Zum 30-jährigen Jubiläum der ökologischen Verbrauchergemeinschaft Kiebitz referierten Kurt Mosetter (inks) und Bernhard Dickreiter (zweiter von rechts). Hanni Schaeffer stellte den Verein kurz vor, Carlo Carosi (rechts) bedankte sich seitens der Sparkasse Haslach-Zell. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Kurt Mosetter und Bernhard Dickreiter informieren über das Vermeiden von Alzheimer

Alzheimer ist keine Krankheit, die man bekämpft – sondern das "Ökosystem" des Menschen muss flott gemacht werden. So sieht es der aus Gutach stammende Arzt Kurt Mosetter, der mit Bernhard Dickreiter in der Haslacher Stadthalle referiert hat.

Haslach. Das Interesse am Thema Alzheimer war enorm und die Stadthalle proppenvoll. Schnell war klar: Eine Sache alleine macht den Menschen nicht krank. Wenn allerdings Fehlernährung auf Bewegungsmangel trifft, gerät das "Ökosystem" des Menschen in Schieflage.

"Die Leber ist das Sprungbrett zur Krankheit", erklärte Mosetter. "Sie haben etwa 20 Jahre Zeit, um zu reagieren." Wer auf Weißmehl, raffinierten Zucker und Konserven verzichte, habe schon viel für seinen Körper getan. "Alzheimer ist Diabetes Typ III – die Blutzucker-Krankheit im Gehirn", fasste er zusammen.

Der Körper habe DNA-Reparatur-Werkstätten, deshalb gelte: Keine Bekämpfung der Krankheit, sondern an der Reparatur arbeiten. Alzheimer sei reversibel – es sei denn, der "Flächenbrand" wäre schon zu groß.

Aufklärung über Frühwarnsymptome

Es gebe Arbeiten darüber, dass falscher Lebensstil und falsche Ernährung krank machen. Es brauche Aufklärung über die Frühwarn-Symptome, wie beispielsweise Heißhunger bei normal erscheinendem Blutzuckerspiegel, niederem Eisenwert oder Vitamin-D-Mangel. Die Basis des Lebens müsse eine intelligente Ernährung wurde erklärt. "Zucker und Süßgetränke sollten als Gift gehandelt und verboten werden", war die Botschaft. Mosetter verwies auch auf die Eigenverantwortung: "Die Entscheidung muss nicht in der Politik fallen – sondern bei jedem einzelnen selbst."

Bernhard Dickreiter arbeite in der zellbiologischen Rehabilitationsmedizin und sei sein Mentor in der Nordracher Klausenbach-Klinik gewesen, leitete Mosetter zum zweiten Referenten über.

"Was wir brauchen sind neue, ganzheitliche Präventions- und Therapiestrategien", schickte Dickreiter voraus und erklärte: "Das Modell der Zukunft wird der Fisch im Aquarium sein." Wenn der Fisch in einer Dreckbrühe schwimme, nütze es nichts, eine Infusion anzulegen – das Wasser müsse ausgetauscht werden.

"Wir haben kein Gehirn – wir sind unser Gehirn. Und das macht die Krankheit so dramatisch für die Betroffenen", betonte der Arzt. Man müsse davon wegkommen zu glauben, man schlucke eine Pille und werde gesund.

"Lebensstil bedingte Krankheiten sind nicht durch chemische Mittel zu heilen!" Nach der Erklärung des Hippocampus als Eintritts-Tor ins Gedächtnis und der Möglichkeit zur Neurogenese bis ins hohe Alter verdeutlichte Dickreiter: "Bewegung ist der stärkste Stimulus für die Neubildung von Nervenzellen". Schlaf entgifte das Gehirn, das Alter habe mit Alzheimer wenig zu tun. Der Lebensstil sei der entscheidende Faktor. "Was heute als normal gilt, ist noch lange nicht natürlich." Über Ernährung, Bewegung und Gehirntraining lasse sich Alzheimer vorbeugen und auch heilen – aber nur mit Konsequenz.

"Verhalten, Lebensstil, Umwelt, Epigenetik/Genetik, Stress, Stresshormone, Zucker, Insulinresistenz und Entzündung sind entscheidende Schrittmacher zum Alzheimer", erklärte Kurt Mosetter. Er hat verschiedene Bücher zum Thema Zucker und Alzheimer veröffentlicht. Künftig sei die systembiologische Sichtweise auf den einzelnen Menschen unabdingbar, führte Bernhard Dickreiter aus und verglich: "Wenn ein Auto ohne Luft in den Reifen, ohne Benzin, ohne Öl und mit leerer Batterie im Hof steht, kann es nicht fahren". Es müsse vieles beachtet werden.