Hubert Schultis mit einem Wildsaukopf: Foto: Henzel

Haslacher fertigt Masken: Jedes Werkstück hat seine Eigenheiten:

hASLACH - Hubert Schultis kann sich so viele Schnitzer erlauben, wie er will – für ihn geht die Sache immer gut aus. "Ich bin Holzschnitzer aus Leidenschaft", lacht der 65-jährige Haslacher, "und ich werde für meine Schnitzer sogar gut bezahlt". Ruhestand ist für ihn noch längst kein Thema.

Der Haslacher bearbeitet zwar viel Holz mit seinen Schnitz-Eisen, doch längst nicht jedes. "Bei mir kommt nur heimische Linde unters Messer", versichert Schultis Aug’ in Aug’ mit seinem neuesten Werkstück, einer Alpirsbacher Klosterhexe – und setzt den Holzhammer an.

Die Späne fliegen, als das gerundete Stahl hineinfährt. Schultis, der einzig Verbliebene seiner Zunft weit und breit – die nächsten Schnitzer arbeiten in Triberg – hat sichtlichen Spaß daran, das noch unförmige Teil in Form zu bringen.

Am Ende wird er wieder eine Holz-Maske für eine der vielen Fastnachts-Zünfte präsentieren. "Das Stück kostet rund 300 Euro", erklärt der Künstler, "keines ist wie das andere, jedes hat einen eigenen Charakter – selbst wenn sich die Hexen, Wildsäue, Geister, Waldschrate oder was auch immer, geringfügig ähneln".

Weit über das Kinzigtal hinaus bekannt

Für viele Zünfte ist Schultis der "Maskenmann", der ihren Häsern Gesichter verleiht – bekannt weit über das Kinzigtal. Umzüge mit Hästrägern ohne hölzerne Grimas(k)en, die von Schultis gefertig wurden, sind so gut wie undenkbar.

Mehr als 4300 Masken hat der Kinzigtäler bisher geschnitzt. "In 38 Jahren kommt eine ganze Menge zusammen", peilt Schultis über den Schnitzer-Daumen, während er mit Gefühl die Linden-Späne von der Maske chippt, die langsam Gestalt annimmt.

Weil er nicht so viel Abfallholz produzieren will, verleimt er seine künftigen Masken immer wieder – ein- oder auch mehrmals. Am Sau-Kopf für die "Wildsaue" aus Durbach demonstriert er das Problem.

Jedes Werkstück hat seine Eigenheiten

"Ich muss das Werkstück aushöhlen, muss 25 Zentimeter tief in den enger werdenden Rüssel rein. Ausnahmsweise muss ich diese recht schwierige Arbeit einhändig machen". Das schweinische Werkstück wiegt rund fünf Kilo ohne die Höhlung, die Schultis jetzt vornimmt. "Wenn ich fertig bin mit dem Aushöhlen und Schnitzen, hat der Saukopf Dreiviertel seines Gewichts verloren", sagt Schultis. Das ist gut für die Hästräger – sonst würde das Gewicht ihnen den Kopf ordentlich nach unten ziehen. Jeder Eber hat seine Eigenheiten: abgeschnittene Ohren, die Hauer werden nach Wunsch gefertigt, die Zunge hängt so raus, wie es der Hästräger wünscht.

Wieviel Festmeter – Holz wird nicht nach Tonnen bemessen – Schultis schon unter dem Messer hatte, kann der Kinzigtäler beim besten Willen nicht sagen. "Es war auf jeden Fall eine ganze Menge Holz". Dem Stoff, aus dem die Holz-Gesichter sind, haftet etwas sagenhaftes an: "Die Linden für meine Masken müssen bei abnehmendem Mond im November geschlagen werden", verrät Schultis, "dann haben sie weniger Saft und reißen auch weniger". Drei Jahre lagert das Holz in der Regel, bevor es der Schnitzer unter den Hammer nimmt.

"Die Waldwurz-Maske war mein Erstlingswerk", sagt Schultis stolz und zeigt auf den lachenden Albersböscher an der Wand. Der Waldwurz ist in guter Gesellschaft, denn "von jeder Maske, die ich gefertigt habe, behalte ich die erste", so Schultis. Der schnitzende Maskenmann Schultis ist ständig von Hexen, Teufeln, Wurzelseppen und anderen mehr oder weniger grausigen Gebilden umgeben.

Mit 65 Jahren denkt Schultis noch lange nicht ans Aufhören: "Das ist doch meine Leidenschaft – Nichts-Tun als Rentner ist nicht meine Sache!"                                  Rainer Henzel

Für mehr als 50 Zünfte zwischen Einsiedeln in der Schweiz und dem Raum Pforzheim hat Schultis mittlerweile Masken entworfen. Alle sind seine eigenen Entwürfe, keine von ihnen hat er übernommen.