Quelle: Unbekannt

Finanzwesen: Kreditinstitute in Haslach/Zell und Gengenbach planen Fusion / Bürgermeister stimmen zu

Kinzigtal/Ortenau - Die Sparkassen in Haslach/Zell und Gengenbach planen einen Zusammenschluss. Wir hatten über die Fusionspläne aktuell berichtet. Warum geben die Geldhäuser ihre Eigenständigkeit auf? Eine Übersicht zu den wichtigsten Fragen für die Kunden.

Viele Vorteile, gesenkte Kosten, wenig Veränderung für die Kunden: So wird die angepeilte Fusion im Kinzigtal von den Geldhäusern angekündigt.

Wie sicher ist der Zusammenschluss?

Fix ist noch nichts. Die Träger der beiden Sparkassen haben sich mit ihrer Presseerklärung vom Mittwoch aber schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Das wird in der Regel erst gemacht, wenn die Aussichten auf einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen hindeuten.

Wann soll das laufen?

Auch noch unklar. Zu erwarten ist, dass die Fusion zum Jahreswechsel greift. Das wäre für die bilanzielle Abwicklung am einfachsten.

Was steckt hinter der geplanten Fusion?

Die Bankenwelt ist im Wandel. Immer mehr Angebote für die Kunden laufen digital, der Druck auf die Geldhäuser mit Filialen wird immer höher. Ihre Kosten nehmen zu, vor allem wegen der Personalausgaben und staatlicher Regulierung. Zugleich erwirtschaften sie aber weniger Erlöse aus der Kreditvergabe, da die Zinsen am Boden liegen und auch absehbar nicht steigen.

Ein Dilemma für alle Banken. Zudem erwarten die Kunden der regional verwurzelten Sparkassen eine Präsenzpflicht in ihren Orten. Filialschließungen stoßen überall auf großen Widerstand.

Wann fusionierten Haslach und Zell?

Die Fusion zur heutigen Sparkasse Haslach-Zell wurde 1997 vollzogen. Die Bilanzsumme betrug zu dieser Zeit 1,3 Milliarden D-Mark. Damals schlossen sich die beiden Sparkassen Haslach-Hornberg und Zell-Harmersbach zusammen., berichtet Sparkassen-Pressesprecherin Anna Teresa Agüera Oliver.

Was wird sich durch eine Fusion für die Kunden im Kinzigtal ändern?

Wenig, versichern die beiden Bürgermeister von Haslach und Gengenbach, Philipp Saar und Thorsten Erny. "Ihre Sparkasse ist weiterhin zuverlässig für Sie da und die persönlichen Ansprechpartner bleiben erhalten", versprechen beide.

Wie viele Mitarbeiter sind betroffen?

Insgesamt rund 270 Beschäftigte in beiden Häusern.

Wie groß sind die beiden Geldhäuser?

Die Sparkasse Haslach-Zell hat eine Bilanzsumme von 1,1 Milliarden Euro. Diese stieg voriges Jahr leicht. Bedingt durch hohe Sondertilgungen waren die Kundenausleihungen leicht auf 707 Millionen Euro gesunken. Mit einem Marktanteil von knapp über 50 Prozent ist sie nach ihren Angaben im Geschäftsgebiet Marktführer.

Die Sparkasse Gengenbach bringt es auf eine Bilanzsumme von 485 Millionen Euro und ist damit eine der kleinsten Sparkassen im Land. Klein, aber stark: Zuletzt hatte es ein fast achtprozentiges Wachstum bei der Bilanzsumme gegeben, eine überdurchschnittliche Ausweitung, wie das Haus noch im Frühjahr stolz berichtet hatte. Beim Kundenvolumen wurde ein Plus von fast sechs Prozent erreicht. Rund 12 700 Kunden mit gut 8700 Girokonten vertrauen auf die Bank.

Wie viele Geschäftsstellen haben die Sparkassen Haslach-Zell und Gengenbach jeweils?

