Haslachs Bürgermeister Philipp Saar informierte in seiner ersten Online-Sprechstunde unter anderem über die "Wünsch dir was"-Aktion. Screenshot: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Digitalisierung: Saar kommt auf Facebook mit Haslachern ins Gespräch / Diskussion um brennende Themen

Haslach. Unter dem Motto "Haslach goes Digital" hat Bürgermeister Philipp Saar am Montagabend seine erste Online-Sprechstunde veranstaltet. Sie hat gezeigt: Das Format kommt an.

In einer einstündigen Video-Schalte über Facebook beschäftigte der Bürgermeister sich mit den Wünschen und Nöten der Haslacher Bürger. Die erste Veranstaltung dieser Art im Kinzigtal zog an die 70 Zuschauer an, die die Möglichkeit hatten, in Echtzeit Fragen zu stellen und mit dem Rathauschef zu diskutieren.

Um das Eis zu brechen, hatte Saar die Wünsche dabei, die die Bürger in der Vorweihnachtszeit an einen Christbaum gehängt hatten. Auch die damalige Aktion "Wünsch’ dir was vom Bürgermeister" (wir berichteten) war sehr gut aufgenommen worden.

Den Anfang machte die Verkehrssituation in der Stadt: Geschwindigkeitsbegrenzungen, Parkplätze, Fußgängerzone – gerade die Situation in der Innenstadt treibt die Haslacher um. Saar sagte, allen könne man es nie recht machen. Der Fußgängerzone erteilte er eine Absage: Studien würden belegen, dass auf je 10 000 Einwohner 100 Meter Fußgängerzone Sinn machen – Haslach hat aber deutlich weniger Einwohner. In Sachen Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung in der Innenstadt appellierte er an die Vernunft der Autofahrer. Die aufgestellte Anzeigetafel zeige erste Erfolge, bei richtigen Kontrollen sei die Stadt aber auf die Kooperation der Polizei angewiesen.

Stadionsanierung fest im Blick – aber nur mit Förderzusage machbar

Seit vielen Jahren wünschen sich die Haslacher eine Sanierung des Stadions. So auch am Montag, außerdem war die Frage bereits im Vorfeld zur Veranstaltung auf Facebook gestellt worden. "Das ist natürlich das große Ding", befand der Bürgermeister. Derzeit werde es beplant, sowohl TV als auch SV seien mit im Boot. Besonders interessant wäre für Haslach eine Anlage vom Typ B, auf der auch die Ausrichtung regionaler oder überregionaler Wettkämpfe möglich sei. Ein Förderantrag sei gestellt, nun hoffe die Verwaltung auf dessen Bewilligung. "Ohne diese Förderung können wir nicht bauen", stellte Saar klar.

Auch die B 33 ist und bleibt Thema im Städtle. Die Zusage für den Trog Richtung Hausach sei ein guter Schritt. Die Region brauche eine umsetzbare Lösung – "so charmant ein Tunnel ist, so utopisch ist seine Umsetzung", machte Saar deutlich. Er erwarte jetzt, dass das Regierungspräsidium (RP) eine Planung vorlegt. Zudem dürften die Schnellinger sich durch den Abriss der Arche-Brücke nicht abgehängt fühlen. "Wir wollen eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke auf Höhe der Arche", forderte er.

Vorab war nicht nur eine Frage wegen des Stadions eingegangen, sondern auch nach einem Sonnensegel am Kindergarten. Das sei bestellt, sagte Saar. Auch die fehlende Barrierefreiheit am Bahnhof wurde beklagt. Vom Bürgermeister ebenfalls: "Das stinkt mir ganz schön." Viel mehr als am Ball bleiben könnten er und seine Kollegen da nicht, aber das werden sie tun. Die Bahn müsse an ihre Pflichten erinnert werden.

Während der Sprechstunde forderte Marius Neumaier mehr Inklusion in Haslach. Saar sagte, mit Einrichtungen wie der Lebenshilfe sei dies in Haslach längst selbstverständlich, lud ihn aber zu einem Dialog ein. Simone Niesel wollte wissen, ob der Spielplatz an der Seilerbahn kleinkindfreundlicher gestaltet werden könnte. Saar antwortete, dass ein Pfad mit Spiel- und Aktivitätsstätten vom Waldseeparkplatz in Richtung Stadt geplant sei. Auch, wenn er keine Antwort auf Fragen parat hatte, scheute der Bürgermeister sich nicht, das zuzugeben: Wegen einer Schulwegplanung werde er sich im BZ informieren, sagte er.

Einen wunden Punkt sprach Wolfram Reinhard mit der Frage nach bezahlbarem Wohnraum an. Saar ging auf die beschränkten Möglichkeiten ein, die Stadt und Bürgermeister in dieser Hinsicht zur Regulation haben und erklärte, wie es um die Erweiterung des Baugebiets Brühl (Abschnitt "Brühl III") steht.

Schon innerhalb der Live-Schalte wurde der Bürgermeister für die Aktion gelobt. Er selbst erklärte am Ende, diese habe ihm großen Spaß gemacht und er wolle sie wiederholen.

Kommentar von Lisa Kleinberger "Neue Wege"

Landauf, landab ist derzeit zu hören, dass die jüngeren Generationen nicht mehr so einfach für Politik zu begeistern sind. Die Ansprache auf den bekannten Wegen funktioniert vielleicht nicht mehr – da ist es gut, nach Alternativen zu suchen. Ein Format wie die Facebook-Sprechstunde passt da doch bestens ins Bild: Der Bürgermeister kommt per Video-Schaltung quasi direkt nach Hause ins Wohnzimmer. Das Format kann nebenbei konsumiert werden, durch die Kommentarfunktion ist aber eine direkte Interaktion und Diskussion möglich. Der Weg ins Rathaus mit Terminabsprachen fällt für den Bürger weg. In der sich immer mehr auf Digitalisierung einrichtenden Gesellschaft kann das ein neuer Weg sein, um Bürger flexibel zu erreichen und einen Schritt auf diejenigen zuzugehen, die als "Digital Natives" aufgewachsen sind. Vielleicht ist ein Format wie die Facebook-Sprechstunde ja auch etwas für die anderen Kinzigtal-Bürgermeister?