Die Seelsorgeeinheit Haslach besteht erst seit vier Jahren. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Umstrukturierung: Pfarrgemeinderat kritisiert "Holzhammermethode" der Diözese / Brandbrief an Burger

Der Pfarrgemeinderat der Seelsorgeeinheit Haslach wendet sich in Sachen "Kirche 2030" mit einem Schreiben an den Erzbischof. Die Größe der geplanten Pfarrei wird mit Sorge gesehen, eine Fernsteuerung in Bezug auf organisatorische Veränderungen befürchtet.

Haslach. Anlass ist die Vorstellung der ersten Raumplanung auf dem Weg zur Bildung neuer Pfarrgemeinden, zu der unter anderem alle Pfarrgemeinderäte bis Ende des Jahres ihre Rückmeldung abgeben können. Aus den bisher 224 Kirchengemeinden mit 1057 Pfarreien sollen in der Erzdiözese Freiburg 40 neue Kirchengemeinden mit ebenso vielen Pfarreien gebildet werden. Bis Ende 2021 sollen nach Vorgabe des Bistums die Grundzüge zur weiteren Entwicklung der Pastoral feststehen und darüber entschieden sein.

Schneller soll es mit dem Zuschnitt der neuen Pfarreien gehen, da soll schon bis Ende des kommenden Jahres Klarheit bestehen. "Die Erzdiözese geht mit einer Rosskur an Veränderungen", befand Pfarrgemeinderats-Vorsitzender Bruno Prinzbach. "Was fehlt, ist die Kopplung an inhaltliche Veränderungen." Es seien radikale strukturelle Veränderungen geplant. Wenn schon mit so einer Wucht ans Organisatorische gegangen werde, sollte es mit demselben Mut an die inhaltliche Entwicklung der Kirche gehen.

So steht dann auch im Schreiben an Erzbischof Stephan Burger zu lesen, dass die Kirchenentwicklung 2030 im Frühjahr dieses Jahres zum wesentlichen Gesprächsthema in der Seelsorgeeinheit wurde. "Aufbruchsstimmung verspüren wir dabei nicht. Im Gegenteil", heißt es weiter. Skepsis und Zurückhaltung würden überwiegen und reiche bis hin zu völligem Unverständnis.

Im Schreiben wird daran erinnert, dass die Seelsorgeeinheit Haslach mit ihren sechs Pfarreien gerade erst vier Jahre besteht und mit den erneuten Reformen keine Zeit für das Wachsen stabiler Strukturen bleibe. Es werde eine wachsende Entfremdung der Gemeindemitglieder und vieler ehrenamtlich Engagierter bei zunehmender Fernsteuerung durch die angedachten Groß-Kirchengemeinden befürchtet.

"Bei einer solchen Zäsur wünschen wir uns eine ebenso mutige Veränderungsbereitschaft unserer Erzdiözese zu einigen inhaltlichen Brennpunktthemen, die viele Katholiken seit langem beschäftigen", ist zu lesen und diese werden mit dem Pflichtzölibat, der Rolle der Frauen in der Kirche und dem Umgang mit geschiedenen wiederverheirateten Katholiken benannt. Ein "Augen zu und weiter so" dürfe es aus Sicht des Pfarrgemeinderats nicht geben, eine ausschließliche Fokussierung auf organisatorische Anpassungen reiche nicht aus.

Pfarrer Helmut Steidel fand das Schreiben gut gelungen, es habe einen ausgezeichneten Stil und sehr gute Formulierungen. Für Gemeindereferentin Petra Steiner war wichtig, dass ein Zeichen gegen den Rundumschlag der Erzdiözese gesetzt wird. "Es geht nicht, mit dem Holzhammer derart um sich zu schlagen", befand sie. Der Pfarrgemeinderat schloss sich dem Inhalt des Schreibens einstimmig an.

Die Möglichkeit zur Rückmeldung steht per E-Mail an pastoral2030@ebfr.de grundsätzlich jedem offen. Zum 1. Januar 2021 erfolgt ein Beschluss über die künftige Struktur der Erzdiözese, die verbindliche Grundlage für die weiteren Schritte im Projekt sein wird.