Brunnen stellen im Außenbereich die Versorgung mit Trinkwasser sicher. Foto: Stadtwerke Haslach Foto: Schwarzwälder Bote

Infrastruktur: Außenbereich mit Dürreperioden konfrontiert / Anschluss ans kommunale Netz problematisch

Es regnet wieder – trotzdem hat der Dürre-Sommer 2018 einen tiefen Eindruck in der Region hinterlassen. Insbesondere im Außenbereich: Quellen fielen trocken, Anwohner hatten mit Trinkwassermangel zu kämpfen. Besteht Handlungsbedarf?

Mittleres Kinzigtal. Der Schwarzwälder Bote hat sich bei den Kinzigtal-Gemeinden umgehört. Hofstetten und Steinach hatten bereits in der Vergangenheit in Gemeinderatssitzungen mit dem Thema zu tun, zuletzt Hofstetten am Mittwochabend. Gemeinsam ist allen Kinzigtal-Gemeinden, dass es im vergangenen Sommer vereinzelt Probleme mit der Wasserversorgung im Außenbereich gegeben hat. Jedoch mussten die Gemeinden selten selbst eingreifen.  Hofstetten: Da das Thema in den Augen der Gemeinde zentral ist, aber einer umsichtigen und nachhaltigen Planung bedarf, wird zunächst ein Strukturgutachten in Auftrag gegeben (siehe Seite "Haslach und Umgebung"). Steinach: Eine Entscheidung über den Antrag einiger Anlieger im Niederbach, den Weiler an die öffentliche Trinkwasserversorgung anzuschließen, hat der Steinacher Gemeinderat Ende 2018 vertagt. Wie berichtet, soll zunächst mit den Anliegern gesprochen werden. In der Zwischenzeit gab es nichts Neues, hieß es auf Anfrage. Haslach: Laut Wassermeister Benjamin Armbruster gibt es in Haslach kaum ein Problem mit trocken fallenden Quellen. "Wir haben in Haslach wenige Eigenversorger", sagt Armbruster. In einem Fall im Sommer halfen die Stadtwerke aus. Insgesamt stellt er für die Hansjakobstadt fest: "Wir sehen keinen Handlungsbedarf." Wolfach: "Wir verfügen über eine sehr weitläufige und technisch komplexe Wasserversorgung auf unserem Gemarkungsgebiet", informiert Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert. Neben der Bereitstellung und Wartung dieser biete die Kommune immer Hilfe. Für eine etwaige Erweiterung des Trinkwassernetzes wäre laut Geppert eine umfassende Bewertung und Bestandsaufnahme zu beauftragen. In den vergangenen Jahren habe sich jedoch bereits herauskristallisiert, dass eine wirtschaftliche Erweiterung des Netzes kaum machbar sei. Oberwolfach: In zwei Fällen seien kurzfristig Brunnen wieder aufgefüllt worden. Ob es einen Plan gibt, wie die Gemeinde mit Anfragen von Betroffenen umgeht? In manchen Bereichen sei ein Anschluss möglich, in anderen nicht, beantwortet Oberwolfachs Bürgermeister Matthias Bauernfeind unsere Anfrage in einer E-Mail kurz und knapp. Ähnlich auch die Antwort auf die Frage, ob in Sachen Trinkwasserknappheit im Außenbereich in Zukunft überhaupt Handlungsbedarf bestehe: "Dazu kann zu diesem Zeitpunkt noch keine abschließende Aussage getroffen werden", so Bauernfeind.

