Die Blauzungen-Krankheit (BT) beschäftigt die Kinzigtäler Züchter der Vorderwälder Rinder. Foto: Leonhardt

Rinderzüchter beschäftigen sich mit Blauzungen-Krankheit. Markt-Entwicklung ist Thema.

Haslach - Die Blauzungen-Krankheit (BT) beschäftigt die Kinzigtäler Züchter der Vorderwälder Rinder. Während der ganztägigen Versammlung am Freitag gab es Informationen zur Zucht und Vermarktung sowie wertvolle Tipps im Umgang mit der Krankheit.

Seit 2017 ist Rudolf Span Sachgebietsleiter "Tiergesundheit" und stellvertretender Leiter des Amts für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung in Offenburg.

Er stellte sich den Rinderzüchtern zunächst als Amtstierarzt vor und riet in Sachen Blauzungen-Krankheit zur Information über die Internetseite des Landratsamts. "Es ist wichtig, dass Sie die Infos direkt dort einholen. Was ich Ihnen heute sage, kann sich morgen vielleicht schon wieder ändern", verdeutlichte er.

Anhand einiger Aufnahmen zeigte er das Krankheitsbild an Maul und Zitzen der Tiere. "Der Erreger der Krankheit ist für den Menschen ungefährlich, deshalb darf die Milch ohne Bedenken weiter verwendet und das Tier geschlachtet werden", stellte er klar.

Tatsächlich erkrankte Tiere seien von einer Schlachtung ausgenommen. Seit am 8. Dezember des vergangenen Jahres erstmals der BT-Verdacht bei einem Schaf im Landkreis Rastatt aufgetreten wäre, sei Baden-Württemberg zum Sperrgebiet erklärt worden.

Neben Rindern könnten auch Schafe, Ziegen und Gatterwild die Krankheit bekommen. "Wir müssen lernen, damit zu leben", blickte Span voraus. Denn ein Sperrgebiet werde erst zwei Jahre nach dem Auftreten des letzten Verdacht-Falls von der EU wieder aufgehoben. Bei der Blauzungen-Krankheit handle es sich zwar um eine Seuche, aber um keine schlimme, relativierte der Amtsvertreter.

In erster Linie seien Landwirte betroffen, die ihre Tiere ins Ausland bringen wollen. Eine Herausforderung werde in der Bekämpfung der Krankheit gesehen. Bei den Erregern gebe es insgesamt 29 Serotypen, gegen das BT8-Virus wird die flächendeckende Impfung empfohlen. "Die Zukunft der Betriebe, die ihre Tiere verbringen wollen, liegt in der Impfung", verdeutlichte Span und informierte über die Bestimmungen.

Futterpreise im konventionellen Bereich steigen an

Für die Landwirte gab es noch weitere Themenfelder zu bearbeiten. So informierte Klaus Schöner seitens der ZG über steigende Futterpreise für die konventionelle Landwirtschaft, weil verschiedene Rohstoffe nur noch schwer zu bekommen wären. "Zuckerrüben und viele Mühlen-Nachprodukte wandern in Richtung Norden ab, der Raps-Absatz im Öl-Bereich ist stark zurückgegangen. Damit gibt es weniger Raps-Schrot", benannte er Gründe.

Im Bio-Bereich seien die Preise stabil, weil die Rohstoffe bereits für ein Jahr im Voraus eingekauft und gelagert werden. "Die Grünland-Nachsaat ist aktuell interessanter denn je", betonte Schöner und erklärte es mit wetterbedingten Lücken in der Grasnarbe. "Sie sollten Ihr Grünland relativ früh auf Vordermann bringen."

Seitens der Schwarzwaldmilch gewährte Anne Renner einen Einblick in die Zusammensetzung der 1065 Lieferanten, von denen 270 Betriebe mit insgesamt 5058 Vorderwälder-Milchkühen wären. In Sachen Anbindehaltung, Weidegang und Freilauf-Stall verdeutlichte sie: "Die Richtlinien werden mehr, aber der Preis wird dadurch nicht besser." Auch wenn die Entwicklung auf den Verbraucher geschoben werde, stehe für sie fest: "Der Handel will so günstig wie möglich einkaufen". 20 Prozent der Milch-Lieferanten wären Bio-Betriebe, der Sektor Heu-Milch wachse.

Anbinde-Haltung mit Weidegang ist Klassiker für den Schwarzwald

Vorderwälder-Zuchtleiter Franz Maus sah in der Anbinde-Haltung mit Weidegang den Klassiker für den Schwarzwald. Für ihn spielen ins Thema "Tierwohl" extrem viele ideologische Aspekte hinein. Er informierte die Züchter unter anderem über die Entwicklung bei Milch und Fleisch, über das Besamungsbullen-Angebot, die Liniensituation und die Zuchtwerte.

Ferdinand Preiser referierte seitens der Rinderunion Baden-Württemberg über die aktuelle Marktsituation.

Die Bezeichnung Blauzungen-Krankheit (BT) ist die Übersetzung des englischen Namens Blue Tongue (BT), was eben blaue Zunge bedeutet. Nach Auskunft von Rudolf Span, dem Sachgebietsleiter "Tiergesundheit" und stellvertretenden Leiter des Amts für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung in Offenburg, stellte sich die Lage am 17. Januar dieses Jahres so dar: 29 positive Tiere in 24 unterschiedlichen Beständen, die sich auf sechs positive Landkreise Baden-Württembergs verteilen. "Positiv ist nicht gleich Ausbruch!", erklärte Span. Erst mit Bestätigung durch den Bund werde es als Ausbruch eingestuft. In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sei es zu Ausbrüchen gekommen, diese drei Bundesländer bilden eine Restriktionszone.