Vereinsvorsitzende Hanni Schaeffer zog Bilanz nach 30 Jahren "Kiebitz". Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: "Naturkost Kiebitz" wird 30 Jahre alt / Großes Fest am Samstag / Viele Projekte angestoßen

Seit 30 Jahren bereichert "Naturkost Kiebitz" die Haslacher Vereinslandschaft mit vielfältigem Engagement rund um das Thema Nachhaltigkeit. Anlässlich des Geburtstags zieht die Vorsitzende Hanni Schaeffer im Gespräch mit dem Schwabo Bilanz.

Haslach. Im März 1988 wurde der "Kiebitz" gegründet, blickt Vereinsvorsitzende Hanni Schaeffer zurück. "Schon seit 1986 gab es einen Bioladen", informiert sie. Der ehemalige Besitzer, Harald im Spring, war anfangs ebenfalls noch mit im Boot und gehörte zu den Gründungsmitgliedern.

"Dahinter steckte der Gedanke, über die Form eines Vereins für unsere Mitglieder günstigere Biowaren anbieten zu können. Aber wir wollten uns auch von vornherein ehrenamtlich einbringen", sagt Schaeffer: "Der ›Kiebitz‹ ist mehr als ein Bioladen."

Was mit 27 Gründungsmitgliedern begann, hat mittlerweile mehr als 400. Diese können im Naturkostladen am Schafsteg nicht nur auf eine große Auswahl an Bioprodukten zurückgreifen, zusätzlich gibt es dort eine Bibliothek – diese ist öffentlich zugänglich und hält Magazine wie "Stiftung Ökotest" vor.

Stände auf dem Weihnachtsmarkt, Öko-Informationen in der Zeitung oder Kochkurse waren die ersten Gehversuche. "In 30 Jahren ist sehr viel gelaufen", sagt Schaeffer. Vieles habe der Verein über die Jahre aber auch wieder eingestellt, "da stand der Aufwand nicht in Relation zum Ergebnis". Trotzdem: nach der langen Zeit fällt es der Vorsitzenden schwer, einen einzelnen Höhepunkt der Vereinsgeschichte herauszugreifen.

Die Warentauschtage seien immer toll, sagt Schaeffer. "Zu sehen, dass so viele Menschen so vielen Waren, die ansonsten weggeworfen worden wären, eine zweite Chance geben, macht eine Riesenfreude." Dass 575 Schüler durch Unterstützung des Vereins im Haslacher Kino den Film "Taste the Waste" anschauten, "war auch wirklich genial".

Inzwischen steht der Verein auf überaus soliden Beinen. Wurde "Bio" in den 80er-Jahren noch belächelt, ist das Thema mittlerweile etabliert. Der Verein bietet Betriebsbesichtigungen an, organisiert in Haslach die Warentauschtage, Vorträge oder Filmvorführungen. Aus den Reihen des Vereins und des BUND Ortenau wurde zudem 2011 das "Aktionsbündnis gentechnikfreie Ortenau" initiiert, das die beliebten Pflanzentauschtage anbietet.

Nun steht der nächste Höhepunkt an: Am kommenden Samstag, 16. Juni, richtet der Verein rund um den Naturkostladen ein großes Fest aus. Der Laden ist an diesem Tag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Zudem haben Interessierte die Möglichkeit, auf dem "Festplatz" zwischen Kiebitz und Pfarrheim zahlreiche Kostproben zu probieren. Acht Naturkosthersteller aus ganz Deutschland sind ebenfalls vor Ort und präsentieren ihre Produkte.

"Die ›Kinzig Food Wheels‹ steigen an diesem Tag auf Bio um und bieten warmes Essen zu einem von ›Naturkost Kiebitz‹ gesponserten Preis an", schreibt der Verein in einer Mitteilung anlässlich des Fests. Wie berichtet, findet auch das Repair-Café diesmal im Rahmen der Geburtstagsfeier statt. Zudem werden 30 Insektenhotels, die aus dem Erlös des vergangenen Warentauschtags angeschafft wurden, verlost. Der Erlös – ein Los kostet einen Euro – geht an den Nabu Mittleres Kinzigtal.

Von 15 bis 16 Uhr hält der promovierte Mediziner Dirk Menzel den Vortrag "Die Heilkraft einer gesunden Ernährung" im katholischen Gemeindehaus St. Sebastian, in das das Fest auch bei schlechtem Wetter verlegt wird. Der Eintritt ist frei.

Für die kommenden 30 Jahre wünscht die Vorsitzende sich, dass die Politik endlich drängende Themen angeht: Artgerechte Tierhaltung, das "Milchbauern-Drama" und Tierschutz allgemein. "Es geht mir nicht um Wunschveranstaltungen für den Verein, sondern darum, dass sich in dem Bereich allgemein etwas bewegt", macht sie klar. Der Verein bleibt dran und betreibt Aufklärung. Im Herbst wird Kurt Mosetter einen Vortrag über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Alzheimererkrankungen halten. "Wir freuen uns sehr, dass das klappt", sagt Schaeffer.

Wer im Naturkostladen einkaufen möchte, muss dem Verein angehören. Der monatliche Mitgliedsbeitrag pro Haushalt beträgt 11,50 Euro. Einmalig ist zudem eine Einlage von 40 Euro zu zahlen. Allerdings bietet der Verein eine zweimonatige Probemitgliedschaft an, um das Angebot zu testen. Das Geschäft für alle zu öffnen, bedeute einen hohen Verwaltungsaufwand, informierte Schaeffer: Dann müssten Preise für Mitglieder und Nichtmitglieder berechnet werden.