Gutach: Bei zwei Eigenversorgern im Außenbereich sei das Wasser knapp geworden, berichtet Wassermeister Christian Sum. Beide Haushalte konnten rückversorgt werden. Viele Eigenversorger würden sich bei Wasserknappheit aber selber helfen. Gelegentlich gibt es von Einwohnern auch Anfragen zum Anschluss ans kommunale Wassernetz. Dies würde die Gemeinde auch umsetzen. Aber bei einigen Anwesen im Gutacher Außenbereich, die auf einer Höhe von mehr als 397 Meter liegen, sei das schlichtweg nicht möglich, da die Leitungen nicht die nötige Leistung erbringen können. Hornberg: Wie Stadtbaumeisterin Pia Moser mitteilt, liegt der Hornberger Verwaltung keine flächendeckende Information über die Wasserversorgungssicherheit in den sehr großen Außenbereichen vor. "Bei uns kommen selten Anfragen vor, dass Anwohner einen Anschluss an das öffentliche Wasserversorgungsnetz wünschen", erklärt sie. Die Stadt prüfe diese Anfragen. Die Anwohner in den Außenbereichen der Ortschaften Reichenbach und Niederwasser seien jedoch alle Eigenversorger. Auch gibt es für die Bürger keine Meldepflicht, ob die Wasserversorgung knapp wird, sodass der Stadt diesbezüglich keine Informationen vorliegen. In der Regel helfen sich die Bürger untereinander aus oder die Verwaltung bietet an, dass an einer vorgegebenen Zapfstelle Wasser geholt werden kann. Hausach: Einige Anfragen haben die Stadt unter der Burg im vergangenen Jahr erreicht. "Manche Quellschüttungen sind schon auf ein Mindestmaß zurückgegangen", schreibt Hausachs Bauamtsleiter Hermann-Josef Keller auf unsere Anfrage. Wenn die topografische Lage es erlaubt, werden die Betroffenen angeschlossen, was allerdings aus technischen Gründen und auch aufgrund zu hoher Kosten nicht bei allen Antragstellern möglich sei. Mühlenbach: Die Wasserversorgung im Mühlenbacher Außenbereich, wo so gut wie alle Höfe Eigenversorger sind, ist laut Hauptamtsleiter Christian Hofstetter während des Jahres grundsätzlich gewährleistet. Zwar sei es in besonders trockenen Monaten vereinzelt zu Engpässen bei der Wasserversorgung gekommen, ein Eingreifen sei jedoch bislang nicht nötig gewesen. "Im allgemeinen können sich die Landwirte mit ihren Pumpfässern selbst behelfen." Auch die Erstellung eines "Masterplans" war bisher nicht erforderlich. "Sollte vereinzelt ein Antrag vorliegen, müsste die Machbarkeit des Anschlusses sowie die Kostenfrage geprüft werden", verdeutlicht Hofstetter. Falls sich die Situation in den kommenden Jahren verschärft, "müssten seitens der Gemeinde individuelle Lösungsansätze erarbeitet werden." Fischerbach: Bürgermeister Thomas Schneider informiert darüber, dass einige Anwesen im Fischerbacher Außenbereich Probleme hatten. Die technischen Möglichkeiten eines Anschlusses an das öffentliche Trinkwassernetz hätten zwei zentrale Dinge gemeinsam: "Sie sind sehr, sehr teuer und verlangen von einem einmal angeschlossenen Teilnehmer, dass dieser ganzjährig Wasser aus der Leitung entnehmen muss, nicht nur in Trockenzeiten. Nur dadurch ist gewährleistet, dass das Wasser in der Leitung nicht verdirbt." Für die Zukunft stelle sich durchaus die Frage, "ob wir unsere Außenbereiche nicht nur wie bisher mit Straßen, Strom, Glasfaser und Abwasserleitungen versorgen müssen, sondern eben auch mit Trinkwasser", so Schneider.

Der Klimawandel hat das Kinzigtal erreicht: So lässt sich der lange Dürre-Sommer des vergangenen Jahres zusammenfassen. Nicht nur Landwirte hatten mit den Folgen der Trockenheit zu kämpfen, mussten um ihre Ernte und Erträge bangen. Bei einigen Anwesen im Außenbereich, die nicht ans öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen sind, wurde das Wasser in den eigenen Quellen knapp. Glücklicherweise wussten die Eigenversorger sich zu helfen oder konnten auf hilfsbereite Nachbarn bauen. Anfragen an die öffentliche Hand, Wasserleitungen zu verlegen, hielten sich in Grenzen – noch. Hofstettens Vorstoß zeigt aber, dass in der Frage, wie die Außenbereiche in Zukunft mit Trinkwasser versorgt werden können, mittel- bis langfristig Handlungsbedarf besteht. Der Klimawandel macht nicht vor kommunalen Grenzen Halt. Dass in allen befragten Kinzigtal-Kommunen im vergangenen Jahr vereinzelte Meldungen, Hilferufe oder gleich Anträge auf einen Anschluss ans Netz eingingen, lässt sich aus zwei Blickwinkeln betrachten. Glücklicherweise gab es nur vereinzelt Probleme. Aber: Es gab diese Probleme überall. Sie werden sich in Zukunft eher ausweiten – denn Prognosen gehen davon aus, dass Extremwetterereignisse, also auch Dürreperioden, zunehmen. Den Außenbereichen wird es helfen, wenn die Kommunen für diesen Fall gerüstet sind. Gut, wenn dafür "Notfallpläne" in der Schublade liegen. Schnelle Lösungen können nicht das Ziel sein – in dieser Frage sind Grundsatzentscheidungen nötig, und nicht erst, wenn der Notfall eingetreten ist.

Die jeweilige Gemeindeordnung kann festlegen, dass Anlieger an kommunale Einrichtungen wie Trink- oder Abwasserleitungen angeschlossen werden müssen, sofern diese vorliegen. Dies geht mit einer Erhebung entsprechender Gebühren einher. Eine Befreiung von diesem Zwang gibt es in der Regel nicht: Sobald die Leitung liegt, müssen alle Anlieger angeschlossen werden, hieß es im Zuge der Diskussion in Steinach im Dezember.