Storchenvater Alois Krafczyk achtet darauf, dass die Kinder gerecht behandelt werden. Die Verantwortlichen bitten untereinander um Rücksicht. Archivfoto: Achnitz Foto: Schwarzwälder Bote

Tradition: Brauch ist Jahrhunderte alt

Eine schreiende Horde von Kindern wuselt durchs Städtle. Lauthals fordert die Masse von den Bewohnern der Häuser Gaben ein. Mittendrin überragt der Storchenvater sie alle. Spielen sich solche Szenen ab, dann ist in Haslach wieder Storchentag.

Haslach. Der Brauch besteht seit Jahrhunderten und wird in der Hansjakobstadt lebendig gehalten. Der Storchenvater führt den Zug an – und gibt mit Zylinder, zwei Laib Brot auf dem Rücken und einem langen Stecken ein eindrucksvolles Bild ab.

Was passiert da in Haslach?

Der Storchentag wendet sich an Kinder bis zu 13 Jahren. Treffpunkt ist am Freitag, 21. Februar, um 12 Uhr an der Mühlenkapelle. In dieser wird zunächst gebetet. Storchenvater Alois Krafczyk führt die Schar daraufhin durch Haslach. Die Bewohner der Häuser werfen den Gaben heischenden Kindern Süßigkeiten zu. Traditionell werden unter den "Heraus, heraus!"-Rufen vor allem Orangen und Brezeln verteilt.

Was steckt dahinter?

Einem alten Frühlingsbrauch gemäß begrüßten die Haslacher Kinder am 22. Februar den Storch als Frühlingsboten. Das ist in Manfred Hildenbrands Stadtchronik zu lesen, in der er auch über die zugrunde liegende Sage informiert. Demnach war Haslachs Ernte von einer Ungezieferplage bedroht. Die Bürger in ihrer Not gelobten, den Kindern alljährlich etwas Gutes zu tun, würde diese Not von ihnen abgehalten. Siehe da: Bald kamen die Störche und fraßen die Schädlinge. Die Haslacher hielten Wort. Der Tradition liegen alte Heischebräuche zugrunde, bei denen es um das Fordern oder Erbitten von Gaben geht.

Wie alt ist der Brauch?

Schwer zu sagen. Er taucht aber bereits im ältesten erhaltenen Rechnungsbuch der Stadt auf. Es ist aus den Jahren 1643/1644 und führt auf, dass Hans Jakob Arguin einen Lohn erhielt, weil er am St. Peterstag "den Storchen geklopfet" habe. Damit ist der ungewöhnliche Tag einer der ältesten Haslacher Bräuche.

Wer ist der Storchenvater?

Seit mehr als 30 Jahren ist Alois Krafczyk Haslachs Storchenvater. Er füllt das Amt mit großer Leidenschaft aus. So besucht er regelmäßig vor dem großen Tag auch die Schüler des Haslacher Bildungszentrums, um die Kinder für den Tag zu begeistern. Die Verantwortlichen hoffen wie immer auf viele Teilnehmer.

Moment – war da nicht was mit dem Datum?

Tatsächlich: Normalerweise fällt der Storchentag auf den 22. Februar. Diesmal wird er aber einen Tag vorher gefeiert. Am Samstag findet nämlich in Haslach ein weiteres buntes Großereignis statt: Der Närrische Wochenmarkt.

Die Wegstrecke des Storchentags führt von der Mühlenkapelle gegenüber des "Ochsen" in den Altstadtbereich. Im Wechsel werden dann verschiedene Bezirke besucht, diesmal ist es der Bezirk II: Innen- und Vorstadt sowie Eichenbach. In dem Bereich ist laut einer Mitteilung der Stadt zwischen 12 und 16 Uhr mit kurzfristigen Behinderungen zu rechnen. Autos sollten woanders geparkt werden.