Das Spielen im Freien ist bis heute fester Bestandteil an der Carl-Sandhaas-Schule. Zum 50-järhigen Jubiläum werden die Schüler im Rahmen des Herbstfestes am Sonntag, 13. Oktober, mit einem neuen Abenteuer-Spielplatz beschenkt. Foto: privat

"Am Anfang herrschte noch Skepsis". 24 Kinder sind beim Start dabei.

Haslach - Die Carl-Sandhaas-Schule feiert ihr 50-jähriges Jubiläum. Die "Sonderschule für geistig Behinderte" ist heute zum Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum gereift. Mit Schulleiter Andreas Graff blickt der Schwabo in einer Reihe zurück.

Bereits in ihrem ersten Rahmenprogramm 1959 hatte die Lebenshilfe gefordert, für geistig behinderte Kinder eigene schulische Einrichtungen zu schaffen. 1960 wurde eine Schrift über die Bildungsfähigkeit von Menschen mit geistiger Behinderung veröffentlicht und eine private Tagesbildungsstätte wurde zur ersten Einrichtung auf dem Weg zur öffentlichen Schule.

Eigene schulische Einrichtung gefordert

Damals versuchten die Pädagogen, der individuellen Persönlichkeit der Kinder gerecht zu werden, indem sie auf deren Bedürfnisse und Fähigkeiten eingingen. Gegen heftigen Widerstand wurde in den 1960er-Jahren die Schulpflicht schließlich auch für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung durchgesetzt und deren Anspruch auf Bildung untermauert. Zwischen 1965 und 1968 erarbeitete die Lebenshilfe dann erste "Empfehlungen zur Ordnung von Erziehung und Unterricht an Sonderschulen für geistig Behinderte", was als Grundlage zur Entwicklung und Ausgestaltung dieser Schulform diente.

Die Gründung der Haslacher Lebenshilfe erfolgte am 15. Mai 1968 mit dem Ziel, eine Schule für Kinder zu gründen, die in der Regelschule nicht aufgenommen wurden. In erster Linie sollten dort Alltagskompetenzen gelehrt werden.

Durch die Vermittlung der Stadt Haslach wurde unter Bürgermeister Josef Rau schließlich das Grundstück der "Villa Magdalena" von Maria Schaettgen erworben. An der ersten Elternversammlung im Januar 1969 hatten sich 100 Eltern behinderter Kinder beteiligt. Der Umbau der Villa Magdalena wurde mithilfe von vielen Spenden und öffentlichen Zuschüssen bis zum Herbst abgeschlossen. Am 24. Oktober 1969 wurde die Sonderschule dann offiziell eingeweiht und 24 Kinder aus dem gesamten Altkreis Wolfach besuchten fortan die Carl-Sandhaas-Schule.

"Aber selbst die Eltern waren der neuen Schulform gegenüber skeptisch, da musste manchmal Überzeugungsarbeit geleistet werden", erklärte Schulleiter Andreas Graff. Damals sei es einfach unüblich gewesen, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung über längere Zeit aus dem häuslichen Umfeld heraus kamen. Die 24 Kinder wurden zunächst von den Erzieherinnen Susanne Semling-Felten und Lucia Lienhard betreut. Pflegerische Unterstützung bekamen sie durch Schwestern-Helferin Herta Buick und Kinder-Pflegerin Hanne Kauschke.

Es sei Pionier-Arbeit geleistet worden, weil es zu Beginn keine Konzepte zur basalen Förderung gab und auch keine sonderpädagogische oder medizinische Ausbildung gegeben war. "Es wurde aber schon immer von den Fähigkeiten der Schüler ausgegangen und darauf aufgebaut, was möglich ist", verdeutlichte der Schulleiter. "Darin liegt die größte Freiheit dieser Schulform, aber auch große Verantwortung, die dem Lehrer übertragen wird."

Der richtige Schritt in der Entwicklung des Kindes müsse abgeschätzt, das Ziel, die richtige Methode, das verwendete Material und die Kommunikation definiert und in der Lehrerschaft immer wieder thematisiert werden.

Personalschlüssel unterliegt Wandel

Was sich im Gegensatz zu damals deutlich gewandelt habe, wäre der Personalschlüssel. Wären zu Beginn neun bis zwölf Kinder von einer Lehrerin unterrichtet und betreut worden, so liege der Schlüssel heute bei sechs Schülern, die etwa ein Drittel der Schulstunden von zwei Lehrkräften unterrichtet werden. Dazu gebe es oft einen Bundesfreiwilligen oder einen Schulbegleiter, womit in manchen Klassen durchgängig drei Begleiter für sechs Kinder anwesend wären.

Derzeit werden 38 Schüler unterrichtet und acht Kinder im Kindergarten betreut. "Aus Personalmangel konnte keine zweite Kindergartengruppe eröffnet werden, obwohl ein komplett ausgestatteter Raum vorhanden ist. 15 Kindern mussten wir zum neuen Kindergartenjahr absagen", bedauerte Andreas Graff.

Die "Privatsonderschule für bildungsschwache Kinder und Jugendliche" wurde am 6. Oktober 1969 in der Villa Magdalena eröffnet. 1970 kam mit Inge Sarg (später Reischl) die erste Schulleiterin, 1972 musste die Schule erweitert werden. Ein einstöckiger Bau mit sieben Klassenzimmern, Gymnastikhalle und Merzweckraum entstand. 1974 wurde die Schule in die Trägerschaft des Ortenaukreises übergeben. 1977 wurde die Frühberatungsstelle mit Sozialpädagogin Wilma Kneucker eröffnet und drei Jahre später ebenfalls in die Trägerschaft des Kreises übergeben. Im September 1991 zog der Schul-Kindergarten in den neuen Anbau der Carl-Sandhaas-Schule.