Melanie Hug ist seit 2006 in der Kurzzeitpflege tätig. Die Einrichtung ist nun geschlossen, Hug hat innerbetrieblich andere Aufgaben übernommen. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Club 82: Pflegepension "Wohnen am Kreisel" ist Geschichte / Fachkräftemangel mitausschlaggebend

Der Fachkräftemangel und die Landesheimbauverordnung lassen dem Haslacher Club  82 keine Wahl: Seit Montag ist die Pension "Wohnen am Kreisel" geschlossen. Dem Schwabo hat Pflegedienstleitung Melanie Hug Einblicke gewährt.

Haslach . "Wohnen am Kreisel" (WAK) war 23 Jahre lang die Kurzzeit-Pflegeeinrichtung des Haslacher Club 82. Zur Entlastung von Familien wurde sie in erster Linie während der Ferienzeiten genutzt, was für das Personal anspruchsvoll war.

Zu klein für einen Drei-Schicht-Betrieb, gab es den Tag- oder Nachtbereitschafts-Dienst. Vier Fachkräfte hatten Unterstützung durch drei Auszubildende und einen Mitarbeiter im Bundes-Freiwilligendienst. "Die Personalfrage war schon immer eine Herausforderung, weil wir an die Pflegefachlichkeit gebunden sind", erklärt Hug. Bereits zum Ende des vergangenen Jahres hatte sich eine grundlegende Veränderung abgezeichnet, nachdem es auf ausgeschriebene Stellen kaum Resonanz gab.

Aufgrund des Fachkräftemangels sei die Schließung früher gekommen als ursprünglich angenommen. Aufgrund von Vorschriften der neuen Landesheimbauverordnung hätte die Pflegepension sowieso nur noch mit Sondergenehmigung weiter betrieben werden dürfen: fünf Jahre lang. Nachdem eine bauliche Änderung aufgrund des Standorts unmöglich ist, wäre die Schließung des WAK spätestens nach diesen fünf Jahren notwendig geworden.

"Es entsteht eine riesige Versorgungslücke", weiß Hug aus Gesprächen mit Betroffenen. Gerade Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung, Verhaltensauffälligkeit und hohem Pflegebedarf hatten während der Ferien großes Interesse an der Kurzzeitpflege. "Wir versuchen, mit familienentlastenden Diensten und Reisen abzufangen, was möglich ist."

Die nächste ähnlich strukturierte Einrichtung gibt es in Baden-Baden, weiß Hug. "Der Großteil unserer Kunden kam aus dem Großraum Frankfurt, Heidelberg oder Freiburg: Kurzzeit-Pflegeplätze sind sehr rar", verdeutlicht sie.

Der Pflegeschwerpunkt im WAK sei ein Alleinstellungsmerkmal gewesen, der Bedarf an Einzelbegleitung habe in den vergangenen Jahren zugenommen. Auf familiäre Notfälle, wie beispielsweise den Krankenhausaufenthalt einer Mutter, hätten die Mitarbeiter kurzfristig reagieren können.

Über die Jahre seien viele Beziehungen in die Familien entstanden, die Schließung der Pflegepension falle niemandem leicht. Gerade im Kleinkindbereich sei die Pflege und Betreuung für die Mitarbeiter ein großer Vertrauensbeweis gewesen, das Team habe zudem immer sehr gut funktioniert. Die Räume des WAK werden jetzt erst einmal intern vom Club 82 und von der Carl-Sandhaas-Schule für das Wohntraining der Berufsschulstufe genutzt.

  Teilbiografie: Die Kurzzeit-Pflegepension "Wohnen am Kreisel" (WAK) für Menschen mit Behinderung wurde 1995 eröffnet. Melanie Hug begann 2006 als Pflegefachkraft beim Club 82. Seit 2008 war sie Pflegedienstleiterin und zuständig für die Ausbildung von Nachwuchskräften.

Kontakt: Sie hat innerbetrieblich andere Aufgaben übernommen und steht unter Telefon 07832/99 56 32 für Informationen und die Vermittlung von Kontakten zum Landratsamt oder den Kostenträgern zur Verfügung.