Fenja Wöhrle achtet im Alltag darauf, nachhaltig zu leben. Das betrifft auch den Einkauf von Kleidung für Sohn Levi. Foto: Jehle

Klimawandel im Kinzigtal: Haslacherin berichtet, wie jeder Einzelne ein wenig nachhaltiger leben kann.

Haslach - Für den Klimaschutz entscheidend sind Weichenstellungen von Politik und Wirtschaft. Doch jeder Einzelne kann mit seinem Konsum- und Alltags-Verhalten einen Beitrag leisten. Der Schwabo hat mit der Haslacherin Fenja Wöhrle gesprochen, wie Klimaschutz im Kleinen aussehen kann. Die angehende Grundschullehrerin wirkt seit 2019 im Vorstand der Verbrauchergemeinschaft "Kiebitz" in Haslach mit.

Frau Wöhrle, wer klimafreundlicher leben will, weiß oft nicht, wo er anfangen soll. Was ist Ihrer Ansicht nach ein guter Ansatzpunkt?

Die Ernährungsweise und das Einkaufsverhalten sind große Bereiche im Alltag. Ich habe das Glück, im Garten meiner Eltern selbst Gemüse anbauen zu können. Naturgemäß gibt es im Moment mehr zu ernten als verbraucht wird. Das Überangebot an beispielsweise Tomaten wird verarbeitet zu Soße, Zucchini und Paprika lege ich ein. Beim Einkauf werden fast ausschließlich biologische, saisonale und regional angebaute Lebensmittel bevorzugt, die nicht verpackt sind. Was meine Garderobe angeht, finde ich viel auf Kleidertauschbörsen oder im Secondhandladen. Gerade für Kinder gibt es zahlreiche Flohmärkte, bei denen ich jedes halbe Jahr für meinen Sohn Levi viel kaufe. Davon abgesehen haben etliche Marken mittlerweile ein umweltfreundlicheres Konzept entwickelt. Ich achte in jeglicher Beziehung auf Nachhaltigkeit und stelle auch mein Waschmittel selbst her. (Anleitung siehe Info)

Bieten die eigenen vier Wände ebenfalls Potenzial für ein klimafreundliches Leben?

Auf jeden Fall! Die Holzböden unserer Wohnung sind mit Marseiller Seife behandelt. Im gesamten Wohnbereich legen wir Wert auf natürliche Materialien. Auch Levis Spielsachen sind nach diesen Gesichtspunkten angeschafft worden – und gewickelt wird mein Sohn mit Öko-Windeln. Außerdem haben wir mit unserem Verhalten in unseren vier Wänden auch einen wichtigen Einfluss auf den Energieverbrauch. Das beginnt mit dem Stromanbieter und setzt sich im täglichen Umgang mit dem Verbrauch fort. Wir beziehen Öko-Strom und achten auf so banale Dinge wie Kochen mit Deckel oder das Licht ausschalten, wenn es nicht benötigt wird. Weniger ist oftmals mehr, gerade im Haushalt.

Bedeutet ökologisch leben automatisch Verzicht auf Komfort?

Vernünftiges Maß halten und grundlegende Dinge beachten geht auch, ohne den Wohlstand aufzugeben. Die Frage ist halt, ob der immer weiter wachsen muss mit noch größeren Autos und Häusern, um einige Beispiele zu nennen.

Finden Sie, dass Politik und Wirtschaft ausreichend für den Klimaschutz tun?

Da ist schon einiges passiert, aber nicht genug. Auch wenn ich als Konsumentin über meinen ökologischen Fußabdruck nachdenke, braucht es politische Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels. Auch um mehr Menschen zu erreichen und damit effizienter zu sein. Manche Entscheidungen von Politik und Wirtschaft haben meinem Gefühl nach einen profitorientierten Beigeschmack.

Fallen da einzelne, individuelle Handlungen und Aktionen überhaupt ins Gewicht?

Es sind schon die kleinen Dinge, die "nach oben" signalisieren, dass sich im Großen etwas ändern muss, eine Art Kraft von "unten". So ist ja auch der Bioladen Kiebitz entstanden. Neben dem Verkauf gesunder Lebensmittel wird die ökologische Landwirtschaft und der schonende Umgang mit Ressourcen gefördert. Wir führen Waren-, Kleider- und Pflanzentauschtage durch, veranstalten Vorträge, Filmabende und Kochkurse rund um Gesundheit und Naturschutz. Für eine kleine Stadt wie Haslach können wir ein großes Sortiment an Bio-Produkten anbieten, die deutlich unter dem Preisniveau anderer Naturkostläden liegen. Das funktioniert halt nur aufgrund der Vereinsform. Fragen: Evelyn Jehle

Etwa 500 Milliliter Wasser zum Kochen bringen, ein halbes Stück Kernseife dazugeben und 2 Esslöffel Soda. Falls ein Duft gewünscht wird, kann dies mit einigen Tropfen ätherischem Öl erreicht werden. Entstehende Ausflockungen der Kernseife können abgeseiht und wieder verwendet werden. Die Konsistenz des Waschmittels kann nach Bedarf mit heißem Wasser korrigiert werden.