Alexander Doderer referierte in Haslach über die Perspektiven, die die Stadt hat. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Parkplätze sollten bewirtschaftet werden / Appell des Experten: "Halten Sie die Stadt lebendig"

Parken ist ein zentrales Thema für Haslach. Das wurde im Vortrag von Professor Alexander Doderer deutlich, zu dem Vertreter der Haslacher Wirtschaft, der Gemeinderat sowie die Verwaltungsspitzen eingeladen waren.

Haslach. "Im Moment parkt in Haslach, was irgendwo Platz hat", stieg Doderer in den Abend ein. Das sei kurzfristig sicher nicht zu ändern. Die historische Stadt sei nicht für den heutigen Verkehr gebaut worden und das Pendler-Aufkommen habe stark zugenommen. "Haslach liegt verkehrsgünstig für die, die den Verkehr machen", gab der Professor zu bedenken.

Für die Zukunftsfähigkeit der Stadt gebe es mehrere Themen, die zusammenspielen würden, wie beispielsweise Tourismus oder Offenhaltung. Bei 7100 Haushalten gebe es in Haslach derzeit viele Single-Haushalte, viel Kaufkraft, wenig Arbeitslose, eine starke Jugend und wenig Betagte. "Wer heute 70 ist, der fühlt sich wie 39. Das ist ein großes Thema, weil sich das auch auf das Konsumverhalten auswirkt", erklärte Doderer.

An der Entwicklung der Fahrzeugzahlen zeigte er auf, dass die gewachsenen Verkehrswege nicht nachkommen würden. "Allein in Haslach gibt es in diesem Jahr 4228 Autos". Die Prognosen bis 2035 seien landesweit eindeutig: steigend bei Autos (4,6 Prozent), Sprintern (17 Prozent) und Lastwagen (29 Prozent).

Die Anpassung habe immer Priorität, weil der Verkehr nicht abgeschafft werden könne. "Wo Städte ihre urbane Verdichtung durch Leerstände verlieren, stirbt die Stadt", wusste der Referent aus Erfahrung. Allerdings empfahl er dringend eine Parkraum-Bewirtschaftung für Haslach, parken müsse teuer sein.

Seiner festen Überzeugung nach wären Autos in der Innenstadt trotzdem ein Muss. Der Kofferraum sei nach wie vor die attraktivste Einkaufstüte. Das veränderte Konsumverhalten durch das weltweite Datennetz und gesellschaftliche Veränderungen würden sich auf den künftigen Einkauf auswirken.

"Sie haben hier mit Historie, Begegnung, Kultur und Lebensfreude tolles zu bieten", lobte Doderer. Sein Appell lautete: "Halten Sie die Stadt lebendig!"

In der anschließenden Fragerunde erkundigte sich Bürgermeister Philipp Saar nach der geschätzten Auswirkung durch die geplante Umfahrung. "Sie dürfen den Verkehr auf keinen Fall einfach durchfahren lassen", legte sich Doderer fest. Man müsste eine Verlangsamung hinbekommen, die Innenstadt deutlich ausweisen und eventuell über einen Park-and-Ride-Parkplatz neben der B 33 nachdenken.

Aus den Reihen der Gäste wurde nach der Schmerzgrenze für Parkgebühren gefragt, für die Doderer "unheimlich viele Möglichkeiten" sah. Auf die Frage nach dem Wachstum von Wohngebieten, eventuell auch in die Höhe, befand der Referent: "Mit quantitativem Wachstum wäre ich vorsichtig, qualitatives Wachstum auf jeden Fall." Es gelte, die Kombination aus Historie sowie moderner Buntheit und Lebendigkeit hinzubekommen.

"Parkhaus Haslach? – Zukunftsperspektiven der Handelsstadt Haslach" stand über dem Abend, zu dem Bürgermeister Philipp Saar begrüßte. "Es ist toll, in Zeiten von viel Meinung und oft wenig Ahnung Experten zu haben, die uns fundiert über ein Thema informieren." Professor Alexander Doderer empfahl das Internet-Portal der Bertelsmann-Stiftung "Wegweiser Kommune", das Städte und Gemeinden aufgrund der neuesten Zahlen in neun Typen einteilt. Danach zählt Haslach zum Typ 5: "Städte und Gemeinden im strukturschwachen ländlichen Raum."