthaltsqualität verbessert werden: "Auch optische Verbesserungen des Bahnhofsgebäudes wären sehr wünschenswert, da wir in den vergangenen Jahren das Bahnhofsumfeld neu gestaltet und aufgewertet haben." Hierzu habe die Stadt Hornberg mit den zuständigen Abteilungen bei der DB, der Abteilung DB Station und Service und der DB Netze AG schriftlich Kontakt aufgenommen. "In der Vergangenheit konnten wir alle wichtigen Fragen mit der Bahn klären. Die große Anzahl verschiedener Abteilungen und damit der zuständigen Personen erschwert allerdings die direkte Kommunikation", berichtet Scheffold. Derzeit sei es aber noch nicht absehbar, ob die DB die Punkte verbessere. Gutach: Der Bahnhalt am Gutacher Freilichtmuseum ist in einem guten Zustand, befindet Bürgermeister Siegfried Eckert. Großes Ziel der Gemeinde ist derzeit die Verlängerung der Bahnsteigs, damit auch die Züge der Schwarzwaldbahn zwischen Karlsruhe und Konstanz halten können. Bislang fährt nur die Ortenau-S-Bahn den Halt an. Ein weiterer Bahnhalt in der Ortsmitte ist ein zweiter Punkt, den die Gemeinde angehen möchte. Für die Erweiterung des Bahnsteigs befindet sich die Gemeinde in Gesprächen mit der DB, Landtagsabgeordneten, dem Verkehrsministerium und dem Kreistag.

"Ich hatte zwei Begegnungen mit dem Verkehrsminister Winfried Hermann, der mir von politischer Seite aus zugesagt hat, das Projekt auch finanziell zu unterstützen. Der Kontakt zur DB allein reicht nicht, um Bewegung in die Sache zu bekommen", erklärt Eckert. Generell brauche es viel Geduld, einen zuständigen Ansprechpartner zu finden. Margit Langer, Geschäftsführerin des Freilichtmuseums, habe einen exzellenten Draht zur DB und auch Eckert agiere zunehmend von politischer Seite aus mit dem Unternehmen.