Schwabo-Redakteurin Lena Weimer begleitet Altenpfleger Oliver Maier von der Sozialstation der Raumschaft Haslach. Foto: Beule Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Redakteurin Lena Weimer begleitet Häuslichen Pflegedienst der Sozialstation der Raumschaft Haslach

Als "Mitarbeiter" der Sozialstation der Raumschaft Haslach (Caritasverband Kinzigtal) beginnt mein Morgen zu einer für Redakteure sonst ungewohnt frühen Uhrzeit: Um 6.45 Uhr treffe ich mich mit dem Team des Häuslichen Pflegediensts in der Sozialstation. Katharina Moser, stellvertretende Pflegedienstleiterin, begrüßt mich und überreicht mir die übliche Berufskleidung: Einen weißer Kittel, in dem ich unter den ausgebildeten Pflegern (fast) nicht auffalle.

Oliver Maier kommt auf mich zu. Der Wolfacher ist ausgebildeter Altenpfleger, arbeitet seit 2002 bei der Sozialstation und nimmt mich auf seiner "Tour" durch Haslach, Steinach und Welschensteinach mit. Bevor es losgeht zeigt er mir ein Smartphone, auf dem die Namen der Patienten, ihre jeweiligen Behandlungn und die Uhrzeiten, zu der wir bei ihnen eintreffen, gespeichert sind.

Ortskenntnisse sind im ambulanten Dienst sehr wichtig

Maier packt einige Schlüssel ein: Sie gehören zu kleinen Kästchen, die verschlossen in den Wohnungen einiger Betreuter stehen. "Darin sind die Medikamente der Patienten, bei denen wir darauf achten, dass sie ihre Tabletten regelmäßig und unter Aufsicht nehmen", erklärt Maier mir.

Auf geht’s ins Auto. Die Wagen verschiedener Ambulanz-Dienste gehören für mich mittlerweile zum Straßenbild dazu – egal ob Stadt, Dorf oder Außenbereich. In den vergangenen Jahren scheint der Bedarf der häuslichen Pflege aus verschiedenen Gründen gestiegen zu sein.

Das Erste, was ich lerne: Ein Führerschein und gute Ortskenntnisse sind unabdingbar, um die Route und den Zeitplan einzuhalten. Maier berichtet mir von seiner Ausbildung und den Aufgaben, die er an diesem Morgen erledigt. Den Patienten, die wir besuchen, hilft er beispielsweise beim Anziehen von Kompressionsstrümpfen, der Einnahme von Medikamenten, dem Blutzuckermessen oder dem Spritzen.

Die Frauen und Männer, die wir besuchen, sind weitestgehend selbstständig. Bei unserem ersten Halt vor einem Mehrfamilienhaus klingeln wir, gehen fix die Treppe zur Wohnung hoch und werden gleich von einer älteren Dame begrüßt. Maier legt ihr mit geübten Handgriffen Kompressionsstrümpfe an und führt mit der Seniorin nebenbei noch ein gutgelauntes kleines Schwätzchen. Der Besuch ist schnell vorbei. Jetzt geht es wieder das Treppenhaus runter, ab ins Auto und schnell weiter zum nächsten Patienten.

Treppe hoch, Treppe runter – Autotür auf, Autotür zu. Der Beruf hat es auch körperlich wirklich in sich. Ich laufe an diesem Morgen gefühlt mehr Stufen als sonst während eines Monats. Maier mag die Flexibilität im ambulanten Dienst und erzählt mir von den verschiedenen Patienten, die wir besuchen. Wir treffen alleinstehende, verwitwete, verheiratete, fröhliche, depressive oder auch einsame Menschen. Der Altenpfleger kennt seine Patienten gut, weiß, wie er sie am besten anspricht und mit wem er noch den ein oder anderen Scherz machen kann.

Pfleger treffen täglich auf verschiedene Charaktere

Genauso unterschiedlich wie die Frauen und Männer sind, die wir treffen, sind auch deren Wohnverhältnisse: Schmucke Einfamilienhäuser gibt es genauso wie kleine, alte und auf das Nötigste reduzierte Wohnungen. Spannend, aber für mich teilweise auch erschreckend.

Nach ein paar Stunden verabschiede ich mich von Oliver Maier. Er fährt als nächstes zu Palliativpatienten, für mich geht es in die Redaktion. Dieser kurze Vormittag macht mich noch Tage später nachdenklich. Meine Eltern sind noch keine Rentner, aber wie geht es ihnen in einigen Jahren? Wie und wer von uns Geschwistern kümmert sich um sie? Ich denke an meine Großeltern, meine eigene Zukunft und – so philosophisch es klingen mag – über das Leben an sich nach.

Umso mehr bewundere ich die Menschen, die sich Tag für Tag um diejenigen kümmern, denen es gesundheitlich nicht gut geht. Alten- und Krankenpfleger, egal ob sie nun im Pflegeheim oder ambulanten Dienst arbeiten, haben meinen höchsten Respekt – und verdienen den der gesamten Gesellschaft.             Lena Weimer

In der Sommerserie "Mein Tag als ..." blickt der Schwarzwälder Bote hinter die Kulissen. Die Autoren berichten im Rahmen von Reportagen über interessante Berufe und berichten über den Hintergrund der Tätigkeit. Die Sozialstation der Raumschaft Haslach bietet den "Häuslichen Pflegedienst" an. Dieser umfasst die vier Aufgabengebiete Grundpflege, Behandlungspflege nach ärztlicher Verordnung, Wundmanagement und Rufbereitschaft. Die Sozialstation unterstützt somit kranke und pflegebedürftige Menschen jeden Alters in ihrem eigenen Zuhause. Mit dem "Essen auf Rädern" und der Tagespflege sind insgesamt 61 Mitarbeiter in der Sozialstation beschäftigt. Infos: www.sozialstation-raumschaft-haslach.de