Zur Sparkasse Haslach-Zell gehören neben der Hauptstelle in der Hauptstraße in Haslach sechs Geschäftsstellen (Biberach, Fürstenberger Hof in Haslach, Hausach, Hornberg, Steinach und Zell) sowie fünf SB-Geschäftsstellen in Gutach, Hofstetten, Mühlenbach, Nordrach und Oberharmersbach. Die Sparkasse Gengenbach hat neben der Hauptstelle fünf weitere Geschäftsstellen sowie Selbstbedienungs-Einrichtungen

Was sagt der Sparkassenverband?

Dieser ist mit seinen Fusionsspezialisten in die Verhandlungen im Kinzigtal eingeschaltet. Wie Pressesprecher Stephan Schorn gegenüber unserer Zeitung erklärte, begrüßt der Sparkassenverband die mögliche Fusion. und argumentiert dabei ähnlich wie die Sparkasse Offenburg-Ortenau. Die Fusion der Kinzigtäler Häuser folgt dem Landestrend, erklärt Schorn: Im Jahr 2001 gab es insgesamt 74 rechtlich selbstständige Sparkassen. Heute seien es 51.

Wie reagiert die Sparkasse Wolfach?

Sie will eigenständig bleiben. "Die Sparkasse Wolfach kann die Gründe der Sparkassen Haslach-Zell und Gengenbach gut nachvollziehen. Der Verwaltungsrat der Sparkasse Wolfach hat sich jüngst für die Selbstständigkeit der Sparkasse Wolfach ausgesprochen und dieser Grundsatz-Beschluss gilt weiterhin.", teilt der Vorstandsvorsitzende Axel Fahner mit.

Was meint die Sparkasse Offenburg-Ortenau?

Das Geldhaus im Westen der Ortenau grenzt an den Bereich der Sparkasse Gengenbach. Marco Steffens, Vorsitzender des Verwaltungsrates: "Die Bildung größerer Einheiten bei den Sparkassen sehe ich grundsätzlich positiv.

Es ist gut, wenn sich die Sparkassen zukunftsfähig aufstellen und wenn sie Synergien heben, die letztlich den Kunden zugutekommen", erklärte er auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Offenburger sind mit einer Bilanzsumme von fast fünf Milliarden das größte Sparkasseninstitut im Ortenaukreis.

Tendenz: seit Jahren wachsend. Die Offenburger schluckten vor 18 Jahren die Sparkasse Lahr-Ettenheim und hatten vor längerem bereits die Häuser im Renchtal und Achern übernommen. "Die Sparkasse Offenburg/Ortenau hat bereits einige Fusionen hinter sich und ist eine der größten Sparkassen in Baden-Württemberg.

Damit haben wir eine Größe und Schlagkraft erreicht, die den Herausforderungen gewachsen ist. Sollten sich Sparkassen aus der Nachbarschaft an uns wenden, sind wir jederzeit für Gespräche offen", so Steffens.

Wer sitzt im Osten?

Da ist zum einen die Sparkasse Schwarzwald-Baar der nächste große Player im Markt. Sie entstand 2005 aus der Fusion der Häuser Villingen-Schwenningen und Donaueschingen. Zu diesem Verbund gehören auch die Sparkassen in Furtwangen, Triberg, St. Georgen, Vöhrenbach und Schonach. An die Gebiete im Kinzigtal grenzen außerdem die beiden Sparkassen Rottweil und Freudenstadt mit ihren Verbreitungsgebieten.

Fusion auch bei Volksbanken

Die  Volksbanken rücken auch zusammen:  Jene in Offenburg und  Villingen  fusionierten und sind mit acht Milliarden eine der größten der Republik.  Zwischen deren Gebieten sitzt die Volksbank Mittlerer Schwarzwald mit Filialen auch in Haslach, Hausach, Wolfach, Oberwolfach, Gutach,   Hornberg. Die Volksbank Lahr, das finanzstärkste Geldhaus der Stadt, betreibt Filialen auch  in Zell und Gengenbach.