In mehr als 30 Jahren kommt einiges zusammen: Gisela und Karl-Heinz Walter mit einigen der liebevoll gestalteten Speisekarten, die für Themenwochen und andere Aktionen immer wieder neu zusammengestellt wurden. Foto: Kleinberger

Betreiber Karl-Heinz und Gisela Weber ziehen sich zurück. "Jetzt ist es Zeit für etwas Neues."

Haslach - Ein letztes Mal öffnet der "Storchen" am Sonntag seine Türen, dann ist Schluss. Zumindest in der aktuellen Form: Nach mehr als 30 Jahren ziehen die Betreiber Karl-Heinz und Gisela Walter sich zurück.

Vor 31 Jahren kaufte Karl-Heinz Walter den "Storchen", der mitten in der Haslacher Altstadt liegt, von seinen Eltern. Zehn Jahre zuvor hatte er seine Lehre als Koch angetreten. "Und ich koche auch heute immer noch gerne", sagt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Aber es ist jetzt einfach an der Zeit für etwas Neues." Er und seine Ehefrau wirken an diesem Morgen gelöst und zufrieden mit der Entscheidung.

"Was die Übernahme damals betrifft, stand ich fast unter Zugzwang", gibt Karl-Heinz Walter zu. Zwar mache ihm die Arbeit nach wie vor Spaß, aber der bürokratische Aufwand werde immer mehr. "So langsam habe ich das Gefühl, es überholt mich." Insbesondere die stärkere Kontrolle des Arbeitszeitengesetzes sei für Gastwirte deutlich problematisch. Der Markt an guten Kräften sei ohnehin geschrumpft, nun würde es noch schwieriger. "Wir haben zwar nur Abends geöffnet, was das Problem ein wenig entzerrt. Aber insgesamt nimmt einem die Bürokratie den Spaß", sagt der Gastwirt.

À propos Spaß: Dass das Ehepaar den in den vergangenen Jahrzehnten trotzdem gehabt hat, wird im Rückblick deutlich. Aktionswochen, zweimalige Umgestaltung der Räume, immer wieder neue Ideen – und nicht zuletzt die Einrichtung der Themen- statt normaler Gästezimmer, die seinerzeit im Städtle für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt hat.

"Uns war wichtig, mit Aktionen oder Themenwochen immer wieder etwas Neues anzubieten", ist das Wirte-Ehepaar sich einig und blickt auf eine Vielzahl zurück: Bei Gänse- und Fischwochen sei der "Storchen" anfangs Vorreiter im Tal gewesen. "Für mich war die ›Hexenküche‹ ein tolles Erlebnis", erinnert sich Gisela Walter: Zu den angebotenen Gerichten sei in der Karte erklärt worden, welche Wirkung die verwendeten Kräuter und Gewürze haben. "Die Tischgespräche waren einfach toll mit anzuhören", sagt sie schmunzelnd. Die Speisekarten, die Karl-Heinz Walter während des Gesprächs aus dem Archiv holt, zeigen außerdem: Diese sind immer wieder mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden. Auch die Dekoration zu den einzelnen Aktionen habe einen hohen Stellenwert gehabt, erklärt Gisela Walter.

Ob es Höhepunkte gab? Sicher – so viele, dass im ersten Moment gar kein einzelner im Wirteleben herausstechen will. "Die Organisation von Großveranstaltungen wie der europäischen Nacht haben gezeigt, wie gut die Wirtegemeinschaft hier funktioniert", sagt Karl-Heinz Walter. Das "Pfännle" in diesem Jahr sei insofern ein schöner Abschluss gewesen. Er hoffe, dass die gute Gemeinschaft in Haslach weiter erhalten bleibe. "Wir sind froh, dass uns bei so etwas von vielen Freunden und Bekannten geholfen wurde", sagt der Gastwirt. "Wir sind wirklich dankbar, dass sie die Belastung mitgetragen haben."

Ein anderer Höhepunkt, der bis heute nachwirkt, war das "Essen im Dunkeln". Während das Menü in völliger Dunkelheit die Wirte vor logistische Herausforderungen stellte, sei das Angebot vor 15 Jahren eine echte Sensation im Tal gewesen – damals gab es ähnliche Angebote, wenn überhaupt, nur in Großstädten. "Seit ungefähr drei Jahren bieten wir das nicht mehr an, bekommen aber bis heute immer wieder Anfragen deswegen", erinnern sich die Wirte.

Nun heißt es Abschied nehmen: Am Sonntag öffnen Walters ihren Betrieb zum letzten Mal. Danach wollen sie sich erst einmal sortieren. Für die Zukunft der Haslacher Wirtschaften wünscht Karl-Heinz Walter sich vor allem eines: Dass der Zusammenhalt unter den Wirten weiterhin gut bleibt. "Jeder muss über seinen eigenen Tellerrand hinausschauen", sagt der erfahrene Gastwirt. "Nur das tut Haslach und damit auch den Wirtschaften gut.

Der "Storchen" wird kein Leerstand in Haslach werden: Voraussichtlich Anfang November öffnet dort ein griechisches Restaurant. Karl-Heinz Walter erklärte, er habe sich lange um Nachfolger bemüht und in den kommenden Pächtern solche gefunden, von denen er überzeugt ist, "dass es klappt". Der Hotelbetrieb geht zunächst weiter wie gehabt.

Dekorations- und Kunstgegenstände aus dem Besitz des Ehepaars Walter werden derzeit im "Storchen" zu den gewohnten Öffnungszeiten zum Verkauf angeboten.